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Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss

Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss

Titel: Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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Vaterunser.
    Rückwärts.

2
Mehmet
Zwei Jahre zuvor
    »Tja, so sieht also ein Gehirn aus. So ’n bisschen wie Spaghetti oder so was.«
    – Texas Chainsaw Massacre
    Als Mehmet Hübsch das »Liberty Diner« im Jahre 2011 eröffnete, hielten seine Freunde ihn für verrückt.
    »Verrückt« war allerdings noch die harmloseste Bezeichnung, die ihm um die Ohren flog. Außerdem war es viel schlimmer, dass seine Familie sich von ihm lossagte – zumindest der türkischstämmige Teil. Für sie war es undenkbar, dass ein Türke Schweinefleisch verkaufte. Es half nichts, dass der größte Teil der Speisen aus Rindfleisch, Hühnchen und anderen tierischen Produkten bestanden und das wenigste aus Schweinefleisch.
    Bis auf die Spareribs.
    Außerdem hatte Mehmet keinen Einfluss auf das Angebot, denn das »Liberty Diner« war eines dieser rasend schnell wuchernden Franchise-Unternehmen.
    Nachdem er die Anzeige in der Zeitung gelesen und vierzigtausend Euro Vorschuss hingeblättert hatte, hatte er geglaubt, alles richtig gemacht zu haben. Zumal der Manager ihm versicherte, er wisse aus sicherer Quelle, dass die neue Bundesstraße genau an der Stelle vorbeiführen würde, an der jetzt noch die »Schwarze Mühle« stand.
    Der Besitzer der Schwarzen Mühle hatte sich längst verabschiedet, als das Liberty Diner in die alten Räume zog. Das altertümliche Gebäude stand direkt an der Kreuzung zweier Landstraßen und strahlte so gar nichts von Freiheit und Größe aus, wie sein Name vermuten ließ. Und bis auf den Neon-Schriftzug und eine amerikanische Flagge hatte das Franchise-Unternehmen nichts herausgerückt. Man setzte auf Eigeninitiative.
    Also hatte Mehmet den alten Kasten erst einmal weiß gestrichen, in sämtlichen Fenstern Neonlichter angebracht und ein ausrangiertes, rostiges Chevrolet Impala Cabrio aus den Siebzigerjahren vor das Gebäude gestellt. Nur dass es ihm keinen einzigen Kunden mehr bescherte, dafür eine lange, kostspielige Auseinandersetzung mit dem Ordnungsamt. Schließlich landete der Chevrolet auf dem Parkplatz hinter dem Liberty Diner und rostete weiter vor sich hin.
    Es war nicht so, dass sich kein einziger Kunde ins Liberty verirrte. Anfangs kamen die Neugierigen in Scharen, vor allem Jugendliche aus den umliegenden Dörfern. Einmal erschien sogar eine zwanzigköpfige Rockergruppe, die Mehmet den Laden verwüstete.
    Das Problem war: Der von dem Franchise-Unternehmen gelieferte Fraß schmeckte den meisten Kunden nicht. Und etwas anderes anzubieten war Mehmet laut Vertrag verboten. Außerdem hatte er dafür sowieso bald kein Geld mehr.
    Und die versprochene Bundesstraße kam auch nicht.
    Nach einem Jahr war Mehmet nicht nur pleite, sondern so hoch verschuldet, dass ihm keine Bank mehr weiteren Kredit gewähren wollte. Selbst das Franchise-Unternehmen drohte, ihn nicht mehr zu beliefern, sollte er weiterhin die Zahlungen verweigern.
    Und Mehmet glaubte noch immer, dass Spareribs vom Schwein stammten. Zumindest so lange, bis ein Kunde ihm die Knochen samt Fleisch vor die Füße warf.
    Der Kunde war GI und hieß Jim Daniels. Der Name klang, als hätte man zwei Whiskybrands zusammengemixt, um eine dritte, hochkarätige Marke daraus zu kreieren.
    Mehmet Hübsch hatte in seinem Leben schon viele Farbige getroffen, aber noch nie einen, der so schwarz war wie Jim. Nur eine lange Narbe auf seiner rechten Wange leuchtete rosarot, als wäre sie relativ frisch. Und die Augen blitzten so blau wie das Mittelmeer vor Monte Carlo.
    Jim Daniels war breitschultrig und mit eins achtzig größer als der größte von Mehmets Brüdern. Dennoch wirkte er in keiner Weise bedrohlich, im Gegenteil: Sein freundliches Lächeln, das jedes Mal eine Bresche aus schneeweißen Zähnen in die Schwärze seines Gesichtes zog, wirkte freundlich und einnehmend.
    Jim klärte Mehmet auf, in Texas tauge Schweinefleisch nur dazu, Ratten anzulocken. Echte Spareribs mussten vom Jungbullen stammen, basta!
    Als Jim das nächste Mal erschien, hatte er marinierte Jungbullenrippen dabei. Er legte sie auf den Rost und teilte sie brüderlich mit Mehmet. Und zum ersten Mal ahnte Mehmet Hübsch, wie die große Freiheit wirklich schmeckte.
    Die Begegnung mit Jim Daniels erwies sich in jeder Hinsicht als Glücksgriff. Im Zivilleben war Jim Koch gewesen. Außerdem ging seine Armeezeit bald zu Ende, und er hatte noch keinen richtigen Plan, was er mit seinem neuen Leben anstellen sollte. Außerdem hatte er einen großen Teil seines Soldes gespart, anstatt ihn in

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