Horror-Hochzeit
stehen, schaute in das Zimmer, sah den im Sessel liegenden Mann und nickte bestätigend.
»Darf ich eintreten Sir?« Ihre Stimme troff vor falscher Freundlichkeit.
»Ja, bitte.«
»Danke.« Rosa schloß die Tür und näherte sich mit langsamen Schritten, während sie keinen Blick von ihrem jungen Herrn nahm. Rosa trug ein schwarzes Kleid mit einem weißen Kragen Aus ihm schaute ihr Kopf hervor wie der Schädel einer Vogelscheuche, während sie nickend weiterging und dabei versuchte, einen besorgten Ausdruck auf ihr Gesicht zu legen, was ihr sogar gelang.
»Ist Ihnen nicht gut, Sir?«
»Nein, Rosa. Ich habe Kopfschmerzen.«
»Wie ist das möglich?«
»Weiß ich auch nicht. Plötzlich waren sie da. Sie kamen wie angeflogen Ich fühle mich richtig matt und elend.«
Rosa nickte und zog weiterhin ein bedauerndes Gesicht, während es um ihre Lippen zuckte. »Ja, ja«, sagte sie. »Es kann leicht etwas dazwischen kommen.«
»Wie meinst du das?«
»Ach, nur allgemein.«
»Dann ist es gut.« Der Earl stemmte sich in die Höhe. »Weshalb bist du nicht bei der Feier, Rosa?«
»Sie interessiert mich nicht Außerdem ist alles blendend vorbereitet worden Was soll ich noch? Sie wissen ja, Sir, ich liebe den Trubel weniger. Die Stille gefällt mir.«
»Das weiß ich.« Der Earl of Durham krauste die Stirn. »Da ist noch etwas, Rosa. Ich habe über die Worte meiner Frau nachgedacht. Sie gingen mir sogar während der Trauung nicht aus dem Kopf. Hast du Lucienne wirklich mit einem Messer bedroht, als sie in der Nacht ihr Zimmer verlassen hatte?«
Die Frau atmete tief ein Sie tat sogar entrüstet. »Glauben Sie das von mir, Sir?«
Fred lächelte. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
Rosa bestätigte nichts. Sie ging einen Schritt zur Seite und drehte dem im Sessel Liegenden ihr Profil zu. »Wie gut kennen Sie mich, Sir?«
»Sehr gut, Rosa. Schon als Kind haben Sie mich immer verwöhnt und vor den anderen in Schutz genommen.«
Rosa nickte. »Ja, das tat ich. Sie haben nichts vergessen, Sir. Und ich tat es gern, sehr gern sogar. Denn ich wußte, daß es für einen guten Zweck ist.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Überhaupt nicht, Sir. Nehmen Sie es einfach hin, okay?«
»Meinetwegen Dennoch bin ich skeptisch.«
Rosa hob die Schultern. »Ich wollte nur, daß Ihnen nichts passiert, Sir. Der gute Zweck hatte ein Ziel, einen Grund und dieses Ziel ist nun erreicht.«
»Heißt das, daß du dich nicht mehr um das Schloß und seine Bewohner sorgen willst?«
»Doch, natürlich. Jetzt viel mehr als früher.«
»Dann beziehe bitte auch meine Frau mit ein. Sie mag deinen Vorstellungen zwar nicht entsprechen aber ich liebe sie.«
»Sie haben mich nicht richtig verstanden oder meine Worte falsch ausgelegt, Sir.«
»Das müssen Sie mir erklären.«
»Ich werde es auch«, erwiderte Rosa und hüstelte. »Mit dieser Hochzeit ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich endlich das erreiche, was ich mir vorgenommen habe.«
»Und was?«
»Es spielt keine Rolle, aber ich kann Ihnen sagen Sir, daß Ihre Frau recht gehabt hat.«
»Wie?« Der Earl war völlig durcheinander.
»In der letzten Nacht ist sie tatsächlich durch das Schloß gegeistert und hat etwas gesehen, was sie nicht sehen sollte. Ich mußte sie zurückschicken.«
»Mit dem Messer in der Hand?«
»So ist es.«
»Rosa!« Der Earl stieß den Namen ächzend hervor. »Das… das darf doch nicht wahr sein.«
»Es ist eine Tatsache. Ich mußte sie mit dem Messer bedrohen, denn in ihrer Naivität hätte sie fast meine gesamten Pläne durcheinandergeworfen.«
»Welche Pläne?« Der junge Adelige vergaß plötzlich seine Kopfschmerzen. Er drückte sich noch weiter hoch und kippte den Sessel wieder in die alte Lage.
»Pläne, die schon seit Ihrer Geburt in mir schlummern!« erklärte die Frau, »und erst jetzt völlig ausgereift sind.«
»Dazu brauchst du ein Messer?«
»Unter anderem.«
»Rosa, ich begreife dich nicht. Willst du damit sagen, daß du meine Frau…«
»Ich hätte sie getötet«, erklärte Rosa kalt. »Ich hätte es wirklich getan wenn sie nicht vernünftig geworden wäre.«
Der Adelige verdrängte seine furchtbaren Gedanken und konzentrierte sich auf das Wesentliche. Er erinnerte sich wieder an die Worte seiner Frau und fragte nach. »Du hast Lucienne auch nicht zu mir gelassen und Ausreden gebraucht.«
»Das stimmt.«
»Und mein tiefer Schlaf?«
»Ich gab Ihnen mit dem Essen ein kleines Pülverchen. Es war sehr einfach«, erklärte Rosa.
Damit
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