Hosen runter: Roman (German Edition)
verdächtig nach eiskalter Männerfresserin.
»Hattest du viele, ähm … viele … Du weißt schon?«, fragte ich vorsichtig.
»Glaubst du, auch nur eine Frau auf der Welt würde dir auf diese Frage eine ehrliche Antwort geben?« Sie sah mich an wie einen unbedarften Teenager.
Und sie hatte recht. So blöd wäre keine, denn Frauen wussten, dass wir Männer keine allzu exakten Bilanzen vorgelegt bekommen wollten, weil wir uns die Illusion bewahren wollten, dass der Sex mit ihnen ein exklusives Vergnügen sei.
»Wenn es dich glücklich macht: Ich habe studiert und mich auf meine berufliche Karriere konzentriert. Da war gar keine Zeit für ein allzu ausschweifendes Privatleben«, zerstreute sie meine Befürchtungen.
»Also bin ich die Schlampe von uns beiden«, erwiderte ich erleichtert.
»Definitiv«, grinste sie mich an.
»Gut«, sagte ich. »Dann will ich dich um keinen Preis enttäuschen. Lass uns ein Taxi bestellen und zu mir fahren«, schlug ich ihr vor.
Auf diese Ansage schien sie nur gewartet zu haben. Sie nahm ihr Glas, stürzte den Rest Wein in einem Zug hinunter und sagte lächelnd: »Na, dann mal los.«
Ich winkte dem Kellner wegen der Rechnung.
»Aber erst holen wir das Negligé«, bestand sie darauf, dass wir noch im Laden vorbeifuhren.
Von außen war die Lingerie Royale schwach beleuchtet, nichts deutete darauf hin, dass hier tagsüber schöne Frauen nach allen Regeln der Wäschekunst in Szene gesetzt wurden. Vielleicht sollte ich auch abends einen Strahler im Schaufenster anlassen, damit flanierende Passanten neugierig wurden?
»Ich springe schnell rein und hole es«, sagte ich.
»Nein«, antwortete Nathalie und zückte ihr Portemonnaie, um das Taxi zu bezahlen. »Ich komme mit.«
»Ich dachte, wir wollten zu mir?«, wunderte ich mich über ihren plötzlichen Sinneswandel.
»Wir sind doch bei dir«, bemerkte sie. »Außerdem will ich es jetzt anprobieren.«
Ich holte den Ladenschlüssel aus der Jackentasche und schloss die Tür auf. Dann tappte ich vorsichtig durch die Dunkelheit zum Sicherungskasten und drückte zwei Schalter hoch, was für eine diffuse Notbeleuchtungreichte. Ich ging zum Tresen und holte das Negligé hervor, das ich Nathalie reichte. Sie stolzierte damit postwendend in eine der Umkleidekabinen.
So eilig hatte sie es wohl nicht, in mein Schlafzimmer zu kommen, also legte ich eine CD mit Schlafzimmer-Soul ein. Das sanfte Raubein Barry White erklang aus den Boxen, als Nathalie nach mir rief. Etwas mitgenommen vom Wein und beeinträchtigt durch die trüben Lichtverhältnisse, stolperte ich an den Regalen vorbei nach hinten. Plötzlich erkannte ich Nathalie vor mir – in dem Negligé und sonst nichts. Ein wundervoller Anblick.
»Du willst doch, dass ich dir am Ende deiner Therapie eine günstige Sozialprognose ausstelle, oder?«, hauchte sie mir entgegen.
Ich stand vor ihr wie ein Teenager vor der Lehrerin, die er anhimmelte. »Ja, Frau Gassner«, war alles, was ich von mir geben konnte.
»Dann runter mit den Klamotten«, kommandierte sie.
Ich gehorchte und wollte alles Störende zu Boden fallen lassen, wobei ich prompt in einem Hosenbein stecken blieb, das Gleichgewicht verlor und mit dem Ellenbogen gegen den Türrahmen der Umkleidekabine stieß. Amüsiert beobachtete Nathalie meine Bemühungen und strich mir tröstend über die Wange. Warum hatte ich nur das Gefühl, dass ihr das Ganze Spaß machte? Spielte sie ein Spielchen mit mir?
Aber dann zog sie mich zu sich hinter den Vorhang der Kabine, und ich hatte keine Zeit mehr für Fragen.
KAPITEL 12
»Wie war das noch mal? Wenn du erst mal Sex mit einer Frau hattest, dauert es nicht mehr lange, bis sie sich als Zicke erweist oder sonst irgendwie sauer auf dich ist? Zitiere ich dich da richtig?«, versuchte Hermann vergeblich, mir meine blendende Laune beim Frühstück zu verderben.
Ich ignorierte ihn und bestellte bei der Kellnerin Erdbeermarmelade für meine zwei Croissants nach. »Nathalie hat gestern viel Humor bewiesen. Von den anderen Qualitäten mal ganz abgesehen«, hielt ich ihn mit intimeren Informationen über die letzte Nacht knapp.
»Aber glaubst du, dass es wirklich was werden kann mit euch? Hast du diesmal keine Angst, dass dir auf einmal irgendwas an ihr nicht mehr gefällt?«, beharrte er. »Ich erinnere dich nur an deine Worte. Das hab ich nämlich schon ungefähr zwanzigmal von dir gehört.«
»Hey!«, bremste ich ihn. »Ich habe vor gut zehn Stunden zum ersten Mal mit ihr gevögelt. Was in
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