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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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wollt ihr das Leben jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes dieser Gemeinschaft aufs Spiel setzen?“
    „Warum sollten wir Angst vor der Polizei haben?“, fragte Sir Ian. Er war einer von denen, die dafür gestimmt hatten, Jamie loszuwerden.
    „Wenn ihr Angst vor jedem Fremden habt – was sehr vernünftig ist –, solltet ihr ebenso viel Angst vor der Polizei haben.“ Der Reisende fuhr sich mit einer Hand über die Wange. Sie war mit dunklen Stoppeln bedeckt. Er rasierte sich zwar noch, aber mit Klingen, die schon viele Hundert Mal benutzt worden waren. Etliche andere Männer hatten es aufgegeben, als es keine Rasierklingen mehr gab, und trugen jetzt struppige Bärte. „Auf meiner Reise vor sieben Jahren“, fuhr er fort, „bin ich weiter oben am Fluss durch viele Dörfer gekommen. Die Häuser standen zwar noch, aber es lebte niemand mehr darin … keine Seele. Ich sah Häuser, die nur noch leere Hüllen waren, und leere Felder, auf denen nichts mehr wuchs außer Unkraut. Was ist mit den Bewohnern passiert, was glaubt ihr? Vielleicht hat einer von ihnen aus irgendeinem Grund beschlossen, sich an die Polizei zu wenden. Vielleicht hat jemand herausgefunden, wo sie waren.“
    Er ließ diese letzten Worte eiskalt im Raum stehen.
    „Die Polizei könnte auch so herkommen“, sagte Miss Keyland. „Sie könnten den Jungen zufällig hier finden, und wenn es so aussieht, als würden wir ihn bei uns verstecken, würden sie uns bestrafen.“
    „Wieso sollte die Polizei herkommen, wenn wir sie nicht rufen?“, fragte Mr Flint. Er war offenbar derselben Meinung wie der Reisende.
    „Aber der Junge hat doch offensichtlich irgendein Verbrechen begangen …“ Miss Keyland nahm das Blatt mit den Fotos in die Hand. Es überraschte mich, dass sie überhaupt daran dachte, Jamie auszuliefern, aber als Lehrerin hatte sie vielleicht zu viel Respekt vor dem Gesetz.
    „Ich habe nichts Schlimmes getan“, sagte Jamie leise. Er hatte schon eine ganze Weile nichts mehr gesagt.
    „Woher willst du das wissen?“, höhnte Dolan. „Ich dachte, du hättest dein Gedächtnis verloren?“
    „Ich würde nie etwas tun, das einem anderen schadet. Ich bin nicht hergekommen, um Ihnen zu schaden.“
    „Und wieso ist dein Bild dann auf diesem Steckbrief?“, fragte Miss Keyland. „Warum wirst du von der Polizei gesucht?“
    „Ich weiß es nicht. Und Ihnen verrät man es auch nicht. Alles, was sie tun, ist, Ihnen Geld anzubieten …“
    „Die Frage ist auch, wieso das Bild zehn Jahre alt zu sein scheint“, fügte Mrs Flint hinzu.
    „Ich bin derselben Meinung wie der Reisende“, sagte ich. „Ich finde, Sie sollten Jamie nicht wegschicken. Was ist so schlimm daran, ihn hierbleiben zu lassen?“
    Das war eindeutig ein Fehler. Sir Ian sah mich von oben herab an. „Du bist nicht hier, um mit uns abzustimmen, Holly“, sagte er kühl. „Du bist hier, weil man dir vorwirft, dass du die Gesetze des Dorfes gebrochen und dabei geholfen hast, einen Fremden zu verstecken. Und auch von dir haben wir jetzt genug gehört, Reisender, vielen Dank. Du wirst jetzt gehen, damit der Rat seine Arbeit tun und eine Entscheidung treffen kann.“
    Ich rechnete damit, dass der Reisende widersprechen würde, aber er wusste es besser als ich, nickte knapp und ging. Mir fiel auf, dass er ein bisschen hinkte. Vielleicht war die feuchte Kälte des Flusses in seine Knochen gekrochen. Wir warteten, bis er fort war und seine Schritte auf dem Steinboden verhallten. Im hinteren Teil der Kirche wurde knarrend eine Tür geöffnet, die dann mit einem Krachen wieder zufiel. Wir waren wieder unter uns.
    „Es gibt nichts mehr zu sagen“, verkündete Sir Ian. „Wir wollten gerade abstimmen und haben uns verschiedene Argumente angehört. Lasst uns jetzt entscheiden.“
    „Ich finde, der Reisende hat recht“, sagte Mr Flint. „Wieso sollen wir uns in Gefahr begeben? Der Junge kann hierbleiben, selbst wenn wir ihn einsperren müssen. Lassen wir die Polizei da raus.“
    Mrs Flint war derselben Meinung, was niemanden wunderte. Auch der Vikar nickte. „Er ist ein Kind. Wenn wir uns um ihn kümmern, kommt sein Gedächtnis vielleicht zurück. Bis dahin …“ Er verstummte.
    Was ebenfalls niemanden wunderte, war die Tatsache, dass Dolan und Reade ihre Meinung nicht geändert hatten. „Liefern wir ihn ab“, sagte Reade.
    „Und kassieren die Belohnung“, fügte Dolan hinzu.
    „Ich weiß nicht“, sagte Miss Keyland. Sie sah sehr alt und müde aus und die Besorgnis stand ihr

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