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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Regel
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Hörweite waren.
    »Kannst du mir das bitte erklären?«, bat ich sie.
    Nathalie rückte nicht gleich mit der Sprache raus. Erstholte sie die nächste Zigarette aus einer Schachtel und zündete sie in Ruhe an.
    »Tanja war mal bei mir in Behandlung.«
    »Aha. Und warum?«
    Nathalie nahm einen Zug von ihrer Zigarette. »Es würde gegen meine Schweigepflicht verstoßen, wenn ich es dir erzählen würde.«
    »Okay, ich muss ja keine Details wissen. Aber bei deinem Fachgebiet kann ich doch davon ausgehen, dass es wohl um Bindungsängste ging, oder?«
    »Na gut. Ja, davon kannst du ausgehen«, gab sie zu. »Aber mehr wirst du dazu von mir nicht erfahren.«
    Eine Frau, die ihren Kerl mit einem kleinen Kind sitzen ließ, weil er im Suff ein einziges Mal fremdgegangen war, das klang zwar schon nach mehr als nur einem Problem mit Nähe, aber eigentlich war es mir auch nicht so wichtig, was sie in Nathalies Sprechstunde geführt hatte. Ich konnte Tanja nie wirklich leiden. »Ist auch egal. Markus kann froh sein, dass er sie los ist«, sagte ich.
    »Aber die beiden haben ein Kind miteinander. Und er hat sie betrogen. Zählt das für dich denn gar nichts?«, fragte sie und klang plötzlich sehr ernst.
    Mist, irgendwie hatte dieser Abend toll begonnen, aber nun stand ich wieder am Pranger. »Doch, klar. Aber selbst mit Kind muss man ja nicht um jeden Preis zusammenbleiben, wenn die Beziehung nicht gut läuft.«
    Nathalie stemmte kampfeslustig die Hände in die Hüften. Das war nicht gut. »Du würdest also eine Frau,die ein Kind von dir bekommt, sitzen lassen, wenn dir irgendwas nicht passt?«
    »Nein, das heißt, nicht unbedingt  …« Verdammt, wie kam ich aus dieser Nummer wieder raus? »Also wenn …«
    »Weißt du was?«, unterbrach sie mich. »Irgendwie hab ich das Gefühl, dass du deine Bindungsprobleme selbst noch nicht ganz überwunden hast.«
    Na klar, nun war ich wieder der Arsch. »Wieso? Du bist doch hier der Beziehungsflüchtling«, verteidigte ich mich.
    »Ich weiß«, antwortete sie. »Deswegen flüchte ich jetzt auch in meine Wohnung.«
    »Allein?«, fragte ich.
    »Allein«, sagte sie.

KAPITEL 13
    Seit unserer unerfreulichen Debatte waren vierzig angespannte Stunden vergangen. Ich wollte nicht bis zur nächsten Sitzung morgen warten, deshalb musste ich vorher etwas gegen die Funkstille unternehmen. Ich rief sie mindestens zehnmal an, doch sie ließ es klingeln, bis ihre Mailbox ansprang. Erst überlegte ich, Markus zu bitten, dass er mir seinen Kleinen auslieh, mit dem ich dann in die Praxis gegangen wäre, um ihr Herz zu erweichen. Aber wenn Nathalie gerade einen Patienten hatte, würde ich mit dem Kinderwagen im Wartezimmer rumsitzen wie ein Idiot. Dagegen konnte mir nur Ralph helfen, bei dem ich ohnehin noch einen gut hatte, weil er wollte, dass ich seine dralle Bekannte mit scharfer Unterwäsche aufmöbelte. Also brachte ich ihn dazu, kurzfristig einen Termin bei Frau Gassner auszumachen. Sie verabredeten sich für den Nachmittag um fünf Uhr, aber statt Ralph würde ich bei ihr auftauchen. Um ihr klar zu machen, dass ich die Frau meines Lebens natürlich niemals verlassen würde – und mit Kind erst recht nicht.
    »Was willst du denn hier?«, fragte Nathalie entrüstet, als ich eine Minute vor siebzehn Uhr ihre Praxis betrat.
    »Was alle Patienten wollen: mit dir reden«, antwortete ich.
    »Ich hab jetzt keine Zeit«, blockte sie ab.
    »Doch, du hast Zeit. Ralph kommt nicht«, teilte ich ihr mit.
    Allmählich begriff sie. »Dein alberner Trick kostet mich siebzig Euro.«
    »Das ist nur fair«, hielt ich dagegen. »Was denkst du, was es mich kostet, den Laden zwei Stunden früher zuzumachen?«
    »Ich hab dich nicht darum gebeten!«, schimpfte sie.
    »Du bist nicht ans Telefon gegangen. Was sollte ich machen?«
    »Dann sag, was du zu sagen hast«, sagte sie kühl.
    »Unser letztes Gespräch ist alles andere als gut gelaufen. Erst war ich der liebe Kerl und am Ende plötzlich der Arsch. Ich fand das reichlich unfair.«
    Nathalie lehnte sich im Sessel zurück. »Deine Sprüche waren aber echt grenzwertig.«
    »Ja. Es war nicht alles druckreif, was ich gesagt habe. Mir tut nur Markus leid, weil er jetzt allein mit dem Kleinen dasteht. Und ich würde eine Frau, die ein Kind von mir bekommt, niemals betrügen, geschweige denn verlassen«, behauptete ich.
    »Das sagt einer, der einen Dessousladen aufgemacht hat, damit er kein Kind bekommen muss«, versetzte sie mir einen schmerzhaften Treffer.
    Ich brauchte

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