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Horror Factory 10 - Rachegeist

Horror Factory 10 - Rachegeist

Titel: Horror Factory 10 - Rachegeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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hat sie auch von mir.
    Ich schaue ihr über die Schulter.
    Früher hat sie das immer gehasst.
    Jetzt kriegt sie es nicht mal mit.
    Er ist fort , schreibt sie auf eine neue Seite, und erst da wird mir bewusst, dass mein Drang zu schreiben ebenfalls eines der Dinge ist, die für immer passé sind.
    Früher fühlte ich mich schlecht, wenn ein Tag verging, ohne dass ich wenigstens ein bisschen was geschrieben habe.
    Wie ein Suchtkranker auf Entzug.
    Ich bin mir noch unsicher, ob die Befreiung von diesem Zwang auch wirklich etwas Befreiendes an sich hat.
    Wie Bradbury das wohl empfunden hat?
    Er fühlte sich ja schon krank, wenn er mehr als ein paar Tage nichts schrieb.
    Um über alte und neue Zwänge nachzudenken, lasse ich Becca und ihren Text eine Weile alleine und geistere durch die lichtdurchflutete Wohnung.
    Ich muss daran denken, wie Becca, Elizabeth, Marc und ich uns die Wohnung angesehen haben, und wie ich damals als Erster gegangen bin, weil ein Abgabetermin gedrückt hat.
    Beim Umzug blieb meine Hilfe aus.
    Am Tag der Einweihungsparty war ich zum Abschluss einer Signier-Tour durch Kalifornien in Los Angeles.
    Die Liste der Anlässe, an denen ich hier durch Abwesenheit glänzte, ist viel zu lange.
    Auch darüber sinniere ich.
    Als ich erkenne, dass ich mich schon eine ganze Weile um meine verworrenen Gedanken gekümmert habe, ist es zu spät.
    Sie ist fort.
    Was immer ich mir erhofft habe.
    Was immer ich ausprobieren wollte.
    Was immer möglich gewesen wäre.
    Es ist zu spät.
    Ich starre auf das Macbook, das sich von meiner Substanzlosigkeit nicht aus dem Energiesparmodus aufwecken lässt und mir so sogar den Zugang zu Beccas Text verwehrt.
    »Zu spät«, sage ich leise, und womöglich ist das ja die ultimative Erkenntnis.
*
    Der zähe Verkehr ist kein Problem für mich.
    Verursacht höchstens Schadenfreude, als ich mir meinen Weg in Richtung des Skylight District in Downtown bahne.
    Ich möchte Rodney besuchen.
    Elizabeth’ acht Jahre jüngeren Bruder.
    Hab ihn lange nicht mehr gesehen.
    Seit der Scheidung.
    Hässliche Sache.
    Hat seine Frau Sue am Schluss geschlagen.
    Er und Elizabeth haben miteinander gebrochen.
    Sue ist noch immer Elizabeth’ beste Freundin.
    Sie wusste bestimmt von Marc.
    Ob Rodney auch etwas wusste?
    Glaub nicht.
    Er und ich haben uns immer prima verstanden, und er hätte mir sicher Bescheid gegeben, und sei es nur, um seiner Schwester eins auszuwischen.
    Rodney ist ein Workaholic.
    Vielleicht lagen wir ja deshalb auf einer Wellenlänge.
    Auch an diesem Samstag sitzt er in der Kanzlei.
    Da er nicht zu Hause war, kam ich hierher.
    Er sichtet Akten und Protokolle.
    Ich frage mich, ob die Kollegin, mit der er damals als Erstes fremdgegangen ist, noch immer hier arbeitet.
    Heute ist er allein hier.
    Das Büro ist still wie eine Gruft.
    Deshalb fühle ich mich jedoch keineswegs wohler.
    Auf dem Weg hierher ist mir klar geworden, wieso es falsch war, zu Denise und Becca gegangen zu sein.
    Sie sind nicht nur meine Töchter.
    Sie sind auch Elizabeth’ Kinder.
    Es wäre falsch, sie in die Sache mit hineinzuziehen.
    Perfide und geradezu amoralisch.
    Aber Rodney?
    Rodney ist perfekt.
    Er hasst Elizabeth.
    Sie hat ihn damals schlechtgemacht, wo sie nur konnte.
    Ihn praktisch für vogelfrei erklärt.
    Rodney hasst Elizabeth.
    Ich denke, er würde ihr schaden, wenn er könnte.
    Das mag nicht unbedingt für ihn sprechen – aber es spricht auch nicht gerade für Elizabeth, würde ich sagen.
    Doch bevor ich anfange, meine Rache zu planen, muss ich mich erst mal mit Rodney in Verbindung setzen.
    Er sitzt an seinem Schreibtisch, für den bestimmt ein paar Orang-Utans obdachlos wurden.
    Neben einem Stapel dick gefüllter Aktenordner liegt Rodneys teure Seidenkrawatte.
    Dahinter steht eine leere Dose Red Bull.
    »Scheißdreck«, murmelt Rodney und wirft frustriert eine Akte auf den Stapel.
    Seine Laune wird noch schlechter, als die Dose umfällt.
    Ich sondiere derweil die Lage.
    Das mir zur Verfügung stehende Material.
    Computer und Monitor.
    Laserdrucker und Telefon.
    Lampen und Neonröhren.
    Also schön.
    Ich rechne mir keine großen Erfolgsaussichten aus, wenn ich mich darauf versteife, irgendwas zu tippen.
    Vor dem Bildschirm habe ich nach meiner Erfahrung mit dem Fernseher bei Denise eher Skrupel.
    Vom Morsen habe ich hingegen keine Ahnung, womit die Lichtschalter ebenfalls rausfallen.
    Der Drucker könnte interessant sein.
    Allerdings führt der Weg zum Drucker über den Rechner, und das wirkt auf

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