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Horror Factory 10 - Rachegeist

Horror Factory 10 - Rachegeist

Titel: Horror Factory 10 - Rachegeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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einundzwanzig.
    Schön war die Zeit.
    Vor Nigel steht eine stattliche Leinwand auf der Staffelei.
    Auf die spritzt er ziemlich dünnflüssige Farbe.
    Sieht aus, als hätte er seine surreale Phase erreicht.
    Wahrscheinlich hilft er gleich beim Verlaufen nach.
    Bevor er jedoch Hand anlegen und dem Zufall etwas auf die Sprünge helfen kann, klingelt es an der Tür.
    Nigel geht zum Aufzug.
    Ich lasse mich kein zweites Mal bitten.
    Inzwischen erkenne ich eine Chance, wenn ich sie sehe.
    Wie ein Tiger stürze ich mich auf die Leinwand mit der frischen Farbe, die bereits der Schwerkraft folgt.
    Wenn es mir gelingt, mich so weit zu verfestigen, dass ich etwas in die Farbe schreiben kann …
    In meiner Vorstellung muss ich jemanden nur auf mich aufmerksam machen.
    Das macht ihn hoffentlich empfänglicher und die weitere Kontaktaufnahmen entsprechend einfacher.
    So eine Chance kommt vermutlich kein zweites Mal.
    Ich konzentriere mich.
    Rot.
    Gelb.
    Blau.
    Grün.
    Schwarz.
    Als Nigel mit dem Pizzakarton in der Hand zurückkommt, bin ich bereits fertig.
    Doch Nigel läuft geradewegs an der Leinwand vorbei.
    Ich will schon frustriert schreien.
    Bis sich Nigel noch einmal umdreht und mit gerunzelter Stirn zurückkehrt, um die Leinwand zu betrachten.
    Ich gestatte mir einen Jubelschrei.
    Dergestalt motiviert, stürze ich mich erneut auf die Leinwand und füge noch ein zweites Wort hinzu.
    Keine Ahnung, ob ich mit dem male, was einmal mein Finger gewesen ist, oder meiner Nase oder etwas anderem.
    Spielt keine Rolle.
    Nigel mustert die Leinwand.
    Dann zuckt er mit den Schultern und geht in die Küche.
    »Nein!«, rufe ich entsetzt.
    Meine Zuversicht fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
    Ich schwebe ein Stück von der Leinwand fort, wobei es sich eher wie Torkeln anfühlt, und betrachte mein Werk.
    DlA nHI Fe 
    Vielleicht kann man zwei oder drei der bunten Krakel als rudimentäre Buchstaben erkennen, wenn man weiß, wonach man Ausschau halten muss, doch im Großen und Ganzen …
    »Nein«, entfährt es mir beim Anblick der für jeden anderen sinnlosen Kringel und Faxen.
    Ein weiterer Reinfall.
    Ein weiterer Rückschlag.
    Da lohnt keine Wiederholung.
    Ich brülle vor Wut und Verzweiflung.
    Tobe unsichtbar durch das Loft.
    Erschöpft und entmutigt schwebe ich schließlich in die Küche.
    »Mach’s gut, alter Freund«, sage ich traurig zu Nigel, der dasitzt und hastig seine Pizza runterschlingt, um wieder zu seinem nächsten Meisterwerk zurückzukehren.
    Nicht wissend, dass er damit die letzte Nachricht seines einstmals besten Freundes übermalen wird.
*
    Ich habe versagt.
    Mir bleibt wohl kaum anderes übrig, als darauf zu warten, dass auch diese Extrarunde ihr Ende findet.
    Was auch immer danach kommt.
    Wohin auch immer es danach geht.
    Ich vermeide es, darüber nachzudenken.
    Interessiert mich auch nicht großartig.
    Es kann keineswegs demütigender oder grausamer sein als das, was ich seit meinem Tod durchgemacht habe.
    Nicht bitterer.
    Nicht sinnloser.
    Ich fliege … ja, wohin eigentlich?
    Nach Hause kann ich ja kaum noch sagen.
    Zurück im Grunde auch nicht.
    Wie es aussieht, sind sprachliche Spitzfindigkeiten alles, was ich noch habe, während ich auf die Finsternis warte.
    Marc und Elizabeth sind oben im Schlafzimmer.
    Nicht mal mehr das Gästezimmer.
    Kurz verspüre ich den Drang, nachzusehen, was sie treiben.
    Ich kämpfe ihn nieder und schwebe wieder nach draußen.
    Mein Blick gleitet über den Rasen.
    Die Einfahrt.
    Den Gehsteig.
    Die Straße.
    Und da erkenne ich, was ich die ganze Zeit übersehen habe.
    Die Hexe.
    Optimismus und Enthusiasmus sind etwas für jene, die es sich leisten können.
    Trotzdem sause ich über die Straße und ins Haus der Nachbarin, deren Namen ich nicht mal kenne.
    Ohne Scheu oder Scham fliege ich durch alle Zimmer.
    Niemand zu Hause.
    Zumindest niemand Menschliches.
    »Komm doch rein«, begrüßt mich die Katze, die es sich auf einem ordentlich gemachten Bett bequem gemacht hat.
    Als würde es ihr gehören.
    »Was macht die Rache?«, fragt sie jovial.
    »Was denkst du denn?«
    »Nun. Du bist hier. Entweder bist du also besonders verzweifelt oder du hast Sehnsucht nach mir.«
    »Genau. Wann kommt deine Besitzerin wieder?«
    »Wer?«
    »Deine Besitzerin.«
    »Wer?«
    »Deine … ach so. Witzig.«
    »Mau?«
    »Erspar’s mir. Wo steckt die Hexe?«
    »Sehe ich aus, als ob mich das schert?«
    »Du siehst aus wie eine fette Katze, die zumindest regelmäßig gefüttert wird.«
    Die Katze rollt

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