Hosen runter: Roman (German Edition)
Schwanz Schuld, oder was?«
Ralph sah mich eingeschüchtert an. »Tut mir leid. War blöd von mir.«
»Schon okay«, sagte ich ziemlich bedient. »Du weißt ja, bei mir laufen die Weiber jeden Tag reihenweise nackt durch den Laden, da wird sich schon eine finden, die so lässig ist wie Nathalie.«
»Frau Gassner hat mir erzählt, dass sie fast in jedem Kurs einen Teilnehmer hat, der sich in sie verguckt. Das wäre nichts Besonderes für sie«, versuchte Ralph, mich zu trösten.
Ich hatte mich gerade beruhigt, aber für den Spruch hätte ich ihn erschlagen können. »Was soll das denn heißen?«, motzte ich ihn an. »Ich verliebe mich zum ersten Mal nach Ewigkeiten wieder richtig, und du laberst mich voll, das sei nichts Besonderes! Ich glaube, es hackt!«
Ralph verschanzte sich sicherheitshalber hinterm Sofa. »Tom, ich mach das wieder gut, versprochen!«
»Das wäre die erste Frau, bei der du seit fünfundzwanzig Jahren was hinkriegen würdest. Entschuldige, wenn ich das für keinen guten Plan halte«, schnauzte ich.
»Reg dich bitte ab, ja?«, bat er. »Ich rede mit ihr.«
»Nein, danke! Damit würdest du mich nur noch tiefer reinreiten.«
Es hatte keinen Sinn. Wütend ließ ich ihn stehen und knallte die Tür hinter mir zu.
Mein Gefühlspegel war in den letzten Stunden von göttlich bis erbärmlich hin und her geschossen wie eineFlipperkugel, nur dass nicht ich am Abzug stand, sondern eine Frau. Und die ließ mich so gehörig zappeln, dass ich die ganze Nacht nicht zur Ruhe kam. Ich wälzte mich im Bett von links nach rechts und wieder zurück, dabei drehte und wendete ich alles, was ich inzwischen an Einsichten über Nathalie und mich gewonnen hatte: Sie hatte mich zu sich eingeladen, obwohl sie zu dem Zeitpunkt bereits wusste, dass ich hinter ihr her war. Ralph hatte sie informiert, während ich auf dem Klo war, aber sie hatte mich erst angesprochen, als ich wieder zurückkam. Naheliegend wäre gewesen, wenn sie in Reaktion auf Ralphs Ansage ihre Pläne geändert und das Aufeinandertreffen mit ihren beiden anderen Patientinnen abgesagt hätte. Trotzdem sollte ich zu ihr in die Wohnung kommen. Was hatte das zu bedeuten? Wollte Nathalie den Termin so kurzfristig nicht ausfallen lassen oder war ich doch ein Kandidat für sie, mit dem sie jetzt einfach ihre Spielchen spielte?
Um vier Uhr morgens kam ich mir vor wie Markus und überlegte, ihn anzurufen und zur Abwechslung ihm mal mein Herz auszuschütten. Doch wahrscheinlich würde er um diese Uhrzeit wenig Verständnis für mich aufbringen, also ließ ich es sein. Um halb sechs hatte ich immer noch keine Ahnung, was erfolgversprechender war: Wenn eine Frau wusste, dass ein Mann hinter ihr herhechelte, oder wenn sie sich nicht sicher sein konnte, was er von ihr wollte?
Kurz bevor ich endgültig einnickte, schaltete ich noch meinen Radiowecker aus, denn der Umsatz am Vormittag war meistens überschaubar und es würde michnicht ruinieren, den Laden einmal verspätet aufzumachen.
Am nächsten Morgen wachte ich mit Kopfschmerzen auf, und als ich meinen Wagen vorm Laden einparkte, wurde meine Laune nicht besser: Ein Typ drückte sich an meinem Schaufenster die Nase platt. Er hielt die Hände seitlich vors Gesicht, um besser hineingaffen zu können.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ich genervt.
»Ey, Alter!«, begrüßte mich der Mäuserich. »Wollte dich gerade besuchen.«
Das hatte mir gerade noch gefehlt, mich mit diesem Vollpfosten beschäftigen zu müssen. Pech gehabt, dass er den Namen des Ladens richtig verstanden und ihn gefunden hatte. »Nett von dir«, log ich ihn an. »Bin etwas spät dran. Komm rein.«
Ich schloss uns die Tür auf und ging hinein, ohne Thilo aus den Augen zu lassen. Ich traute dem Proll zu, dass er jede Unachtsamkeit von mir nutzen würde, sich etwas einzustecken.
»Ist ja eine Weltreise zu dir«, nörgelte er über seine lange Anfahrt aus Marzahn. Dass er sie auf sich genommen hatte, verhieß nichts Gutes. Vielleicht wollte er für seine Verlobte Prozente bei mir raushandeln? Oder für eine seiner Nebenfrauen? Doch er sah nicht Unterwäsche, sondern mich an. »Du bist doch auch hinter unserer geilen Psychologin her?«, fragte er eiskalt wie ein Mafiakiller.
Trotz meiner Kopfschmerzen hatte mich mein Instinktnicht getrogen. Es war kein Freundschaftsbesuch von ihm, er war hier, um mir wie ein Zuhälter klar zu machen, dass ich die Finger von seinem besten Pferdchen lassen sollte. »Was geht dich das an?«, hielt ich ihn auf
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