Horror-Hochzeit
Finte?
Nein, ein Angriff!
Rosa wurde schnell, wuchtete ihren Körper vom Boden ab und streckte ihn ebenso wie den rechten Arm, aus dessen Faust die Messerklinge hervorschaute.
Der Earl stieß ihr den umwickelten Arm entgegen. Damit wollte er den Stoß abblocken doch Rosa war geschickt. Innerhalb eines Sekundenbruchteils änderte sie die Stoßrichtung, so daß die Klinge über den Arm des Mannes hinwegglitt. Dann traf sie.
Frederik hatte sich noch zur Seite werfen wollen aber es klappte nicht mehr.
Zwischen Schulter und Brustbein spürte er den glühenden Schmerz, als das Messer eindrang. Es wurde sofort wieder zurückgezogen Diese Bewegung war begleitet von einem harten Lachen, und die Frau wollte noch einmal nachstoßen.
Diesmal lief sie auf.
Es war ein harter Kniestoß, der sie zurückkatapultierte und bis an die Tür warf.
Plötzlich keimte wieder Hoffnung in Fred auf, die jäh zerstört wurde, als er feststellte, daß er seinen linken Arm nicht mehr bewegen konnte. Er riskierte es und warf einen schnellen Blick nach links. Aus der Messerwunde rann das Blut in langen Streifen nach unten und hatte sich bereits im weißen Stoff des Frackhemds festgesaugt. Dennoch erreichten einige Tropfen seine Hand, wo sie weiterrannen bis zu den Fingerspitzen.
Der nächste Stich.
Fred sah ihn rechtzeitig und diesmal konnte er mit seiner gesunden Hand das Messer zur Seite schlagen, so daß die Spitze nur mehr durch den Hemdstoff ratschte.
Rosa lachte.
Ihr Lachen zerbrach, als sie von einem Faustschlag getroffen wurde. Ihr Gesicht verschwand für einen Moment hinter der Hand. Rosa konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Jetzt fiel sie endlich zu Boden wobei sie schrie wie eine alte Sirene.
Anscheinend sah sie ein, daß ihr der jüngere Mann trotz des Messers überlegen war.
Der Earl wuchs über sich selbst hinaus. Rosa war auf den Rücken gefallen, sie hatte ihre Arme ausgebreitet, und der Mann nutzte die Chance sofort.
Sein Fuß raste nach unten und traf haargenau den Messerarm in Höhe des Ellbogens.
So nagelte er sie fest.
Freds Gesicht war verzerrt, als er auf die Frau niederschaute. »Laß los!« keuchte er. »Laß los, verdammt! Ich warne dich…« Er verstärkte den Druck.
Rosa ächzte und schrie. »Nein, du…«
In diesem Augenblick flog mit einem gewaltigen Schwung die Tür auf. Der Earl stand ziemlich ungünstig zu ihr und bekam das schwere Eichenholz genau in den Rücken.
Es war ein unvorbereiteter Schlag, der ihn da nach vorn wuchtete. Die Klinke hatte zudem einen Wirbel getroffen. Der Schmerz raubte ihm für einen Moment die Luft.
Schwankend schritt er vor, den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen weit aufgerissen.
»Los, mach ihn fertig! Bring ihn um!« Rosas Stimme überschlug sich dabei.
Diese haßerfüllt ausgestoßenen Worte mobilisierten letzte Kräfte bei dem Adeligen. Er schwang auf der Stelle herum, sah Rosas Messer in der Hand eines anderen und achtete nicht darauf. Denn was er noch präsentiert bekam, war viel schlimmer.
»Das… das ist doch nicht möglich. Das kann nicht wahr sein. Ich… ich muß mich…«
»Doch, es ist wahr!« Rosa kreischte den Satz. Sie kniete am Boden und schaute zu.
Ihre Augen glänzten als sie sah, daß der Earl, von einem Messerstich getroffen zu Boden sank. Dieser Stich hatte ihn nicht am Arm erwischt, sondern direkt im Zentrum. Er starb!
Sein Mörder stand über ihm. Das Messer mit der blutigen Klinge noch in der Hand, das Maul aufgerissen, die gefährlichen Reißzähne gefletscht. Es sah so aus, als wollte er sich jeden Moment auf den Toten stürzen um ein grausames Werk zu beginnen.
Dagegen hatte Rosa etwas. »Nein!« rief sie. »Nein, so nicht! Warte, später, dann kommst du zu deinem Recht! Der Plan hat Vorrang nur er, verstehst du?«
Der Mörder nickte und drehte sich ab.
Rosa aber rieb sich abermals die Hände »Es hat geklappt!« flüsterte sie, »es hat geklappt. Jetzt kommt das Finale. Ich habe eine Horror-Hochzeit versprochen. Die soll es auch werden…«
***
Das Schloß der Durhams war wirklich bemerkenswert!
Nicht nur wegen seiner Größe, auch die Mauern zeigten jene Stabilität, wie sie nur durch eine ständige Renovierung erhalten werden konnte. Und das kostete Geld.
Der Earl of Durham hatte es ja.
Mir war es gelungen mich abzusetzen Eigentlich waren die oberen Trakte für Gäste tabu. An den Enden der jeweiligen Treppen hingen quer gespannte Kordeln, die dieses andeuten sollten, aber ich stieg über sie hinweg und kümmerte
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