Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
unordentlichen Locken über die Schultern hingen, und ein schmales, sehr blasses Gesicht. Ihre Augen und ihr Mund verrieten keine Regung. Es war unmöglich, ihr Alter zu schätzen. Obwohl sie in meiner Nähe stand, vermittelte sie den Eindruck, als wäre sie weit weg, und sie schien mit der Dunkelheit, die sie umgab, zu verschmelzen. Die Dunkelheit stand ihr gut.
    Hinter ihr hatten sich zwei Männer aufgebaut, die beide Polizeiuniformen trugen, komplett mit Helmen und Visieren, die ihre Gesichter verbargen. Sie waren mit Maschinenpistolen bewaffnet.
    „Wir wissen, dass der Junge hier im Dorf ist“, sagte die Frau. Es war nicht die, die ich am Telefon gehört hatte. Ihre Stimme war außerordentlich klar und erreichte jeden auf dem Platz, als hätte sie irgendwo einen Lautsprecher versteckt. „Er ist der Einzige, für den wir uns interessieren. Sagt uns, wo er ist, und wir ziehen ab.“
    „Ich muss mich stellen …“, flüsterte Jamie mir zu.
    „Nein.“ Ich packte seinen Arm. „Das darfst du nicht.“
    Alle wussten, dass die Frau log. Sie hatten die Schüsse im Wald gehört. Das Dorf war entdeckt und erobert worden und sie hatten den Eindringlingen nichts entgegenzusetzen.
    Ich sah, wie sich jemand durch die Menge drängte – es war Miss Keyland. Sie hatte sich ein Tuch gegen die Abendkühle umgelegt und trug wie üblich ihre gelben Gummistiefel. Sie sah nicht aus, als wäre sie besonders zufrieden mit sich. Wahrscheinlich begriff sie erst jetzt, welche Konsequenzen ihr Handeln hatte.
    „Mein Name ist Anne Keyland“, verkündete sie.
    „Und?“ Die Frau aus dem Hubschrauber zeigte sich uninteressiert.
    „Ich war es, die Sie angerufen hat.“ Das erregte Aufsehen und empörtes Gemurmel wurde laut. Die Leute, die ihr am nächsten standen, wichen zurück und plötzlich stand Miss Keyland ganz allein da, vom Rest des Dorfes verlassen, aber von allen Seiten beobachtet. Ich sah, wie Sir Ian fassungslos den Kopf schüttelte. Aber Miss Keyland ließ sich nicht abschrecken. „Sie haben eine Belohnung für den Jungen ausgeschrieben. Es gibt vieles, was wir hier brauchen. Die Ernten werden immer schlechter. Das wissen wir alle. Das Wasser wird von Jahr zu Jahr weniger. Wir haben keine Medikamente mehr, falls jemand krank wird, und keinen Treibstoff für den Generator. Das sind alles Dinge, die Sie uns geben können.“ Sie hatte die Stimme gehoben und ich vermutete, dass sie jetzt zu uns allen sprach, um zu erklären, wieso sie es getan hatte. „Sie haben versprochen, dass niemand verletzt würde.“
    „Aber nur, wenn ihr alle kooperiert.“
    „Das tun wir!“
    „Und wo ist der Junge?“
    „Das weiß ich nicht.“
    „Wenn Sie es nicht wissen, sind Sie nutzlos für mich.“ Die Frau hatte die Hand in ihre Manteltasche gesteckt und mit einer kleinen Pistole wieder herausgezogen. Ohne das geringste Zögern erschoss sie Miss Keyland. Blut spritzte hell im Schein der Laternen. Miss Keyland fiel in sich zusammen. Niemand bewegte sich.
    „Und wer sagt mir jetzt, wo ich Jamie Tyler finde?“, fragte die Frau herrisch.
    Ich spürte erneut, wie Jamie neben mir nervös wurde, und merkte, dass er nicht länger aushielt, was da passierte. Er dachte ernsthaft daran, sich zu ergeben. Doch bevor er es tun konnte, rief jemand etwas und ich erkannte sofort, dass es Rita war, obwohl ich sie auf der anderen Seite des Platzes in der Menge nicht sehen konnte. „Jamie ist nicht hier“, sagte sie. „Er ist gegangen, bevor Sie kamen. Er geht durch den Wald in Richtung Osten.“ Rita hatte absichtlich eine Lüge in diese Information eingebaut. Sie wusste genau, dass Jamie und ich Richtung Norden aufgebrochen waren. Natürlich ahnte sie nicht, dass uns die Umstände gezwungen hatten, ins Dorf zurückzukehren.
    „Ist das wahr?“, fragte die Frau.
    „Ja.“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Dann verschwende ich hier nur meine Zeit.“ Sie hob so lässig die Hand, als wollte sie eine Fliege vertreiben.
    Auf dieses Zeichen hin brach die Hölle los.
    Die beiden Polizisten hoben ihre Maschinenpistolen und eröffneten das Feuer. Der Lärm, der von den Gebäuden rund um den Platz zurückgeworfen wurde, war ohrenbetäubend. Die Dorfbewohner, die eben noch stumm und abweisend dagestanden hatten, gerieten in Panik, rannten schreiend gegeneinander und nahmen bei ihrer verzweifelten Suche nach einem Fluchtweg keine Rücksicht auf ihre Freunde und Nachbarn. Sie mussten jedoch erkennen, dass der gesamte Marktplatz umstellt war. Die Polizisten

Weitere Kostenlose Bücher