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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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sie ein wenig in ihren Bewegungen behinderte. Er sah ihr kurz geschorenes Haar, die Brille, die schmale, etwas hochmütige Nase, die mitleidslos verkniffenen Lippen. Aber da war noch etwas. Mitten auf ihrer Stirn klaffte ein kreisrundes Loch. Als sie bei ihm ankam, brach Scott zusammen, würgend, die Hände vor sich ausgestreckt. Es war ihm egal, wie er dabei aussah. Er würde nicht so tun, als wäre er mutig. Die schlichte Wahrheit war, dass er nichts mehr davon ertragen konnte.
    Er spürte eine Hand auf der Schulter.
    „Scott?“, sagte die Stimme, doch jetzt klang sie anders. „Was hast du? Was ist los?“
    Er schaute auf.
    Es musste an der Droge liegen, die sie ihm gespritzt hatten, denn der Raum hatte sich plötzlich verändert. Er war nicht länger das Folterzimmer. Und es war auch nicht Susan Mortlake, die vor ihm stand. Es war ein Mann im Anzug, der ihr aber auf merkwürdige Weise ähnlich sah. Auch er trug eine Brille, eine mit runden Gläsern, und die Form seines Gesichts und sein dünner Mund erinnerten Scott an sie. Der Mann trug seine blonden Locken fast militärisch kurz. Seine Haut war glatt und bartlos. Er wirkte gleichermaßen verblüfft und besorgt, als könnte er nicht begreifen, wieso Scott vor ihm zusammengebrochen war.
    Die medizinischen Apparate waren verschwunden. Das Bett ebenfalls. Scott befand sich in einem viel größeren Raum, als er zunächst angenommen hatte – es war eher so etwas wie ein Saal mit einer gewölbten Decke und einem Kronleuchter, an dem mindestens hundert Kerzen brannten. Gab es hier überhaupt Strom? Der große Raum konnte recht modern sein, aber auch aus dem Mittelalter stammen. Es war schwierig, sich über irgendetwas Gewissheit zu verschaffen. An einer Seite war ein gigantischer offener Kamin, in dem ein ordentlicher Stapel Feuerholz loderte. Der Boden bestand aus Natursteinen, aber vor dem Feuer lag ein dicker antiker Teppich. Eine Doppeltür aus Glas führte hinaus auf einen Balkon mit einer Balustrade aus Stein. Obwohl es mitten am Tag war, schien es ziemlich dunkel zu sein. Es sah aus, als wäre die Luft voller Ruß.
    „Geht es dir gut?“, fragte der Mann.
    Scott war am Boden, auf den Knien. Er sah sich noch einmal um und wagte nicht zu blinzeln, weil er fürchtete, dass sich der Raum dann wieder verändern würde.
    „Ich will dir nichts tun“, sagte der Mann. „Eigentlich wollte ich dir nur etwas zu essen anbieten.“
    Er machte eine Handbewegung. Bisher war es Scott nicht aufgefallen, aber im Raum stand auch ein Tisch -oder es war eine weitere Sinnestäuschung und der Tisch war gerade erst erschienen. Er war für zwei Personen gedeckt – mit Käse, Obst, kaltem Braten und einem dunkelroten Getränk, dass aussah wie Wein. An den Wänden hingen Gemälde von Personen, die vermutlich schon vor Jahrhunderten gestorben waren, und ein Wandteppich, auf dem Männer mit Pfeil und Bogen Jagd auf einen Hirsch machten. Nichts davon war vorher schon da gewesen. Es war, als würde alles nacheinander vor ihm auftauchen. Wie in einem Traum.
    „Hast du Hunger?“, fragte der Mann. Scott hatte keinen Appetit. Nicht jetzt. Ihm war aber auch klar, dass er seit Wochen nicht mehr richtig gegessen hatte. Sein Magen war noch nie so leer gewesen. Der Mann streckte ihm die Hand entgegen und zog ihn auf die Füße. „Komm, lass dir aufhelfen. Du siehst aus, als wärst du durch die Hölle gegangen!“
    Scott saß am Tisch, obwohl er sich nicht erinnern konnte, wie er dorthin gekommen war. Der Stuhl war geformt wie ein Thron, mit Lehnen, die sich um ihn herum bogen. Das Essen war zwar einfach, aber sein Duft unwiderstehlich. Er sah an sich herab. Es war unglaublich, aber er schien andere Sachen anzuhaben: eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd. Genau so ein Outfit hatte er tragen müssen, als er noch zu den Auftritten in Nevada gezwungen worden war, nur dass diese Sachen viel hochwertiger waren und aus der weichsten Baumwolle bestanden.
    „Bitte – bedien dich.“
    Der Mann schenkte ihm etwas von der roten Flüssigkeit ein und Scott stürzte sie gierig hinunter. Es war kein Wein, aber die Wirkung war dieselbe. Das Getränk war kalt und schmeckte süß – nach irgendwelchen Beeren.
    „Wo bin ich?“, fragte Scott.
    „Du bist in Neapel. In Italien. Du wurdest mit dem Hubschrauber von der Abtei San Galgano hergebracht. Dort bist du durch die Tür gekommen. Es tut mir leid, dass du es die ganze Zeit so unbequem hattest, aber es hat eine Weile gedauert, bis wir in Amerika davon

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