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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Regel
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fröhlich vor sich hin. Ich griff nach den beiden Verschlüssen der Windel und fummelte sie auf, bevor ich sie aufriss. Dann klappte ich das Vorderteil und die Hinterseite herunter. Allein der Anblick reichte, um einen gestandenen Mann aus der Fassung zu bringen.
    »Du musst ihn hochheben«, sagte ich Nathalie. »Ich krieg die Windel sonst nicht ab.«
    Sie packte den Kleinen unter den Armen, und ich entfernte das grauenvoll stinkende Teil. Nathalie setzte ihn wieder ab und stellte den Wasserhahn an. Sie fühlte, ob es warm genug war, bevor sie seinen braun verfärbten Hintern abduschte, was ihm zu gefallen schien.
    Ich verschloss die Mülltüte luftdicht mit einer Schleife, als würde ich mir die Schuhe zubinden. Dann sah ich mir den Jungen an, der fröhlich in dem lauwarmen Wasser plantschte. Nathalie spritzte ihn komplett ab,was er noch toller fand. Er giggelte und juchzte und versuchte, irgendwas zu sagen, und –  ich glaubte es selbst kaum – ich fand ihn sogar niedlich.
    »Ist der nicht unfassbar süß?«, fragte mich Nathalie prompt.
    »Ja«, antwortete ich und hätte mir in diesem Augenblick kaum etwas Besseres vorstellen können, als mit ihr gemeinsam vor einer Badewanne zu knien, sich von einem kleinen Scheißer nassspritzen zu lassen und sie anzulächeln.
    Wir nahmen Mathis heraus, wickelten ihn in ein Handtuch und schafften es schließlich sogar, ihm gemeinsam die frische Windel anzulegen. Er ließ es klaglos über sich ergehen und strampelte dabei fröhlich mit den Beinen. Seine Wirkung auf uns war faszinierend. Nathalie war völlig hin und weg und gab mir und ihm abwechselnd kleine Küsschen auf die Wange. Ich lächelte und genoss. Es hätte schlechter laufen können.
    Ich dachte daran, wie viele Frauen ich versucht hatte, mit coolen Sprüchen oder wahlweise guten Gesprächen zu beeindrucken, mit Dessous, mit Drinks oder mit meiner äußeren Erscheinung, aber das war alles nichts im Vergleich zu Mathis. Man brauchte nur ein Baby, und nicht einmal ein eigenes, schon schmolzen Frauenherzen dahin. Männer mit Kleinkindern mussten es unverschämt leicht bei Frauen haben.
    Nathalie musste ihre Gemüsepfanne mit Rosmarinkartoffeln wegen des langwierigen Windelwechsels zwar aufwärmen, aber es schmeckte trotzdem hervorragend. Während wir aßen, nuckelte Mathis selig an seinemFläschchen, so dass die Zeit schnell verging. Als Nathalie den Geschirrspüler einräumte, rief ich Markus an, denn was mich anging, hätte langsam das Zweierprogramm ohne Kind beginnen können.
    »Leider bin ich gerade nicht zu erreichen, Sie können aber eine Nachricht hinterlassen«, sagte mir seine Mailbox mitten ins Gesicht.
    Der Verräter hatte tatsächlich sein Handy ausgestellt! Dabei waren bereits zwei Stunden und elf Minuten vergangen, seit er mir seinen Sohn überreicht hatte. Nicht, dass es aktuell ein Problem mit Mathis gab, aber Markus verarschte mich gerade, und das konnte ich überhaupt nicht leiden.
    Ich beschloss, im Restaurant anzurufen, falls er zufällig dort mit seiner treulosen Ex herumsaß. Aber der Barchef hatte auch keine Ahnung, wo sich Markus herumtrieb. Er reichte mich an den Oberkellner weiter.
    »Hey Tom,« begrüßte der mich. »Markus hat heute frei. Der ist doch beim Konzert von The Boss Hoss. Ich glaube, in der Schmeling-Halle.«
    »Bist du dir sicher?«, fragte ich ungläubig.
    »Denke schon. Er hat extra seine Schicht getauscht.«
    »Danke, Robert«, sagte ich und beendete das Gespräch.
    Markus hatte mich reingelegt, und ich musste mich zusammenreißen, um vor dem Jungen und meiner neuen Freundin keinen Wutanfall zu bekommen.
    »Dieser Wichser!«, fluchte ich vor mich hin.
    Nathalie kam aus der Küche und sah mich an. »Hat der Kleine was angestellt?«, fragte sie.
    »Nein, aber sein Vater«, sagte ich. »Hast du einen Rechner da, mit dem ich mal kurz ins Internet gehen kann?«
    »Der ist in der Praxis«, entschuldigte sie sich.
    »Kommst du vielleicht mit deinem Handy ins Internet?«, fragte ich.
    »Nein. Ich hab so ein altmodisches Teil.«
    »Mist, ich auch. Hast du irgendein Stadtmagazin hier?«
    »Nee.«
    Es war zum Verrücktwerden, wie man mitten im einundzwanzigsten Jahrhundert plötzlich völlig von der Außenwelt abgeschnitten sein konnte. Ich überlegte, Hermann anzurufen, damit er für mich im Netz checken konnte, ob The Boss Hoss wirklich heute spielten.
    »Was ist denn los mit dir?«, wollte Nathalie wissen.
    »Sorry, aber ich muss kurz herausfinden, ob eine bestimmte Band gerade in

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