Horror-Hochzeit
mich nicht darum.
Im ersten Stockwerk empfing mich eine nahezu geisterhafte Ruhe. Von der Hektik und dem Trubel der Feier war so gut wie nichts mehr zu hören, hier kam ich mir vor wie in einer anderen Welt, hineinkatapultiert in die Vergangenheit, deren Zeugen überall zu finden waren. Sei es die alten Rüstungen die Waffen an den Wänden oder die düsteren Ölgemälde der Ahnengalerie.
Zum Betrachten der Bilder ließ ich mir die nötige Zeit. Ich sah in Gesichter, in Profile und schaute auf Körper, die bei den Männern stets hart und düster gemalt worden waren, bei den Frauen wesentlich weicher und verklärter.
Unter den männlichen Ahnen befanden sich finstere Gestalten mit oft pechschwarzen Barten und glühenden Augen. Die meisten Köpfe waren mit Helmen bestückt, und ein jedes Gesicht strahlte einen gewissen Kampfeswillen aus.
Befand sich unter diesen längst Verstorbenen jemand, der mit der Hölle einen Pakt geschlossen und vielleicht den fürchterlichen Keim des Lykanthropen, des Werwolfs, in sich getragen hatte? Diese Frage wollte mir nicht aus dem Kopf, doch auch beim Betrachten der Gesichter fand ich keine Antwort.
Langsam schritt ich weiter.
Immer mehr entfernte ich mich von der Musik und dem Lärm. Um dies zu hören, mußte ich mich schon sehr konzentrieren.
Hin und wieder leuchteten Wandlampen Ihren Schein konnte man mit einem schmutzigen Gelb umschreiben.
Am Ende des Ganges führte eine breite Treppe wiederum nach unten allerdings in einen Trakt, in dem nicht gefeiert wurde. Bisher hatte ich leider nicht gefunden was ich suchte, nämlich die Privatgemächer der Durhams. Sie wollte ich mir zuerst anschauen um anschließend die Wirtschaftsräume zu betreten.
Nach dem Absatz führte der Gang weiter in den nächsten Trakt des Schlosses.
Ich nahm mir vor, ihn noch zu durchsuchen und dann zurückzugehen. Bisher war mir kein Mensch begegnet. Ich lief mutterseelenallein durch das fremde Schloß und wurde vom Atem der Vergangenheit gestreift. Es war ein seltsames Gefühl. Manchmal rieselte es mir kalt den Rücken hinab, und ich setzte meine Schritte unwillkürlich langsamer und vorsichtiger.
Lange blieb ich nicht allein. Vor mir, etwa in der Mitte des Ganges wurde eine Tür geöffnet. Ziemlich leise, kaum zu hören aber ich sah einen Lichtschein, der aus dem Zimmer, über die Schwelle und in den Gang hineinfiel, wo er ein schräges, helles Rechteck malte, das schon sehr bald von einem menschlichen Schatten durchkreuzt wurde. Jemand kam.
Ich blieb stehen der andere wandte sich in meine Richtung und näherte sich mit mit zügigen Schritten. Er mußte auch eine Lichtinsel durchqueren.
Jetzt erst erkannte ich ihn.
Es war Frederik Arthur Earl of Durham, der frisch vermählte Ehemann, der sich zurückgezogen hatte und sich nun wieder auf den Weg zu seinem Fest befand.
Mich sah er und stutzte für einen Moment.
Die Entdeckung paßte mir nicht in den Kram, nun mußte ich mir eine Ausrede einfallen lasse. Ich hatte schon den Mund geöffnet, als er sich in Bewegung setzte, sehr schnell ging, mich noch mit einem kalten, mißtrauischen Blick bedachte und mich passierte.
Damit hatte ich nicht gerechnet!
Normalerweise hatte kein Gast in diesem Teil des Schlosses etwas zu suchen Ausgerechnet der Eigentümer begegnete mir, dem Fremden und Nichteingeladenen, ohne auch nur ein Wort darüber verlauten zu lassen. Das stank.
Oder bildete ich mir etwas ein?
Ich drehte mich um und schaute dam hochgewachsenen blonden Mann nach, der mittlerweile die Treppe erreicht hatte und wenig später aus meinem Blickfeld verschwunden war.
Der Fall wurde immer rätselhafter. Diese Rosa hatte ich finden wollen, statt dessen begegnete mir der Earl.
Aus welchem Zimmer war er noch gekommen? Ich schaute nach vorn und zählte leise die Anzahl der Türen ab. Es war das vierte Zimmer auf der linken Seite.
Sehr lange brauchte ich nicht, um die Distanz zu überwinden stand vor der verschlossenen Tür und horchte zunächst einmal auf verdächtige Geräusche.
Ich vernahm keine. Auch als ich mein Ohr gegen das Holz preßte, war nichts zu hören.
Da ich nicht mitbekommen hatte, daß abgeschlossen worden war, ging ich davon aus, eine offene Tür zu finden. Die Klinke war schwer, ließ sich aber leicht nach unten drücken.
Mit dem rechten Knie stieß ich die Tür auf und schaute in einen großen menschenleeren Raum, der als Arbeitszimmer und Bibliothek diente. Licht brannte. Ich trat über die Schwelle und ließ mich von der
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