Hosen runter: Roman (German Edition)
erklären?«, bat ich.
»Sag mir nicht, er hat diese Frau von gestern Abend abgeschleppt?«, mischte sich Markus parallel ein.
Ralph vergrub seine Hände in den Hosentaschen. »Ichhab gestern Abend im Kronach eine Frau kennengelernt. Wir haben wohl ein bisschen viel getrunken, sie hat aber auch ständig nachbestellt, und dann ist es eben passiert.«
»Ich fasse zusammen«, sagte ich laut genug für Markus zum Mithören. »Du bist besoffen mit einer Frau im Bett gelandet.«
Markus reagierte mit seltsamen Geräuschen, als ob er sich lachend übergab. Ralph hingegen wirkte äußerst betreten und zweifelte an sich als Frauenversteher. »Ich weiß nicht, was mich da geritten hat.«
Ich erklärte es ihm. »Eine Frau, die Lust dazu hatte, hat dir Sex angeboten, und du hast dankend angenommen. So läuft das manchmal zwischen den Geschlechtern.«
»Das meine ich nicht! Ich habe mich hinterher gefühlt wie du.«
»Wenn ich dich richtig verstanden habe, sehnst du dich so sehr nach Sex, dass du in eine Therapiegruppe gehst, um dich beraten zu lassen, wie du deine Bindungsprobleme in den Griff kriegen kannst«, versuchte ich, Ordnung in sein wirres Weltbild zu bringen. »Aber sobald du Sex hast, fühlst du dich mies, weil du die Frau angeblich nur benutzt?«
»Ja«, antwortete er.
»Markus, ich glaube, ich muss unsere Therapeutin anrufen«, sagte ich. Ich hatte sowieso seit Stunden vor, mit Nathalie wegen unseres Dates zu reden, aber das ging die beiden nichts an.
»Alter, der muss es ja irre nötig gehabt haben«, wundertesich Markus, was mich mittlerweile befürchten ließ, Ralph hätte eine schlecht verkleidete Transe mit Oberlippenbart abgeschleppt.
»Was war denn das für eine Frau?«, fragte ich skeptisch.
»Eine außergewöhnliche Frau«, druckste Ralph herum. »Ihr Körper ist etwas anders.«
»Was heißt das? Hat sie fünf Brüste?«
»Sie ist ein bisschen rund. Also etwas dicker als andere Frauen.«
»Die sieht aus wie Miss Piggys Schwester«, dröhnte die Stimme von Markus aus der Muschel. Ralph hatte es letzte Nacht also mit einer korpulenten Braut getrieben. Na ja, das hatte ich auch schon getan, insofern war es ja wohl für ihn auch zu verkraften.
»Hör mal«, sagte er vorsichtig, »ich habe da wohl im Eifer des Gefechts erwähnt, dass ich einen Kumpel habe, der sein Geld mit heißer Unterwäsche verdient.«
»Ich führe keine Übergrößen«, antwortete ich.
»Könntest du sie vielleicht mal beraten?«
»Gefallen dir ihre Dessous nicht?«
»Nun ja, die hat eine Unterhose getragen, die ging ihr von den Knien bis kurz unter den Busen«, meinte er. »In dem Ding sah sie aus wie Obelix.«
»Das war wahrscheinlich ein Bodyformer«, vermutete ich.
»Ich bin nicht in der Textilbranche. Was soll das sein?«
»Ein Bodyformer ist eine straffe Hose, die den Bauch flach drückt. Das benutzen Frauen, um ihre Rundungen zu kaschieren.«
Ralph schüttelte den Kopf. »Mit welchen Tricks man heutzutage übers Ohr gehauen wird.«
»Und trotzdem willst du ihr schickere Unterwäsche kaufen?«
»Mann, mir tut es echt gut, dass sich eine Frau für mich interessiert. Und sie ist nett, auch wenn sie keine Standardschönheit ist.«
Ich legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter. »Also gut, schick sie mal vorbei. Vielleicht finden wir ja ein Teil, das dich richtig scharf auf die Wuchtbrumme macht.«
Ralph biss die Lippen zusammen und bedankte sich bei mir.
»Da wirst du wohl all dein Können an den Tag legen müssen«, lästerte Markus.
Ralph nahm mir den Hörer aus der Hand. »Du Zicke. Einfach mal die Fresse halten!«, zischte er ins Telefon und legte es auf den Tresen. Ich nahm es mir zurück.
»Da steckt er ihn einmal weg und schon riskiert er eine dicke Lippe!«, beschwerte sich Markus, aber Ralph war schon zur Tür hinaus.
»Im Unterschied zu dir hat er letzte Nacht offenkundig einen hochgekriegt«, brachte ich ihn zurück auf den Boden der Tatsachen.
Darüber konnte Markus nicht lachen. »Du weißt selbst, dass das jedem mal passieren kann. Also trampel nicht auf meinen Gefühlen rum.«
»Und du trampelst auf meinem Umsatz rum«, erinnerte ich ihn daran, dass wir seit einer Ewigkeit telefonierten.
»Sorry, Alter, aber dazu sind Freunde da. Dass man sich an sie wenden kann, wenn es einem schlecht geht.«
»Aber nicht fünf Stunden am Tag und fünfmal die Woche!«
»Okay, ich hatte in letzter Zeit einigen Gesprächsbedarf. Hab ich es vielleicht etwas übertrieben?«, gab sich Markus
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