Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)
gleich unterhalten“, sagte Matt und stand auf. „Wir fünf sind wieder vereint und das ist alles, was zählt. Wir sind noch am Leben. Und ich gebe euch ein Versprechen. Wir werden siegen, auch wenn wir einen hohen Preis dafür zahlen müssen.“
Er ging hinüber zu Scott. „Lass uns ein Stück gehen …“
„Wir haben uns nichts zu sagen“, murrte Scott.
„Das ist nicht wahr.“
„Ich habe dir nichts zu sagen, Matt. Das ist mein Ernst.“
„Gib mir fünf Minuten, Scott. Das ist alles, worum ich dich bitte. Danach brauchst du mich nie wieder zu sehen.“
„Fünf Minuten?“
„Du hast doch sowieso nichts Besseres vor – schließlich schläfst du gerade. Wenn du aufwachst, werden wir meilenweit voneinander entfernt sein.“
„Also gut. Meinetwegen.“ Scott erhob sich lässig. Er ignorierte Pedro noch immer. Aber er ignorierte auch Jamie und das war viel schlimmer.
Scarlett beobachtete, wie die beiden weggingen. „Was ist los?“, fragte sie Pedro. „Du warst mit Scott in Italien. Was ist passiert?“
„Nichts“, antwortete Pedro deprimiert.
„Nichts? Und wieso siehst du dann halb verhungert aus, trägst nur Fetzen und hast einen gebrochenen Finger, während Scott aussieht, als käme er geradewegs von einer Modenschau?“
„Pedro …?“ Jamie flehte ihn an, ihnen alles zu erzählen.
„Ich kann es euch nicht sagen!“ Pedro sprang auf, ging in die andere Richtung und kickte mit dem Fuß wütend in den grauen Staub. Kurz darauf war er auf der anderen Seite des Hügels verschwunden.
Jamie und Scarlett blieben allein zurück. „Wir fünf wieder vereint?“, wiederholte Jamie Matts Worte bedrückt. „So fühlt es sich aber nicht an.“
Matt und Scott standen in der leeren grauen Landschaft beieinander. Es war hauptsächlich Matt, der redete und anscheinend versuchte, Scott etwas begreiflich zu machen. Scott schüttelte den Kopf. Matt stoppte ihn und sprach erneut eindringlich auf ihn ein. Er schien sein Selbstbewusstsein wiedergefunden zu haben.
Er weiß etwas, das wir nicht wissen, dachte Jamie.
Scott murmelte etwas. Er versuchte zurückzuweichen, aber Matt blieb dicht bei ihm und ließ nicht zu, dass er einfach wegging.
Scarlett hätte zu gern gehört, was die beiden besprachen. Sie wusste nicht, ob es Matt gelungen war, Scott seinen Standpunkt klarzumachen, und überlegte, wie sie ihm helfen konnte. Sie dachte bereits daran, zu den beiden hinüberzugehen, als plötzlich der Mann auf sie zukam. Er trug immer noch das weiße Hemd, aber von vorn konnte sie erkennen, dass seine Weste gemustert war. Er war Araber, auch das erkannte sie jetzt. Die beiden schwarzen Scheiben, die seine Augen verbargen, schimmerten im Licht.
„Fünf“, sagte er.
Immer dasselbe Wort. Sonst nichts und auch keine Erklärung … „Matt!“, rief sie.
Aber Matt war weit weg und redete immer noch mit Scott. Zur gleichen Zeit hörte sie das Aufheulen eines Motors und jemand brüllte sie an. Sie hatte Blut an den Händen. Als der Wagen durch ein Schlagloch rumpelte, wurde sie nach vorn geschleudert.
Sie war in der Wüste, auf dem Vordersitz eines Land Cruisers. Remy, der Franzose, saß zusammengesunken auf dem Rücksitz.
Ägypten lag hinter ihnen. Bis nach Dubai waren es noch achtzig Kilometer.
GL ÜCKSRAD
26
Albert Remy war tot. Der Franzose, der in London zum Nexus gehört und in Ägypten zehn Jahre auf sie gewartet hatte, war in der Nacht gestorben. Richard war nicht überrascht. Die letzten drei Tage hatte Remy starke Schmerzen gehabt und bei jedem Schlagloch und jeder Unebenheit in der Wüstenstraße aufgeschrien, wobei ihm jedes Mal blutiger Schaum auf die Lippen getreten war. Eine Kugel war direkt unter dem linken Arm in seine Brust eingedrungen und Richard hatte vermutet, dass sie die Lunge verletzt hatte. Seine Atmung hatte grauenvoll geklungen, ein tiefes Rasseln, das fast so laut war wie das Motorengeräusch, und deshalb hatten Scarlett und Richard auch gemerkt, wann er gestorben war. Es war in der vierten Nacht gewesen, aber Richard war trotzdem weitergefahren, weil sie Angst hatten, in der Dunkelheit anzuhalten.
Doch dann ging die Sonne auf, die Straße war vollkommen leer und weit und breit gab es nichts zu sehen als Wüste – wie schon auf der gesamten Fahrt durch die glühende Hitze, die sie von Ägypten über die Suezkanal-Brücke und durch drei weitere Länder geführt hatte, darunter Saudi-Arabien, das sie der Länge nach durchquert hatten. Richard war die ganze Strecke
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