Hosen runter: Roman (German Edition)
nachstarren, mit der der schwanzgeleitete Primat auf sein Ziel zusteuerte. Ich war erledigt.
Zwei wie Edel-Hippies gekleidete Frauen mit osteuropäischem Akzent kauften für fast tausend Euro bei mir ein, aber selbst das konnte mich nicht trösten. Nachdem die beiden weg waren, schloss ich meinen Laden wieder, nur eine gute Stunde, nachdem ich ihn aufgemacht hatte. Ich war zu nichts zu gebrauchen und hängte einen Zettel an die Tür, dass ich auf einer Modemesse wäre.
Ich stieg in meinen Wagen und fuhr auf der Stadtautobahn raus ins Grüne. Ich brauchte jetzt Ruhe und wollte durch einen Wald laufen, ohne jemandem zu begegnen. Doch außer mir hatten noch ein paar andere Leute dieselbe Idee, also wich ich ins Unterholz aus. Nur das Knacken der abgebrochenen Äste unter meinen Schuhen war hier zu hören. Es war idyllisch, doch leider gefiel die Abgeschiedenheit auch einem Keiler und seiner Bache, die es ein paar Meter von mir entfernt trieben. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, weil ich mir vorstellte, wie sich der Mäuserich auf Nathalie abrackerte. Dann ließen mich Schüsse, die in der Nähe fielen, zusammenzucken. Vielleicht war ein Jagdtrupp unterwegs, um den Bestand der borstigen Tierezu reduzieren? Kein schöner Tod, beim Vögeln abgeknallt zu werden, dachte ich. Noch schlimmer war nur, abgeknallt zu werden, während man anderen beim Vögeln zuguckte, also stampfte ich eilig aus der Schusslinie zurück zum Hauptweg, dem ich folgte, bis ich an einem hoch umzäunten Gelände vorbeikam, an dem ein Schild hing: Öffentlicher Schießstand.
Wieder zu Hause in meinem Bett angekommen, wollte ich auf der Stelle einschlafen und erst wieder aufwachen, wenn Nathalie alt und runzlig war. Dann wäre der Mäuserich Familienvater und sexuell ein müder Krieger, der sein Pulver in zahllosen Kampfeinsätzen auf Herrentoiletten, Autorücksitzen, Sofas, Küchentischen und Matratzen verschossen hatte. Und um zu erfahren, was aus Nathalie geworden war, würde ich sie in dreißig Jahren ausfindig machen und heimlich beobachten. Aber leider war ich noch nie gut darin, die Zukunft lange vorauszuplanen. Meine Stärke war eher das spontane Agieren.
Insofern zog ich in Erwägung, zum Baumarkt zu fahren, mir einen Spaten zu kaufen und in der Grünanlage bei Nathalie gegenüber einen Berg aufzuhäufen, um darauf einen Beobachtungsposten zu errichten. Dazu bräuchte ich dunkle Klamotten und Tarnfarbe im Gesicht. Doch dann sah ich mich schon im Knast eingesperrt die Zeitung lesen: Gestern Abend wurde Tom L. (37) von der Polizei überwältigt, als er in einem Park in Mitte an einem Berg schaufelte, um seine Therapeutin Nathalie G. (34) auszuspionieren. Der bisher nicht straffälliggewordene Inhaber eines Geschäfts für Damenunterwäsche wurde umgehend in eine Nervenheilanstalt eingeliefert.
So weit wollte ich es dann doch nicht kommen lassen. Aber seit ich vor ein paar Jahren ein Flugangstseminar besucht hatte, wusste ich, dass man sich mit seinen Ängsten auseinandersetzen musste, nur so waren sie in den Griff zu bekommen. Wenn es einen Zeitpunkt gab, mich mit den sexuellen Gewohnheiten von Nathalie zu konfrontieren, dann war es heute Abend, wenn der verfluchte Mäuserich ihre Wohnung betrat, um sie wie ein Wildschwein durchzurammeln. Und wenn sie sich dagegen wehrte, dann würde ich es im Hauseingang gegenüber mitkriegen und könnte ihr zu Hilfe eilen, um sie aus den Klauen des Scheusals zu befreien! So oder so blieb mir gar nichts anderes übrig, als mich ins Auto zu setzen und mich auf den Weg zu machen.
Während ich zum Auto ging, würgte ich mühsam eine Scheibe Brot mit Käse runter, meine erste Mahlzeit seit dem Frühstück. Es war kurz nach acht Uhr abends, als ich bei Nathalie ankam. Bei ihr brannte kein Licht, und durch die halb zugezogenen Vorhänge war nicht einmal Kerzenschein zu erkennen. Wenn sie es da oben mit dem Mäuserich trieb, dann in totaler Finsternis. Die Fenster waren ebenfalls geschlossen, so dass man auch keine Chance hatte, etwas zu hören. Dieses Manöver war von Nathalie generalstabsmäßig durchgeführt worden, sie hatte sich hermetisch gegen jedeNachforschung abgeriegelt. Und wahrscheinlich hatte ich sie erst darauf gebracht, weil ich ja unbedingt auf den Putz hauen musste, dass Frauen gut beraten waren, auf ihre Pussy zu hören.
Ich sank über dem Lenkrad zusammen. Dieser gnadenlose Mäuserich hatte es besser drauf als ich: Unwillige Weibchen existierten nicht, schon gar nicht, wenn sie
Weitere Kostenlose Bücher