Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
sogar Treibstoff.
    Er und Jamie lösten die Seile. George feuerte immer noch kurze Salven, was die Angreifer zurückhielt und sie nicht sehen ließ, wo wir waren. Der Reisende stieß uns vom Ufer ab. Jamie sprang ins Boot und hockte sich neben mich. Die Maschinenpistole hämmerte ein letztes Mal, dann fiel ein einzelner Schuss und es war ein kurzer Aufschrei zu hören. Der Reisende ging ans Ruder.
    Der Motor war fast lautlos – mit einem gedämpften Pochen glitten wir in die Nacht. Ich warf einen letzten Blick zurück. In unmittelbarer Nähe war nichts zu sehen, doch in der Ferne leuchtete der rote Feuerschein des brennenden Dorfes.

ENDSPIEL
DIE VOLLVERSAMMLUNG

8
     
     
    Der Wagen wurde langsamer und hielt an der Ampel. Sofort kamen neun oder zehn Kinder angerannt. Es war der übliche Haufen – barfüßig, in Fetzen gehüllt oder halb nackt, verhungert, mit Augen groß wie Untertassen und leerem Blick, die Hände in der typischen Haltung ausgestreckt, mit der sie immer um Nahrung bettelten. Sie schienen förmlich darum zu wetteifern, wer von ihnen am bedürftigsten aussah. Wir verhungern, flehten sie und durch die Lumpen war zu sehen, wie sich die Haut über die Rippen spannte. Gebt uns etwas zu essen. Gebt uns Geld. Die kahlen Schädel ruckten auf den dürren Hälsen, um die Aufmerksamkeit des Fahrers zu erhaschen. Gebt uns irgendwas.
    Der Fahrer ignorierte sie, starrte durch seine Sonnenbrille stur geradeaus und wartete darauf, dass die Ampel umsprang. Draußen war es heiß, über dreißig Grad, die Straßen stanken nach Fäulnis und sogar das ungeklärte Abwasser, das durch den Rinnstein floss, bewegte sich schneller als der Verkehr.
    Auf beiden Straßenseiten waren Läden, von denen die meisten leer standen. Ihre Schaufenster gewährten einen Blick auf graue Innenräume und Regale, die schon vor langer Zeit geplündert worden waren. Jetzt fand der gesamte Handel auf der Straße statt. Es gab sogar Stände mit Essen: stinkende Abfälle wie Hirn und Innereien, die unter einer Schicht aus grauem Schaum in verbeulten Töpfen vor sich hin brodelten. Alte Männer und Frauen hockten im Schneidersitz vor winzigen Häufchen Obst und Gemüse von den Feldern, die sich bis in die Vorstädte ausgebreitet hatten, in der Hoffnung, sie zu verkaufen und dafür Geld wofür zu bekommen? Für noch mehr Obst und Gemüse, das sie an einem anderen Tag verkaufen konnten? Eine wahnsinnige Frau wachte über eine Pyramide aus Milchpulverdosen, deren Haltbarkeitsdatum vor einem Jahrzehnt abgelaufen war. Ein Mann bot eine Handvoll Batterien zum Kauf an – als hätte jemand Verwendung dafür, selbst wenn er sie sich hätte leisten können. Und natürlich waren da noch die Bettler; blind, gebrochen und brabbelnd. Ein Mann mit Stümpfen anstelle von Armen, ein anderer ohne Augen, ein dritter, der aussah, als wäre er in der Straße versunken, weil unterhalb seines Bauches nichts mehr kam. Eine Frau mit einem Baby im Arm, das vermutlich tot war. Ein paar herrenlose Hunde, die zusammengerollt im Schatten lagen. Die Köter, die noch nicht verhungert waren, würden die anderen fressen, die weniger Glück hatten.
    Wie üblich war der Lärm ohrenbetäubend und der Verkehr so dicht, dass kaum zu erkennen war, in welche Richtung er sich überhaupt bewegte. Es waren ein oder zwei teure Limousinen unterwegs, die wichtige Personen an wichtige Orte brachten, aber der Großteil der Fahrzeuge gehörte auf den Schrottplatz oder kam von dort. Es waren uralte verbeulte Autos mit Rissen in den Scheiben und Plastiksitzen, die nur von den unmöglichsten Ersatzteilen und Gebeten zusammengehalten wurden. Busse standen rumpelnd da, vollgestopft mit Menschen, die stundenlang ohne einen Luftzug dicht aneinandergepresst in der Hitze zu Tode geschmort wurden. Die Straßen waren überfüllt mit Fahrrädern, Rikschas, Motorrollern und Tuktuks, motorisierten Todesfallen, die sich mit ihren Rasenmähermotoren durch den Verkehr schlängelten wie angriffslustige Wespen.
    Der Fahrer pochte mit den Daumen aufs Lenkrad und wartete darauf, dass es endlich grün wurde. Eines der Kinder, ein etwa sechs- oder siebenjähriger Junge, klopfte an die Scheibe und zeigte auf seinen Mund. Am liebsten hätte der Fahrer die Waffe gezogen, die er immer bei sich trug, und dem kleinen Schmarotzer damit zwischen die jämmerlich glotzenden Augen geschossen. Die Straßenhändler würden kurz aufschauen und dann wieder ihrer Arbeit nachgehen. Und das Blut würde in die von Fliegen wimmelnden

Weitere Kostenlose Bücher