Horror-Hochzeit
Todesangst war viel stärker. Im nächsten Augenblick fühlte sie, wie der Boden unter ihren Füßen wich, denn der Werwolf hatte sie mit einer spielerisch anmutenden Leichtigkeit in die Höhe gestemmt und schleuderte sie herum, als wäre sie nur mehr ein Gegenstand und kein Mensch.
Unter den linken Arm klemmte er sein Opfer und sprang den Weg zurück den er auch gekommen war.
Aber er ging weiter, denn er hatte sich ein neues Ziel ausgesucht. Es war das Podium, wo die entsetzten Musiker vor ihren Instrumenten standen. Dabei kümmerte er sich nicht um die Schreie der Frau. Es interessierte ihn auch nicht, daß sie sich wehrte, wobei sie mit den Beinen strampelte und um sich schlug. Dennoch gelang es ihr nicht, den harten Klammergriff zu sprengen.
Mit einem letzten Sprung erreichte der Werwolf das Podium. Endlich kam Bewegung in die Musiker. Sie flohen so hektisch, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her, und der Werwolf nahm keine Rücksicht auf die Instrumente.
Er schleuderte sie zur Seite, so daß Klarinetten, Trompeten Geigen und auch Trommeln zusammenfielen und ein Wirrwarr von schrillen jaulenden Tönen hinterließen.
Mit einem Fuß stampfte der Werwolf die Bespannung einer Trommel entzwei, hob sein Bein und schleuderte die Trommel mit wilden Fußbewegungen in die Schar der Gäste. Einige von ihnen harten den ersten Schrecken überwunden. Sie flohen in wilder Panik aus dem Raum, gelangten in die Halle und stürzten nach draußen.
Nichts hielt sie mehr!
Die Bestie hatte das Kommando übernommen Sie wuchtete ihr Opfer herum und stellte es auf die Füße. Lucienne sah aus wie eine Tote. Sie wäre in die Knie gesackt, weil sie einfach keine Kraft mehr besaß, sich auf den Beinen zu halten, und so mußte der Werwolf sie unterfassen, damit sie überhaupt stehen konnte.
Seinen freien Arm hob er hoch. Die Pranke zog sich zusammen, so daß sie etwas Ahnliches wie eine Faust bildete.
»Seht mich an!« brüllte er. »Seht mich und meine Frau an Sie ist diejenige, die ich mir geholt habe, weil sie mir gehört. Mir ganz allein Und mir gehört alles hier, alles! Das Schloß, der Park und die Gruft, aus der ich zu euch gekommen bin, um abzurechnen Schaut mich an, ihr Menschen Hier steht der wahre Herr von Durham Castle vor euch. Es ist nicht derjenige, der geheiratet hat, nein, das war mein Zwillingsbruder, und wißt ihr, wo er jetzt steckt?«
Keiner sagte etwas. Ein zweiter Schock hatte die Gäste erwischt, denn was sie gehört hatten, eröffnete ihnen völlig neue Perspektiven Damit hatten sie nie im Leben gerechnet.
Es gab also zwei Erben!
Einer war eine Bestie.
»In der Badewanne!« brüllte der Werwolf mit Stentorstimme. »Er liegt tot in seinem Blut. Der Mann, dem ihr das große Vertrauen geschenkt habt, wird sich nie mehr im Leben erheben. Er ist tot, ermordet, vernichtet. Ich bin jetzt der Herr!« Seinen Worten folgte ein röhrendes Lachen, das über die Köpfe der Gäste schwang und irgendwo in den anderen Räumen verhallte.
»Und keiner hat etwas gemerkt. Selbst meine Frau nicht, die mein erstes Opfer wird. Ich habe lange genug warten müssen, habe mich in der Welt herumgetrieben, doch den Kontakt zum Schloß nie verloren Als mich eine Wölfin biß, war der Zeitpunkt gekommen, wo ich mir meine Rache überlegen konnte, die ich nun ausführen werde. Habt ihr verstanden ihr verfluchten Menschen? Ich werde mich rächen, gnadenlos, kein Pardon kenne ich, denn ich bin der Herrscher auf Durham Castle und kein anderer.«
Auch Sheila Conolly hatte die Worte gehört. Die letzten Ereignisse hatten sie vom Schicksal ihres Mannes abgelenkt. Sie konzentrierte sich mehr auf die Gegenwart und fragte sich dabei, ob der Werwolf tatsächlich ein so großes Blutbad anrichten wollte, wie er versprochen hatte.
Sheila war oft mit der Werwolf-Magie konfrontiert worden sie wußte auch, was man dagegen unternehmen konnte, aber in diesem Fall besaß sie nicht die entsprechenden Waffen.
Deshalb suchte sie so verzweifelt nach einem Ausweg denn sie wollte keine Toten und Opfer.
Hinter ihrem Rücken erklang das Stöhnen des Monsieur Lancomb. Der Hieb hatte ihn hart verletzt, wahrscheinlich mußte er sogar in ärztliche Behandlung und Sheila hoffte nicht, daß er durch diesen Prankenschlag zum Werwolf wurde, was allerdings unwahrscheinlich war, denn in eine solche Bestie verwandelte sich nur derjenige, der von einem Werwolf richtig gebissen wurde.
Im Prinzip haßte Sheila Waffen jeglicher Art. Zu diesem Zeitpunkt aber hätte
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