Horror-Hochzeit
sie sich für ihr Leben gern eine Pistole gewünscht, deren Magazin Silberkugeln enthielt, denn damit war eine solche Bestie auszuschalten.
»Horror-Hochzeit!« schrie das Geschöpf plötzlich. »Es sollte eine Horror-Hochzeit werden, und es ist eine geworden, das kann ich euch schwören Ihr alle werdet zuschauen wie ich mir mein erstes Opfer hole, das immer noch gedacht hatte, es wäre meine Frau, denn nicht einmal sie hat die Täuschung sofort bemerkt.«
Vor zahlreichen Zeugen hatte er diese finstere Morddrohung ausgesprochen Und es war keiner da, der sich ihm in den Weg stellte. Auch nicht mehrere Männer, die sich unter Umständen hätten zusammenschließen können zwar nicht, um den Werwolf zu töten - das schafften sie sowieso nicht -, nein, um das Opfer aus seinen Klauen zu reißen.
Niemand machte nur einen Ansatz eines Versuchs. Sie alle standen da wie Ölgötzen. Auch ein gewisser Harold Lester, der Modezar, der ansonsten stets einer der ersten war.
Hier traute er sich nicht.
Die Bestie hatte Lucienne neben sich stehen und jetzt eine Pranke in ihren Nacken gelegt, damit die junge Frau abgestützt wurde und nicht zu Boden sank. Sheila konnte Luciennes Gesicht nicht sehen weil sie im schrägen Winkel zur Bühne stand. Doch die anderen schauten in die leichenblasse Maske, die an die Züge einer Toten erinnerte.
Sheila Conolly konnte einfach nicht tatenlos zusehen Sie war lange genug mit Bill verheiratet und mit John Sinclair befreundet. Deshalb wußte sie genau, daß auch die beiden Männer in dieser Situation nicht anders gehandelt hätten.
Der Werwolf konnte auch von seinem erhöhten Standplatz nicht jeden einzelnen Gast im Auge behalten. Das wußte Sheila und nutzte diese Tatsache für sich aus.
Um nicht allzu schnell aufzufallen, duckte sie sich, schlug einen kleinen Bogen, umging einige Gäste, die sie überhaupt nicht beachtete, und näherte sich von der Seite her dem Podium.
Einen Gegenstand, den sie als Waffe hätte nehmen können, fand sie nicht. Sie hätte schon bis zur Wand gehen müssen, denn dort hingen über Kreuz zwei alte Schwerter. Sie wegzunehmen und auf die Bestie zuzulaufen, hätte zuviel Zeit gekostet. Deshalb ließ sie sich etwas anderes einfallen Ein Verstärker stach ihr ins Auge. Es war ein viereckiger Kasten, zudem nicht mehr an das Stromnetz angeschlossen, denn bei ihrer Flucht hatten die Musiker das Hauptkabel herausgerissen. Mit einem großen Schritt betrat Sheila das Podium. Es bestand zwar aus Holz, doch ein Teppichboden dämpfte jeden Laut fast bis zur Geräuschlosigkeit.
Neben dem Kasten duckte sie sich. Rasch warf sie einen Blick auf die Gäste.
Niemand tat etwas. Sie wurde zwar beobachtet, doch Reaktionen gab es zum Glück nicht.
Sheila hob den Verstärker an.
Er war ziemlich schwer und wäre ihr fast aus den Händen gerutscht, so daß sie noch einmal nachfassen mußte.
Es war auch der richtige Augenblick denn der Werwolf begann damit, seinen grausamen Plan auszuführen.
»Ich habe sie hier am Hals gepackt!« schrie er über die Köpfe der Wartenden hinweg. »Damit werde ich euch einen Beweis meiner magischen Kraft geben Ich brauche mit meiner rechten Pranke nur zuzudrücken, um diese Frau zu erwürgen. Wer jedoch darauf hofft, hat sich geirrt. Ich mache es anders. Ich hole mir das erste Opfer durch einen Biß, und ihr werdet erleben, wie auch sie zum Werwolf wird. Niemand darf diesen Raum verlassen. Niemand, habt ihr verstanden?«
Eine Antwort bekam er verständlicherweise nicht. Er war auch nicht scharf darauf. Er wollte nur einschüchtern und damit seine Grausamkeit und Härte demonstrieren.
Die Bestie beugte ihren Kopf nach links, öffnete noch weiter das Maul, und Lucienne, starr vor Angst, tat nichts, um diesem Schicksal zu entgehen.
Da warf Sheila den Apparat!
***
Sie hatte schon zuvor ausgeholt und Zeit genug gehabt, um genau zu zielen Würde sie auch treffen?
Nichts warnte die Bestie, vielleicht sah sie noch einen Schatten, nahm ihn nicht ernst und dachte nur an das Opfer. Der Aufschlag!
Sheila hätte jubeln können, denn das schwere Gerät traf nicht Lucienne, sondern den Werwolf genau zwischen Schulter und Schädel. Es war ein wuchtiger Aufprall, so überraschend gekommen, daß dieses Geschöpf vom Podium gefegt wurde.
Sheila hörte das Brüllen und das Klatschen als der Körper aufprallte. Dann jagte sie vor.
Plötzlich schrie alles durcheinander. Im Nu entstand eine Panik. Die Menschen wurden zu einer rollenden Woge aus Leibern, und jeder
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