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Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Titel: Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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ihren Reihen.
    »Das sind frühviktorianische Totengemälde«, sagte Evi.
    Marco zuckte zusammen. Sie war bis auf ein, zwei Schritte an ihn herangetreten, ohne dass er sie kommen gehört hätte. Nun fühlte er ihren warmen Atem auf seiner Schulter. »Wie bitte?«, fragte er irritiert.
    »Ich sammle Gemälde von Toten.« Evi schmiegte sich an seinen Rücken. Ihre Hände fuhren erst sachte über seine Brust, dann bohrten sich ihre Fingernägel wie Krallen in seine Haut. »Diese Art von Porträts sind höchst selten.« Sie biss in seinen Nacken und saugte sich für einige Sekunden an seiner Haut fest, bevor sie weiterredete: »Es war im viktorianischen England nicht unüblich, Fotos oder Daguerreotypien von Liebsten anfertigen zu lassen, die bereits gestorben waren. Um einen bildlichen Beweis dafür zu besitzen, dass Töchter, Söhne, Brüder oder Schwestern tatsächlich gelebt hatten. Die Fotografie erlaubte es den Menschen mit einem Mal, sich bleibende Erinnerungen zu schaffen.«
    Marco konnte sich über die Frau nur wundern, die hinter ihm stand und ihn liebkoste. Sie verfügte über ein ungemein großes Allgemeinwissen.
    »Mitglieder der oberen Zehntausend fanden Fotos zu profan. Jedermann, selbst der Pöbel, so meinten sie, könne sich Derartiges leisten. Also heuerten sie Totenmaler an. Künstler ihres Fachs, die es schafften, die Verstorbenen lebendig wirken zu lassen, dem Betrachter aber auch zu vermitteln, dass sie gestorben waren.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Evis Fingernägel zogen schmerzhafte Spuren hinab zu seinem Bauch, schoben sich dann noch weiter nach unten, zwischen seine Lenden. Es war schmerzhaft und lusterregend zugleich.
    »Es war ein morbides, dekadentes Spiel mit der Wirklichkeit«, flüsterte sie in sein rechtes Ohr. »Vielleicht auch eine Modeerscheinung, bei der jedermann mitmachte, der es sich leisten konnte. Man präsentierte die Liebsten, die man verloren hatte, in gemalten Bildern voll Opulenz. Sieh sie dir doch an, die Toten.« Evi nahm eine Hand von ihm und deutete auf einen Jungen, der wie eine Schaufensterpuppe dastand und ins Leere blickte, umgeben von Blumen, Spielzeug, Kleidung, wertvollem Tand. Ihre andere Hand umfasste sein Glied und massierte es langsam.
    »Peadar McLachlon, dritter Sohn des Liam McLachlon, der den Titel Baron Strange of Knocking trug. Peadar starb im Alter von sechs Jahren am Fleckfieber. Er wurde daraufhin von Rupert van der Meek porträtiert, wohl dem bedeutendsten Vertreter der Zunft der Totenmaler. Das Bildnis entstand etwa zwei Jahre nach dem Tod des Jungen. Sein einbalsamierter Leichnam wurde exhumiert und dem Künstler für mehrere Wochen zur Verfügung gestellt. Stell dir nur mal die Arbeitsbedingungen vor: Van der Meek musste in sehr kühlen und sehr dunklen Räumen arbeiten, damit der Körper nicht weiter verwesen konnte. Es muss bestialisch gestunken haben, Insekten krabbelten überall umher. Man schminkte den Jungen und zwang seinen morschen Körper in ein Gewand. Man hat Peadar auch Glasaugen eingesetzt, deren Künstlichkeit der Maler vorzüglich ins Bild gesetzt hat. Sieh hin, sieh es dir an …«
    Evi massierte nun rascher, heftiger, während sie sich von hinten fest an ihn presste und ein Bein um ihn wand, wie eine Schlange.
    »Die eingefallenen Wangen. Die blasse Hautfarbe. Das spröde Haar. Und ringsum all die Symbole des Todes, die van der Meek in die Bildkomposition eingewoben hat. Alles hat seine Bedeutung, selbst die geringste Kleinigkeit.«
    »Woher weißt du so viel über diese Art von Bildern?« Marco wollte Evis Hand von seinem Glied nehmen, sie drückte noch fester zu. Ihr Atem kam nun hastig, sie stieß mit ihrem Körper gegen den seinen.
    »Ich bin Sammlerin, wie ich schon mal sagte. Ich beschäftige mich mit diesen Dingen. Ich bewundere van der Meek über alles. Zumal er nicht nur als Maler Berühmtheit erlangte.« Sie stieß ihn von sich, als hätte sie mit einem Mal das Interesse an ihm verloren.
    Er drehte sich zu ihr um, sie grinste spöttisch.
    »Wie fühlt es sich an?«, fragte sie.
    »Wie Himmel und Hölle zugleich.« Er klemmte die Beine zusammen. Alles schmerzte. »Warum tust du das, Evi?«
    »Weil ich es kann. Weil ich die Macht dazu habe.« Ihre Nacktheit kümmerte die Frau nicht. Sie ging an ihm vorbei, streifte Marco wie zufällig, trat nahe an den Vorhang links vom Bild des Jungen. »Van der Meek galt auch als Fachmann für die Herstellung von Totenmasken. Im Fall des Peadar McLachlon äußerte er als Bezahlung

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