Horror Cocktail
Dunkelheit abwarten müßten, weil wir ja kein Badezeug dabei hatten.
Jedenfalls, ich machte Blödsinn. Dieser George – nun, glauben Sie bloß nicht, ich hätte nicht gewußt, warum er mich mit all den Drinks vollpumpte. Als wir gingen, blieb er noch einmal an der Bar stehen und kaufte sich ein Bier.
Der Mond ging gerade auf; er war beinahe voll. Wir fingen während des Fahrens an zu singen, und ich fühlte mich so richtig wohl. Na, und als er dann sagte, gehen wir doch nicht zum Strand, und daß er diese kleine, abgelegene Stelle wüßte, da dachte ich: Warum nicht?
Es war so eine Art kleine Bucht, und man konnte abseits der Straße parken und dann hinuntergehen und über das Meer schauen.
Aber deshalb hatte George die Stelle nicht ausgesucht. Er hatte überhaupt kein Interesse daran, übers Wasser zu schauen.
Das erste, was er tat, war, daß er seinen großen Bademantel ausbreitete. Als Nächstes machte er sein Bier auf, und dann fing er an zu fummeln.
Nichts Ernstes, wissen Sie, einfach nur fummeln und so. Na ja, er sieht wirklich nicht schlecht aus, trotz seiner einge-schlagenen Nase, und wir hielten uns ans Bier. Irgendwie war 46
es romantisch. Ich meine, der Mond und das alles. Erst als er wirklich zu stürmisch wurde, bremste ich ihn. Und da mußte ich ihm praktisch schon eine kleben, bis er begriff, daß ich es wirklich ernst meinte.
»Laß das«, sagte ich. »Schau dir an, was du gemacht hast!
Du hast meinen Hüfthalter zerrissen!«
»Zum Teufel, ich kauf dir einen neuen«, sagte er. »Komm schon, Baby.« Er versuchte, mich wieder zu packen, und ich klebte ihm eine richtige, direkt auf die Backe. Einen Augenblick lang glaubte ich, er würde deswegen wütend werden.
Aber er war ziemlich voll, schätze ich. Jedenfalls, er fing an, mir vorzufaseln, wie leid es ihm täte, und daß er schon wüßte, daß ich nicht zu der Sorte gehöre, aber daß er eben verrückt nach mir sei.
Ich mußte beinahe lachen; sie sind so komisch, wenn sie so werden. Aber ich rechnete mir aus, daß es bestimmt klüger wäre, wenn ich ihm etwas vorspielte, und so tat ich einfach so, als sei ich wirklich sauer und noch nie in meinem Leben derart beleidigt worden.
Dann sagte er, wir sollten noch etwas trinken und drehte sich um, aber die Dose war leer. Also meinte er, wie es denn wäre, wenn er die Straße hinauflaufen und noch etwas holen würde.
Oder wir könnten ja beide zu der Taverne gehen, wenn ich wollte.
»Mit den ganzen Flecken an meinem Hals?« fragte ich. »Ich gehe auf keinen Fall mit. Wenn du noch etwas willst, dann hol dir’s selbst.«
Jedenfalls, deshalb war ich allein, als es passierte. Ich saß da auf diesem Bademantel und schaute auf das Wasser hinaus, als ich sah, wie sich dieses komische Ding bewegte. Erst meinte ich, es sei ein Stück Holz oder so etwas. Aber als es dann näherkam, stellte ich fest, daß es ein Schwimmer war, und er kam schnell näher.
Ich beobachtete ihn also weiter und sah, daß es tatsächlich 47
ein Mann war und daß er auf den Strand zukam. Dann war er nahe genug, und ich sah, wie er aufstand und an Land watete.
Er war groß, wie die Baseballspieler, wissen Sie, nur nicht so sehnig, wenn Sie wissen, was ich meine. Und, beim Himmel, er hatte überhaupt nichts an. Keine Badehose. Nicht einen Faden.
Nun ja, ich meine, was sollte ich tun? Ich rechnete mir aus, daß er mich vielleicht nicht sehen konnte, und außerdem kann man ja nicht in der Gegend herumrennen und wie eine Verrückte schreien. War ja auch niemand in der Nähe, der mich hätte hören können. Ich war ganz allein. Also blieb ich einfach sitzen und wartete darauf, daß er die Böschung hinauf zur Straße oder sonstwo hin ging.
Aber er ging nicht weg. Er kam aus dem Wasser und direkt auf mich zu. Stellen Sie sich das mal vor – da saß ich also, und dort war er – tropfnaß und ohne Kleider. Aber er begrüßte mich ganz freundlich, als sei alles in bester Ordnung. Er sah richtig verträumt aus, wenn er lächelte.
»Guten Abend«, sagte er. »Dürfte ich Sie fragen, wo ich mich hier befinde?«
Stellen Sie sich vor: Er wollte wissen, wo er sich befand!
Ich sagte ihm, wo er war, und er nickte, und dann erst bemerkte er, wie ich ihn anstarrte. Er sagte: »Dürfte ich Sie bitten, mir diese Decke zu leihen?«
Na ja, was konnte ich denn tun? Ich stand auf und gab ihm den Bademantel. Er wickelte sich hinein. Erst jetzt stellte ich fest, daß er diese Tasche in der Hand hatte. Sie war aus irgendeinem
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