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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Regel
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zu.
    »Wenn du jedoch eine Viertelmillion im Jahr verdienst und deine Braut fragst, ob sie nicht ihren öden Job aufgeben will, dann wird die scheißfreundlich zu dir. Weil ihr dann einfällt, dass sie den lieben langen Tag besser damit verbringen könnte, mit ihren Freundinnen shoppen zu gehen. Ab einer Viertelmillion im Jahr werden Frauen gern finanziell abhängig von einem Mann.«
    Ich dachte an Hermanns Frau, die nicht arbeiten, sondern einkaufen ging. Und Hermann verdiente nur etwa die Hälfte von dem, was Chris genannt hatte. Ich war mir nicht sicher, wie Violetta reagieren würde, wenn einer käme, der eine Viertelmillion verdiente? Ob sie ihre Koffer packen würde, um noch öfter shoppen gehen zu können?
    Nathalie kam in den Raum gestürzt und entschuldigte sich für ihre Verspätung. »Einer meiner Patienten hatte einen Nervenzusammenbruch, das hat etwas gedauert. Entschuldigen Sie bitte!«
    Sie zog ihre coole Lederjacke aus und hängte sie über den Stuhl. Der Anblick ihres Hinterns machte mir dabei ein wenig Mut und nährte meine Hoffnung, einen Nervenkollaps vermeiden zu können, wenn sie gleichbegänne, unnachgiebig in meinem jahrealten Liebeskummer zu bohren.
    »Tom, haben Sie die Hausaufgaben gemacht, um die ich Sie gebeten hatte?«, schaltete sie blitzartig auf Frau Gassner um.
    Schon das tat weh. Ich atmete tief durch. »Selbstverständlich«, antwortete ich.
    Sie zückte ihren Ordner, in dem mindestens fünfzig Seiten unbeschriebenes Papier gierig darauf warteten, mit der Seelenpein vollgeschrieben zu werden, die mir seit Ewigkeiten im Magen lag.
    »Wo steckt denn unser Dauerrammler?«, fragte ich Nathalie. »Sie wissen schon, der mit so viel Bindungsangst, dass er es bei Frauen immer nur für einen Quickie aushält?«
    Sie zuckte mit den Schultern und schmunzelte leicht. Ich lächelte zurück. Vielleicht stimmte sie das gnädig, und sie schnippelte nicht endlos an meinem gebrochenen Herzen herum.
    »Dann fangen wir eben ohne ihn an«, bestimmte sie. Sie sah mich kühl an und trommelte mit dem Kugelschreiber auf dem Block herum.
    »Es gab da mal eine Frau, die mir wichtig war«, begann ich. »Es hat Jahre gedauert, bis ich über sie hinweg war. Reicht das? Kann ich jetzt gehen?«, fragte ich.
    Nathalie verzog das Gesicht. »Sie versuchen, sich mit einem Rückfall ins Infantile vor der Konfrontation mit Ihrem Schmerz zu drücken. Ich würde aber lieber mit dem siebenunddreißigjährigen Tom reden. Ist das möglich?«
    Wenn mein Vater hier wäre, hätte ich ihn in diesem Augenblick gern mit seiner abwegigen Vermutung konfrontiert, dass Frauen auch Menschen seien. Vor mir saß der unzweifelhafte Beweis, dass er irrte. Nathalie war ein blutrünstiger Gefühlsvampir, der mir  soeben die Zähne in den Hals rammte und mich aussaugen wollte. Das hier war noch schlimmer als die peinlichen Gesprächstermine früher in der Schule, wenn man von seinen Lehrern genötigt wurde, zuzugeben, dass man mit Filzstift einen Pimmel in die Mädchentoilette gemalt hatte.
    »Meine erste feste Beziehung war zugleich meine längste«, gab ich zu. »Das Mädchen und ich waren zwar nie verlobt oder so was, aber es war klar, dass wir irgendwann heiraten würden. Dieser Traum ist leider geplatzt.«
    Ich holte eine Kaugummipackung aus meinem Sakko und steckte mir einen in meinen trockenen Mund. »Ich war irre verliebt, und wir hatten eine tolle Zeit miteinander. Aber dann wollte sie plötzlich ein Baby, mit Anfang zwanzig. Das war mir zu früh. Und wie man in dem Alter so ist, schnallt man oft zu spät, was einem wichtig ist und wie man es bewahrt.« Ich starrte den Boden an und verfluchte mich, dass ich nicht vor der Therapiestunde wenigstens einen ordentlichen Drink zu mir genommen hatte. »Nach ein paar Wochen habe ich sie dann auf einer Party getroffen. Da stand sie mit einem kleinen Babybauch und einem Typen rum, hat ihn geküsst und mit ihm Händchen gehalten. Ich bin sofort abgehauen, weil ich das nicht ertragen habe. Ichhabe mir dann die ganze Zeit vorgestellt, dass dieser Typ jetzt immer mit ihr schläft. Das war nur mit Alkohol auszuhalten.«
    »Trinken Sie gegen diese Erinnerung immer noch an?«, wollte Frau Gassner wissen.
    »Nein, ich glaube, ich saufe einfach gern.«
    Das notierte sie sich. Ich nahm an, dass in meiner Akte bisher nur wenige Vermerke standen: schwanzgesteuert, infantil und jetzt noch Alkoholiker. Kein Wunder, dass Nathalie mich noch nicht ihren Eltern als ihren Traumprinzen vorgestellt

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