Hosen runter: Roman (German Edition)
zehn Jahren ist, darüber mache ich mir an diesem wunderschönen Morgen keine Gedanken.«
»Das verlangt auch keiner von dir. Bin aber trotzdem gespannt, wie lange du durchhältst, bevor du deinen üblichen Text ablässt«, sagte Hermann.
»Was denn für ein üblicher Text?«, wollte ich wissen.
»Na, was in solchen Fällen immer von dir kommt: Die ist mir zu anstrengend. Um die muss man sich ja dauernd kümmern. Ich hab gar keinen Bock, die meinen Eltern vorzustellen. Dieser Kram eben.«
»Bei ihr ist das was anderes«, versicherte ich ihm eidesstattlich.
Hermann hob skeptisch die Augenbrauen. »Ich tippe auf zwei Wochen.«
»Vergiss es, Alter, diesmal nicht«, versicherte ich. »Wart nur ab.«
»Glaub ich nicht. Aber ich lass mich gern vom Gegenteil überzeugen. Wäre ja zu schön, wenn man mit dir mal normal über Frauen reden könnte.«
Was sollte das denn heißen? Hermann tat ja gerade so, als wäre ich meinen Freunden mit meinen Frauengeschichten genauso auf die Nerven gegangen wie Markus mir mit seinem Liebeskummer oder Ralph mit seiner Schüchternheit. Natürlich hatte ich ein bisschen rumgeprotzt und ein paar zweifelhafte Bemerkungen waren sicher auch dabei gewesen, aber bei Nathalie war ich mir wirklich sicher, dass ich solche Sachen nicht nötig haben würde. Bei ihr fühlte es sich einfach anders an. Doch wie würde sie das sehen? Interessierte sie sich wirklich für mich oder war ich an eine Frau geraten, die nach ein paar heißen Verabredungen das Interesse verlor – wie ich bisher?
Ich wollte Gewissheit haben und rief sie auf dem Weg zum Laden an. Glücklicherweise klang sie alles andere als desinteressiert und lud mich für den Abend zu sichnach Hause ein. Sie wollte für uns kochen. Das hörte sich doch schon mal gut an.
Ich hatte mein Handy noch in der Hand, als Markus anrief.
»Kannst du heute Abend für zwei Stunden auf meinen Kleinen aufpassen?«, fragte er. »Es wäre dringend.«
Ich war selbst schuld. Warum hatte ich bloß abgenommen, obwohl ich wusste, dass er dran war?
»Nein«, sagte ich.
»Aber ich soll Tanja zu einem Annäherungsgespräch treffen«, jammerte er. »Wenn das gut läuft, kümmert sie sich in Zukunft wieder mehr um unseren Jungen.«
»Nimm dir einen Babysitter, ich bin mit Nathalie verabredet.«
»Wo denn?«
»Bei ihr.«
»Na, dann stört er euch doch gar nicht«, wollte Markus mir weismachen.
»Kleine Kinder stören immer, das weißt du ganz genau«, widersprach ich. »Sie sabbern, schreien, heulen und krabbeln überall dorthin, wohin sie nicht sollen. Und meistens alles zugleich.«
»Mathis mag dich«, versuchte er eine neue Masche.
»Ach, hat er dir das gesagt oder sogar aufgeschrieben?«, fragte ich. »Dann hättest du nämlich ein echtes Wunderkind.«
»Er war doch total handzahm bei dir.«
Von wegen handzahm. Der Zwerg hatte mich erst an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht und dann eines meiner wirklich teuren Stücke ruiniert. Ichwar froh, dass ich den Nachmittag mit ihm ohne bleibende Schäden überstanden hatte. Obendrein wusste ich nicht, wie es bei Nathalie ankäme, wenn ich überraschend ein Baby anschleppte. Andererseits – wäre das für mich nicht eine gute Gelegenheit, ihr zu beweisen, dass ihre Gefühle in mich gut investiert waren? Dass ich ein verlässlicher Partner war, der seinen Freunden beistand, wenn sie Hilfe brauchten, und Verantwortung übernahm? Und hieß es nicht, dass Männer mit kleinen Kindern unglaubliche Erfolge bei Frauen hatten? Oder sagte man das über Hunde? Aber was für Hunde galt, konnte doch für Babys nicht völlig falsch sein.
»Okay, aber unter einer Bedingung«, schlug ich Markus vor. »Für den Stress, der uns mit deinem Kleinen erwartet, lädst du Nathalie und mich bei euch im Restaurant zum Essen ein.«
»Du nutzt meine Notlage aus, um dich bei uns durchzufuttern?«, warf er mir vor.
»Exakt«, bestätigte ich. »Und vergiss die Getränke nicht.«
Er zögerte. Dann sagte er: »Na meinetwegen. Aber ab der zweiten Flasche Pinot zahlst du die Drinks selber!«
»Also, wann bringst du deinen Schreihals vorbei?«
»Um halb sieben«, antwortete er und legte auf.
Mathis nuckelte am Schnuller, was bedeutete, dass er rundum glücklich war. Markus stellte am Kassentresen haufenweise Kram und ominöse Gerätschaften ab, die der Kleine benötigte. Die Menge an Gepäck ließ vermuten, dass sein Sohn plante, auf Weltreise zu gehen,dabei sollte er nur zwei Stunden in meiner Obhut überstehen.
»Was
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