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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Scott schaute nach vorn ins Licht. „Lass uns erst nachsehen, wo wir sind.“
    Und das erwies sich als Fehler. Pedro dachte jetzt wieder daran, wie schon so oft. Sie hätten umdrehen und die zwei oder drei Schritte durch die Tür zurückgehen sollen. Alles wäre ganz anders gekommen, wenn sie nach Hongkong zurückgegangen wären – oder an irgendeinen anderen Ort auf der Welt! Stattdessen waren sie in einen schattigen Kirchhof geschlichen, in dem Unkraut wucherte, wo früher vielleicht einmal ein Garten gewesen war, und in dessen gesprungenem Steinbrunnen jetzt kein Wasser mehr plätscherte. Ihm blieb gerade genug Zeit, zu erkennen, dass sie sich im Kreuzgang einer alten Kirche befanden, deren Priester schon lange fort waren.
    Scott hatte etwas sagen wollen – vielleicht wollte er eine Warnung rufen –, doch da kam bereits eine Gruppe Männer aus dem Nichts auf sie zugestürmt. Sie trugen schwarze Uniformen und waren mit Gummiknüppeln und Dosen mit Reizgas bewaffnet, die Pedro nach seinem Leben auf den Straßen von Lima sofort erkannte. Sie hatten keine Chance. Er sah, wie einer der Männer seinen Knüppel schwang und Scott niederschlug. Er sprang auf ihn zu, um ihm zu helfen. Jemand packte ihn und er trat und schlug um sich, versuchte sogar, den Angreifer zu beißen. Doch dann hörte er ein Zischen und spürte etwas Nasses auf seiner Haut. Eine Sekunde später hatte er das Gefühl, als würde sein Gesicht explodieren, und Tränen strömten ihm über die Wangen. In seinen Augen brannte es wie Feuer, ebenso in seiner Kehle. Als er Luft holte, sog er das Feuer in seine Lunge. Blind und hilflos musste er zulassen, dass sie ihm die Arme auf den Rücken zerrten, und nahm an, dass sie mit Scott dasselbe machten.
    Pedro bekam erst wieder etwas mit, als die Schmerzen nachließen. Er war allein in einer Zelle irgendwo im Gebäude. Er rief nach Scott, doch es kam keine Antwort. Sie hatten ihm die Handfesseln abgenommen, und er rieb sich so lange geduldig die Augen, bis er wieder etwas sehen konnte. Er hatte längst erkannt, dass diese Männer schon auf sie gewartet hatten. Der Angriff war gut geplant und ohne das geringste Zögern ausgeführt worden. Aber wie war das möglich, wo doch weder er noch Scott geahnt hatten, wo sie herauskommen würden?
    Es waren drei Tage vergangen. Und dann, während er schlief, waren sie gekommen, hatten ihn gefesselt, ihm einen Sack über den Kopf gestülpt und ihn hergebracht.
    Im ersten Moment war Pedro froh gewesen, Scott zu sehen, aber dieses Gefühl war längst verblasst. Er machte sich Sorgen. Er konnte keine Verbindung zu ihm aufnehmen. Da war nicht einmal ein Hauch von Freundschaft. Sie sprachen kaum noch miteinander. Vielleicht hatte Scott Angst – aber Pedro wusste, dass da noch etwas anderes war. Es war viel schlimmer. Scott hatte zugelassen, dass sie sich in seinen Kopf drängten. Vielleicht lag es an allem, was er durchgemacht hatte. Aber er veränderte sich. Allmählich, Tag für Tag, wurde er einer von denen.
    Pedro schlief. Das war seine Zuflucht. Und wenn er schlief, landete er in der Traumwelt, wo er Matt zum ersten Mal begegnet war. Sie war genauso wie immer -eine Wüste, farblos und ohne Leben, in der sich die Wolken nie bewegten und deren Landschaft sich nie änderte.
    Doch obwohl diese Welt so tot war, fühlte Pedro sich dort wohl. Er war überzeugt, dass sie irgendwie auf seiner Seite war. Er hoffte, die anderen dort zu finden, doch so weit er sie auch durchstreifte, er kam nirgendwo an und war immer allein.
    Und dann, eines Nachts, entdeckte er etwas.
    Es war so außergewöhnlich, dass er es im ersten Moment für Einbildung hielt; ein Traumbild in einem Traum. Es war ein Baum, der ganz allein mitten in diesem öden Land wuchs. Sonst war kilometerweit nichts da, nicht einmal Unkraut – es war sogar das erste Lebenszeichen, das Pedro jemals in dieser Welt gesehen hatte. Der Baum war farblos. Wie alles andere bestand er aus verschiedenen Schattierungen von Schwarz und Grau, ähnlich den Bildern auf dem alten Fernseher, der einst auf dem Markplatz des Dorfes gestanden hatte, in dem er geboren worden war. Es war eine Palme mit einem dicken runden Stamm, die sich hoch in den Himmel erhob und deren Wipfel aus gezackten Blättern aussah, als wären sie im Moment einer Explosion eingefangen worden.
    Pedro ging darauf zu. Er wusste genau, dass die Palme Momente zuvor noch nicht da gewesen war, dass er sie nicht am Horizont gesehen hatte. Sie war einfach aufgetaucht, direkt

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