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Horror Factory 10 - Rachegeist

Horror Factory 10 - Rachegeist

Titel: Horror Factory 10 - Rachegeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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Kopf hebt. »Los! Sofort!«
    Beim Cabrio-Besitzer handelt es sich um einen eingebildeten Marketingmenschen aus dem Verlag.
    Einer von denen, die so auf Marcs Story abfahren.
    Hab seinen Namen vergessen.
    Er sprintet auf seinen Wagen zu.
    Wild Bill klettert und fällt aus dem Mercedes.
    Glücklicherweise ist er schneller als der Bürohengst.
    Bill springt leichtfüßig über die immergrüne Hecke hinter dem Auto und rennt ungebremst weiter.
    Ich hole ihn mühelos ein.
    »Da vorne links!«
    Bill nickt abgehackt und legt noch einen Zahn zu.
    Währenddessen überlegt der verdecklose Volltrottel hinter uns noch, ob er wegen ein paar durchwühlten CDs mit seinem feinen Zwirn über die Hecke klettern soll.
    Auf einmal fängt Wild Bill an wie von Sinnen zu lachen.
    Und da bricht es auch aus mir hervor.
    Ich lache wie ein Bekloppter.
    Einfach, weil ich mich so lebendig wie lange nicht fühle.
    So lebendig ich mich eben fühlen kann.
    Auch in den Jahren vor meinem Tod hatte ich nie so einen Kick bekommen.
    Von nichts.
    Von niemandem.
    Ob Schwachsinn für Geister ansteckend ist?
*
    Der Leichenschmaus findet bei uns zu Hause statt.
    Bei Elizabeth, meine ich.
    Es hat mich ganz schön mitgenommen, wie leicht wir uns auf das Anwesen schleichen konnten.
    Wild Bill und ich warten im Gartenhaus.
    War ein Heidenstück Arbeit, ihn davon zu überzeugen, nicht zu den Containern am Friedhof zurückzukehren.
    Am liebsten hätte er da sein neues Lager aufgeschlagen.
    »Du wartest hier«, schärfe ich Wild Bill ein.
    Er ignoriert mich.
    »Bill? Hörst du? Du wartest hier.«
    »Wild Bill.«
    »Wild Bill. Hast du mich verstanden? Warte hier.«
    »Mh.«
    »Hast du mich verstanden?«
    »Mh.«
    Ich drohe ihm mit dem Finger.
    Wie einem kleinen Kind.
    »Man sollte Engel nicht verärgern. Nicht mal wenn man Wild Bill heißt. Halt die Füße still, bis ich wiederkomme.«
    Ich bin schon fast durch die Holzwand geglitten, als ich Bills Stimme dumpf und leise hinter mir höre.
    »Du bist kein Engel.«
    Ich schieße zurück und gehe ihn heftig an.
    Gebe ihm keine Zeit, nachzudenken.
    »Was hast du da gerade gesagt?«, schnappe ich.
    »Nix«, wiegelt er ab, doch damit lasse ich ihn nicht durchkommen.
    »Lüg mich nicht an! Du kannst einen Engel nicht belügen.«
    »Du bist kein Engel«, murmelt Wild Bill erneut.
    »Sag das noch mal.«
    »Du bist kein Engel«, wiederholt er.
    Fester.
    Überzeugter.
    Selbstsicherer.
    Vorsicht, Dylan.
    »Ach nein? Und was bin ich deiner Meinung nach dann? Und wieso folgst du mir trotzdem?«
    »Ich weiß nicht, was du bist. Aber es ist leicht, jemandem einfach zu folgen.«
    Ich sehe ihn lange an.
    Er weicht meinem Blick aus.
    »Tut mir leid«, sagt er. »Wenn du willst, nenn ich dich weiter einen Engel.«
    »Tu einfach, was ich dir sage«, sage ich schroff und verschwinde durch die Wand.
    Diesmal sagt Wild Bill nichts mehr.
*
    Die Gäste sind fort.
    Nur die Familie ist noch da.
    Becca.
    Denise und die Kinder.
    Und Mike, der mit seinem Vater beschäftigt ist, der im Rollstuhl am Esstisch sitzt.
    Wenn ich mir Leonard ansehe, wie er mit Alzheimer und Arthrose im Rollstuhl geistlos vor sich hin starrt und zwanghaft am Leben gehalten wird, damit er ja noch seinen nächsten Geburtstag feiern kann, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe.
    Elizabeth und Marc sehen das fraglos genauso.
    Die beiden haben sich abgeseilt und für ein paar Minuten nach oben ins Schlafzimmer zurückgezogen.
    »Das war’s«, sagt der verkommene Scheißkerl und küsst Elizabeth innig. »Alles erledigt. Morgen treffe ich mich mit Donnie und bespreche die Details. Ich hab gesagt, dass du mitkommst. Das ist doch kein Problem, oder?«
    Diesmal geht der Kuss von Elizabeth aus.
    »Nein, Baby. Ist es nicht.«
    Baby.
    Wann hat sie mich das letzte Mal so genannt?
    Hat sie mich überhaupt jemals so genannt?
    Marc lächelt sie an.
    »Ich liebe dich«, sagt er und küsst sie erneut.
    Seine Hände wandern voller Verlangen über ihren Körper.
    Die beiden lassen sich aufs Bett fallen.
    Ich schwebe aus dem Raum, bevor ich noch herausfinde, dass Geister kotzen können.
    Ursprünglich wollte ich warten, bis Becca und die anderen fort sind.
    Doch ich bin blind vor Wut, und da oben im Schlafzimmer bieten sie sich in flagranti auf dem Silbertablett.
    Mit blutrünstigen Gedanken kehre ich ins Gartenhaus zurück und sehe nach dem rostigen Instrument meiner Rache.
    Es ist nicht gerade eine Stradivari.
    Doch Hauptsache, man erkennt das Lied.
    »Es ist so weit«, sage ich zu

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