Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
hätte sich der Berg in einen Vulkan verwandelt, aus dem geschmolzene Lava und Rauch quollen. Anfangs war Chaos nur ein gewaltiger Nebel, dunkel und formlos. Dann erschien in dem Nebel ein Auge, so gelb wie das einer Echse. Eine Klaue krallte sich in den Kraterrand und zog den Rest des Körpers heraus, als würde er aus ihm geboren. Vielleicht hatte er Hörner, vielleicht die Haut einer Schlange. Das war nicht zu erkennen, denn Chaos war zu groß, zu unfassbar. Er konnte jede beliebige Form annehmen und auch jetzt veränderte er sich …
    Vor ihren Augen fanden die verschiedenen Teile zusammen und formten das perfekte Ebenbild eines Mannes, nur menschengroß, der von der Bergflanke zu ihnen herabstieg. Nur dass er kein Mann war. Er war der schwarze Scherenschnitt eines Mannes, seine Silhouette. Scarlett musste bei seinem Anblick an die Papiermännchen denken, die sie als Kind ausgeschnitten hatte. Aber bei Chaos schien es, als bestünde er aus der Materie der Welt. Er war ein schwarzes Loch. Er war nichts. Der Berg und der Himmel umwaberten ihn, aber er bestand aus reiner Energie, dem ungefilterten Bösen. Er war ein gesichts- und lebloses Wesen, das alles verschlang.
    „Die Fünf …“, wisperte er und seine Stimme schien vom Anbeginn der Zeiten zu stammen, noch bevor das erste Licht die Welt erhellt hatte. Über ihm züngelten die Flammen. Seine Armee erwartete seinen Befehl.
    Aber er würde es eigenhändig beenden. Er setzte seinen Weg bergab fort.
    Scarlett schloss die Augen und bereitete sich auf den Tod vor.
    Auch Richard Cole hatte damit gerechnet, dass er sterben würde.
    Ihm war klar, dass er den Vorsitzenden und die Alten um ihren großen Fang betrogen hatte. Matt hing zusammengesunken vor ihm – er war ja immer noch an das Gestell gefesselt –, aber Richard konnte sehen, dass er seinen Frieden gefunden hatte. Sein Kopf hing herab und er atmete nicht mehr. Richard hatte das Gefühl, in Stücke gerissen zu werden. Er war so voller Trauer wie nie zuvor in seinem Leben. Gleichzeitig war er aber auch froh, dass es zumindest für Matt jetzt vorbei war.
    Er rechnete fest damit, dass der Vorsitzende ihn umbringen würde. In der ganzen Arena herrschte Stille und die Zuschauer – Reihe um Reihe – starrten ihn so geschockt an wie Kinder, denen man ihr Spielzeug weggenommen hat. Die Wachen, die ihn hergebracht, und die beiden Folterknechte, deren Werk er gesehen hatte, standen reglos da und warteten darauf, dass ihnen jemand sagte, was sie tun sollten. Der Vorsitzende war wütend und ängstlich zugleich. Das war seine Schuld. Er hatte den Journalisten hergebracht und aus irgendeinem unerklärlichen Grund hatte er übersehen, dass der Kerl eine Art antiken Dolch bei sich trug. Er hatte zugelassen, dass er den Jungen tötete – das Einzige, was auf keinen Fall hätte passieren dürfen. Was würden die Alten jetzt tun? Was würden sie mit ihm machen?
    Er war leichenblass geworden. Auf seiner kahlen Stirn pulsierte eine Ader und an seinem Hals hatte sich eine kleine Mulde gebildet, weil er so heftig nach Luft schnappte. Sein Arm fuhr hoch und er zeigte mit einem zitternden Finger auf Richard.
    „Tötet ihn!“, kreischte er mit schriller Stimme. „Tötet ihn sofort!“
    Niemand rührte sich. Wem galt dieser Befehl? Richard dachte daran, sich zur Wehr zu setzen oder einen Fluchtversuch zu unternehmen, aber er war zu erschöpft. Es interessierte ihn nicht mehr. Nach dem, was er gerade hatte tun müssen, war es ihm egal, ob er lebte oder starb. Matt hing immer noch vor ihm, mit kahl geschorenem Kopf, sein fast nackter Körper war übersät mit Verletzungen, die ihm jetzt nicht mehr wehtun konnten. Richard wollte bei ihm bleiben. Er hatte es satt, ständig wegzulaufen.
    Plötzlich hatte er das Gefühl, als bewegte sich der Boden unter seinen Füßen, und er musste um sein Gleichgewicht kämpfen. Im ersten Moment dachte er, er hätte es sich nur eingebildet, bis er sah, wie eine der Wachen gegen die andere taumelte. Es war nicht nur die Plattform. Die ganze Höhle bebte. Die Zuschauer merkten es ebenfalls. Ein paar von ihnen sprangen auf. Als die ersten Felsbrocken und Steine herabzuprasseln begannen, brach Panik aus. Das Beben wurde immer schlimmer. Das blaue Licht flackerte an und aus und es gab Momente, in denen vollkommene Dunkelheit herrschte. Richard sah alles nur noch verschwommen. Er hatte das verrückte Gefühl, in ein Loch gesaugt zu werden, das gar nicht existierte.
    „Tötet ihn!“, schrie der

Weitere Kostenlose Bücher