Hosen runter: Roman (German Edition)
wo uns im romantischen Kerzenschein ein älterer Kellner begrüßte und uns zu dem reservierten Tisch geleitete. Ich nahm ihr den schicken schwarzen Trenchcoat ab und hatte freien Blick auf ihr enges schwarzes Kleid. Heute sah sie anders aus als bei unserer letzten Verabredung.
»Was nimmst du?«, fragte ich, um herauszufinden, ob sie sich fatalerweise etwas bestellen wollte, das ihr wie drei Ziegelsteine im Magen liegen würde.
»Insalata mista und die Pasta mit Scampi«, antwortete das brave Mädchen. Das war leichte Kost und absolut verträglich mit allen Formen des Nachtischs.
»Nehme ich auch«, sagte ich. »Der kulinarische Gemeinsamkeitsabgleich klappt also schon mal.«
Sie lächelte mich an, beugte sich zu mir vor und küsste mich auf den Mund. Die Überraschung war ihr gelungen. »Du brauchst hier keine Show abzuziehen«, sagte sie. »Wir gehen hinterher sowieso zu dir, es sei denn, du stellst dich die nächsten zwei Stunden so dusselig an, dass mir die Lust darauf vergeht.«
Fast wäre ich noch rot geworden, aber zum Glück kam in diesem Moment der Kellner und schenkte uns Wein und Wasser ein. Danach brachte er die Vorspeisen. Nathalie sah mir zwischen zwei Bissen Salat in die Augen.
»Was geht dir durch den Kopf ?«, fragte ich.
»Hast du das Negligé noch im Laden liegen?«, fragte sie zurück.
Ich nickte.
»Gut«, sagte sie. »Ich könnte mir vorstellen, dass ich es heute noch brauche. Lass es uns nach dem Essen abholen.«
Damit konnte sie nur meinen, dass es heute endlich geschehen sollte. Der Gedanke daran sorgte für Blutleere in meinem Gehirn. Zur Abkühlung stürzte ich erst einmal ein paar Gläser Wasser hinunter, was keine gute Idee war, denn davon musste ich schon nach kurzer Zeit pinkeln. Wäre ich aber auf die Toilette gegangen, hätte ich höchstens vornüber gebeugt gehen können und ein Rückenleiden simulieren müssen. Das schien mir keine überzeugende Vorstellung, insofern blieb ich sitzen. Und hielt aus – was umso schwerer war, als es nun galt, mich Nathalie gegenüber nicht als Mann für eine Nacht, sondern als adäquater Partner zu präsentieren.
»Erzähl mir doch mal ein bisschen was aus deiner Vergangenheit«, wollte ich von ihr wissen. »Ich weiß eigentlich nichts von dir – abgesehen davon, dass du schön, klug und einfach atemberaubend bist.« Sie lachte. Gut, das hatte schon einmal geklappt. Jetzt galt es, denSpieß umzudrehen und etwas über ihr Seelenleben herauszufinden. »Wann hattest du zum Beispiel deine letzte feste Beziehung? Und wie war die?«
»Schön, dass du dich dafür interessierst«, freute sie sich.
»Natürlich«, antwortete ich. »Mich interessiert alles an dir. Und im Gegensatz zu mir musstest du ja noch nicht in einer Therapiesitzung alles über dich erzählen. Also?«
Sie nahm meine Hand und sah mir in die Augen. »Vor fünf Jahren oder so«, sagte Nathalie. »Ich weiß es gar nicht mehr genau.«
Hatte sie gerade zugegeben, dass sie seit fünf Jahren Single war? Wenn ich das als Mann bei einem Date erzählen würde, hätte ich schon verloren, weil vor genau solchen Typen in Frauenzeitschriften immer gewarnt wurde: vor Beziehungsflüchtlingen. Das war für die Ladys so sexy wie ein Langzeitarbeitsloser mit Bierfahne. Aber so richtig wusste ich gerade auch nicht, an wen ich hier geraten war, einen weiblichen Beziehungsflüchtling?
»Wie kommt das? Ein Frau wie du kann sich doch bestimmt vor Angeboten kaum retten«, wollte ich von ihr wissen.
»Na, du bist hier nicht der Einzige, der ein Problem mit Bindungsängsten hat«, diagnostizierte sie ihren Fall mit einer Selbstverständlichkeit, als würde sie mir ein Kochrezept verraten.
Ich spülte den Schock mit einem ordentlichen Schluck Pinot runter. »Und warum erteilst dann ausgerechnetdu anderen Ratschläge zur ihrer Beziehungsunfähigkeit?«, fragte ich.
»Gegenfrage: Wer sollte es denn sonst tun? Wer könnte ihr Problem besser verstehen als jemand, der selbst betroffen ist?«, widersprach sie. »Schließlich rede ich nicht wie ein Blinder über schöne Farben, sondern ich weiß, wie es sich anfühlt, sich nicht auf jemand anders einlassen zu können. Selbst wenn man gern würde.«
Ich wurde langsam nervös – hatte sie etwa auch vor, mir schnell wieder den Laufpass zu geben? »Das klingt, als würde das hier nur ein One-Night-Stand werden?«, fragte ich besorgt.
»Nein, das brauche ich nicht mehr. Davon hatte ich mehr als genug«, beruhigte sie mich nicht gerade. Das klang
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