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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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aber jetzt klang er ganz panisch und die Lichter zögerten nicht eine Sekunde.
    „Ich warne Sie“, rief er. „Ich bin bewaffnet.“
    Einen Moment lang geschah gar nichts, dann leuchtete eine Flamme in der Dunkelheit auf. Zuerst war sie ganz klein, als hätte jemand ein Streichholz entzündet, aber dann wuchs sie monströs an und schoss in einer diagonalen Linie vom Boden zur Plattform des Turms. Tom wusste zweifellos, was gleich passieren würde. Ein paar Sekunden sah ich ihn dort stehen, auf seinem nutzlosen Turm, wie er die ebenso nutzlose Waffe hob, die an seiner Schulter gehangen hatte, komplett eingehüllt in ein orangefarbenes Licht. Das Feuer schoss auf ihn zu und zischte durch die Nacht. Jamie packte mich und wirbelte mich herum, bevor es ihn traf, doch es war zu spät. Ich musste mit ansehen, wie Tom, ein Junge, mit dem ich einst gespielt hatte, von einem Feuerball verschluckt wurde und dabei einen Todesschrei ausstieß, den ich garantiert nie wieder vergessen würde.
    „Wir müssen weg“, flüsterte Jamie. „Zurück ins Dorf.“
    Ich sah mich um. Der Wachturm stand in Flammen, die den Wald fast bis zu der Stelle ausleuchteten, an der wir standen. Nur eine Bodenwelle rettete uns davor, sofort entdeckt zu werden. Die Taschenlampen bewegten sich weiter auf uns zu. Jemand – eine der anderen Außenwachen – brüllte etwas. Es fiel ein einzelner Schuss, gefolgt vom viel lauteren, böseren Rattern einer Maschinenpistole. Danach herrschte einen Moment lang Stille und als Nächstes fiel ein Körper aus den Baumwipfeln und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Waldboden.
    Sie kamen näher. Die Polizei, die Alten, wer immer sie waren. Ich hätte am liebsten losgeschrien, aber das wäre unser Todesurteil gewesen. Also ließ ich mich von Jamie mitziehen und wir rannten wieder zurück, diesmal allerdings viel schneller als zuvor, denn hinter uns war der Pfad vom orangefarbenen Feuerschein erhellt. Es waren noch mehr Schüsse zu hören und ein weiterer Schrei. Ich wollte das nicht hören. Ich wollte Rita und John wiederfinden. Und George.
    Normalerweise hätten wir uns bei Nacht niemals so schnell bewegen können, doch das Dorf war immer noch hell erleuchtet. Wir rannten an Häusern mit offenen Türen und Toreinfahrten vorbei, die erkennen ließen, in welcher Eile die Menschen sie verlassen hatten. Die Kirchenglocke hatte seit dem ursprünglichen Alarm nicht mehr geläutet. Aber alle Dorfbewohner mussten die Schüsse gehört haben. Als wir die Tankstelle erreichten, erklang wieder eine Salve, diesmal leiser, aber unverkennbar. Die zwei Kraftstoffpumpen schienen uns zu beobachten, als wir an ihnen vorbeirannten, wie zwei alte Soldaten, die dort Wache standen und vergeblich auf Ablösung warteten. Das weiße Glühen der elektrischen Beleuchtung wurde vor uns immer heller und wir ließen uns davon anziehen wie Motten, die zum Licht flogen.
    Als wir den Marktplatz erreichten, drückten wir uns in die Schatten, damit uns möglichst niemand sah. Ich wusste nicht, ob sich alle Dorfbewohner dort versammelt hatten, aber die meisten waren wohl da und weit zurückgewichen, weil der Hubschrauber mitten auf dem Platz gelandet war. Ich suchte nervös nach meiner Familie, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Ich sah nur Mike Dolan und Simon Reade – zusammen, wie gewöhnlich – und Dr. Robinson und Sir Ian Ingram standen ebenfalls in der Nähe. Sie alle starrten den Hubschrauber an und wirkten ganz klein und verängstigt.
    Der Hubschrauber war schwarz und gelb, geformt wie eine Kugel mit dicken Metallkufen und drei großen Flügeln, die jetzt schlaff herunterhingen. Die Front bestand vollständig aus Glas und ich konnte einen Teil des Cockpits sehen, in dem ein paar Lämpchen blinkten. Ich hatte noch nie zuvor einen Hubschrauber gesehen, außer auf Bildern, und wenn ich ihn mir jetzt so ansah, fand ich es schwer zu begreifen, dass sich etwas so Schweres und Klobiges tatsächlich in die Luft erheben und fliegen konnte. Und dass es mitten in unserem Dorf stand! Wir hatten uns all die Jahre versteckt und jetzt war das Ding hier gelandet, als hätte es die ganze Zeit gewusst, wo wir waren.
    Neben dem Hubschrauber stand eine Frau. Ob das die Frau war, die ich am Telefon gehört hatte? Sie trug einen schwarzen Ledermantel, der ihr bis an die Waden reichte, und darunter schwarze Lederstiefel. Es war aber wohl keine Uniform. Wahrscheinlich zog sie sich einfach nur gern so an. Sie hatte lange rote Haare, die ihr in

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