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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Jauchepfützen fließen, die jeden Riss und jedes Schlagloch der Straße gefüllt hatten. Ein Maul weniger zu stopfen! Einen Moment lang konnte er der Versuchung kaum widerstehen. Aber um den Jungen zu erschießen, würde er das Fenster öffnen müssen, und das bedeutete, für ein paar Sekunden den Lärm und die Hitze hereinzulassen. Das war es nicht wert. Es würde seinem Fahrgast nicht gefallen.
    Die Ampel sprang um, aber der Wagen bewegte sich nicht. Vor ihnen war die Straße blockiert. Ein Ochse mit einem Karren voller alter Kühl- und Gefrierschränke -Altmetall – war quer über die Kreuzung getrieben worden. Doch die Ladung war zu schwer für das ausgemergelte Tier, das zusammengebrochen war und jetzt alle drei Fahrspuren versperrte. Sein Besitzer prügelte mit einem Stock auf den Ochsen ein. Zwei Polizisten in schwarz-weißen Uniformen rannten herbei. Sie hätten helfen können. Sie hätten den Verkehr umleiten oder ein paar der Kinder zwingen können, die Ladung von der Straße zu räumen. Doch sie brüllten nur und schlugen mit ihren Gummiknüppeln um sich. Wenig später brüllte jeder jeden an. Ein wildes Hupkonzert brach los. Der Ochse lag reglos da, Speichel troff aus seinem Maul.
    „Was ist los, Channon?“, fragte der Passagier.
    „Es tut mir leid, Sir. Es scheint einen Unfall gegeben zu haben …“
    „Das macht nichts. Wir haben noch viel Zeit.“
    Der Innenraum des Wagens war klimatisiert und die Luft wurde vor dem Einströmen zweifach gefiltert. Die Sitze waren mit Leder bezogen, die Scheiben getönt und der Fußraum mit dickem Teppich ausgekleidet. Der Passagier las Zeitung und in dem Fach neben ihm standen mehrere Flaschen Wasser. Auch ohne das kugelsichere Glas, die Seitenpanzerung, die militärischen Anforderungen genügte, und die Türen, die so schwer waren wie die eines Passagierflugzeugs, hätte er sich in seinem Wagen sicher und von der Außenwelt abgeschottet gefühlt. Er war Leitender Direktor der Nightrise Corporation, der mächtigsten Firma auf dem Planeten. Er war geschützt.
    Nightrise hatte in den letzten zehn Jahren einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Telekommunikation, Energie und Waffenentwicklung waren noch heute wichtige Betriebszweige … aber es waren so viele andere dazugekommen, dass es kaum noch einen Bereich gab, in dem sie nicht Marktführer waren. Sie kontrollierten fünfundsechzig Prozent der weltweiten Nahrungsproduktion. Ihre medizinische Abteilung verfügte über Heilmittel für nahezu alle Krankheiten der Welt. Zeitungen oder Fernsehsender wagten keinerlei Kritik an Nightrise, weil Nightrise sie alle gekauft hatte. Tatsache war, wer essen, gesund bleiben und mit einem gewissen Komfort leben wollte, brauchte Nightrise – allerdings gehörte es zur Firmenphilosophie, dass Nightrise die Kunden nicht brauchte.
    Der Name des Direktors war Jonas Mortlake und er arbeitete schon sein ganzes Leben lang für die Firma. Seine Mutter Susan hatte die Niederlassung in Los Angeles geleitet und war eine hoch angesehene Mitarbeiterin gewesen, bis man ihr eine Kugel in den Kopf gejagt hatte. Jonas arbeitete im Londoner Büro, als er davon erfuhr, doch er bat nicht um einen freien Tag für die Beerdigung. Dafür hatte er zu viel zu tun und außerdem war er mit einer einfachen Regel aufgewachsen: Die Firma steht immer an erster Stelle. Davon abgesehen hatte er seine Mutter ohnehin nicht besonders gerngehabt. Er hatte sie nur ein paar Mal im Jahr gesehen und war immer ein wenig neidisch auf ihren Erfolg gewesen.
    Jonas war immer noch ein junger Mann – was auch gut war, weil ihn Alter ebenso anwiderte wie jede andere Schwäche. Seine blonden Locken waren beinahe militärisch kurz geschnitten und er hatte auch die körperliche Verfassung eines Soldaten … das Ergebnis einer ausgewogenen Ernährung und eines persönlichen Trainers, der jeden Tag in seinem privaten Kraftraum mit ihm arbeitete. Jonas war stolz auf seinen Körper und seine perfekt ausgebildeten Muskeln, die er niemals mit etwas anderem umgab als einem Tausend-Dollar-Anzug. Seine Nägel waren manikürt, die Augenbrauen gezupft und die Zähne künstlich gebleicht. Das Erscheinungsbild war wichtig. Das gehörte zu den Dingen, die er beim Wirtschaftsstudium gelernt hatte. Und jetzt war die Firma sein Leben.
    Trotz allem war er kein besonders gut aussehender Mann. Die vielen Stunden vor dem Computerbildschirm hatten seinen Augen geschadet und deshalb trug er jetzt eine metallgerahmte Brille, die nicht recht in sein

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