Hosen runter: Roman (German Edition)
kleinen Kumpel.
»Wie süß«, schwärmte Nathalie und schob sich an mich. Offensichtlich machten das Baby und sein souveräner Aufpasser Eindruck auf sie. Ich knabberte ihr am Hals herum und sog ihren Duft ein. In siebzig Minuten würde Markus sein Kind abholen, und in einundsiebzig Minuten würde ich Nathalie ins Schlafzimmer zerren.
»Was grinst du denn so dreckig?«, fragte sie mich.
»Ich hab Hunger«, zog ich mich aus der Affäre.
»Okay, dann gehe ich in die Küche und du überwachst den Zwerg«, schlug sie vor.
Ich hatte mich gerade mit unserem familiären Idyll arrangiert, als der Terrorist anfing zu schreien. Noch bevor ich ihn beruhigen konnte, eilte Nathalie bereits heran und übernahm das Kommando. »Sieh doch mal nach, wo sein Fläschchen ist«, befahl sie.
Ich wühlte in der Reisetasche und fand eine Art Thermotasche, in der eine Pulle mit warmer Milch war. Nathalie hielt sie dem Kleinen vor die Nase, doch er krakeelte munter weiter. Und sein Gesicht nahm schonwieder diese angsteinflößende dunkelrote Farbe an, als ob er jede Sekunde verglühen würde.
»Ist da noch was anderes drin?«, fragte sie schon hektischer. Das Gebrüll war mittlerweile ohrenbetäubend.
»Nur noch zwei Liter Wodka, damit wir uns das hier schönsaufen können«, antwortete ich. Dann sah ich in der Tasche nach und fand ein komisches Teil, das aussah wie ein Tragegurt. »Was ist das denn?«, wunderte ich mich.
»Das ist ein Ergo Carrier«, sagte Nathalie. »Damit trägt man Babys vor der Brust. Die Dinger sind aber kompliziert umzuschnallen.«
»Nimm ihn einfach hoch und schuckel ihn ein bisschen, das hilft eigentlich immer«, gab ich ihr routiniert Anweisungen.
Nathalie drückte Mathis sanft an ihre Brust und schaukelte ihn ein wenig. Sein Schreien wurde tatsächlich etwas weniger panisch, allerdings kotzte er ihr aus Dankbarkeit erst einmal einen weißen breiigen Schwall auf ihr Shirt. Wenigstens brüllte er jetzt nicht mehr so laut.
Ich ging in die Küche und holte einen feuchten Lappen, mit dem ich das Erbrochene von Nathalies Oberteil abwischte. Dann brachte ich den Lappen zurück in die Küche und spülte ihn aus. Als ich wieder zurückkam, hielt mir Nathalie den Kleinen mit ausgestreckten Armen entgegen.
»Ich weiß jetzt, was er hat. Riech mal an seinem Hinterteil. Wir müssen ihm die Windeln wechseln.« Das war das Worst-Case-Szenario des heutigen Abends.
»Nur, wenn du Gasmasken in der Wohnung hast!«, protestierte ich.
»Stell dich nicht so an«, ermahnte sie mich. »Ich denke, du passt öfter auf ihn auf ?«
»Ja, aber bisher musste ich ihn nie wickeln«, verteidigte ich mich.
»Es ist aber notwendig«, befand sie und hob mir seinen Hintern jetzt direkt vors Gesicht. »Riech selber.«
»Bist du verrückt?«, wendete ich mich reflexartig ab, denn ein bestialischer Gestank drang durch Windel und Hose.
»Wir machen das im Bad«, entschied sie.
Ich folgte ihr und nahm den Beutel mit den Windeln und die Wechselsachen mit. Nathalie setzte den Kleinen in die Wanne. Er schien das alles ganz amüsant zu finden und sah sich mit großen Augen um. »Ich kenne mich ja auch nicht mit so was aus, aber sieh mal hier«, sie deutete auf eine dunkle Stelle an Mathis’ Po. »Da scheint etwas ausgelaufen zu sein. Ich befürchte, dass wir ihn komplett ausziehen müssen.«
Während Nathalie ihm mehr oder weniger geschickt die Klamotten, von denen er erstaunlich viele Schichten anhatte, über den Kopf zog, machte ich heimlich Trockenübungen mit der frischen Windel, um zu checken, wie sie richtig herum angelegt und zugeklebt wurde.
Dann kam der kritische Augenblick. Einer von uns beiden musste den Mut fassen, die volle Windel zu öffnen, die an den Rändern schon verdächtig bräunlich verfärbt war. Ich atmete nur noch durch den Mund, denn mittlerweile roch es im Badezimmer nach verfaultenEiern. Nathalie sah mich an. »Du nimmst sie ihm ab, ich wickele ihn neu, okay?«
»Können wir nicht wenigstens das Fenster aufmachen?«, flehte ich sie an.
»Nein, das wäre zu kalt für ihn. Erst, wenn er wieder angezogen ist.«
»In Ordnung. Ich reiß ihm das Ding vom Leib, und dann? Übergießen wir diese Stinkbombe mit Benzin und verbrennen sie in der Wanne?«, schlug ich vor.
Nathalie schmunzelte. »Gute Idee, aber wirf sie lieber in den Mülleimer unter dem Waschbecken. Ich bringe die Tüte dann nachher runter.«
»Also los, bringen wir ̛s hinter uns«, sagte ich todesmutig. Mathis hockte in der Wanne und gluckste
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