Hosen runter: Roman (German Edition)
noch meine Schulden begleichen«, antwortete er an ihrer Stelle. Dann griff er in seine Hosentasche, holte ein Portemonnaie hervor, zog mehrere Fünfzig-Euro-Scheine raus und legte sie auf den Tisch.
Nathalie zählte das Geld nach. »Soll ich Ihnen eine Quittung ausstellen?«, bot sie ihm an.
»Nicht nötig«, sagte er. »Ich brauche es nicht schriftlich, dass ich mal in einer Psychogruppe war.«
»Sie könnten versuchen, es bei Ihrer Krankenkasse einzureichen. Vielleicht beteiligt die sich an den Kosten«, klärte sie ihn auf.
»Scheiß auf die dreihundert Euro«, sagte er abfällig.
»Moment mal, wovon faselt der?«, fragte ich Nathalie.
»Von der Kursgebühr«, antwortete sie.
Kursgebühr. Das Wort hörte ich im Zusammenhang mit der Therapiegruppe zum ersten Mal. »Ich wusste nicht, dass die Treffen Geld kosten«, sagte ich.
»Denkst du, Therapeutinnen arbeiten umsonst?«, fragte sie ein wenig brüskiert.
»Nein«, beruhigte ich sie. »Dann kriegst du noch dreihundert von mir.«
Keine Ahnung, ob sie vor dem Mäuserich nicht darüber reden wollte, aber Nathalie druckste herum und ging nicht weiter darauf ein. »Ich bringe das Geld morgen zur Sitzung mit, okay?«, bot ich ihr an.
Sie warf dem Mäuserich einen knappen Blick zu, bevor sie mich ansah. »Vergiss es. Für dich ist schon bezahlt.«
Was hatte das zu bedeuten? Wollte sie mir die dreihundert Euro erlassen, weil wir angefangen hatten, miteinander ins Bett zu gehen? Ich wollte doch nicht, dass sie deswegen auf ihr Honorar verzichtete. Gleichzeitig hatte ich ein merkwürdiges Gefühl im Bauch, als ob da noch etwas anderes dahintersteckte. Es wäre vielleicht passender gewesen, das Thema unter vier Augen zu besprechen, aber so lange konnte ich meine Neugier nicht bändigen. »Wann ist denn für mich bezahlt worden?«, wollte ich wissen.
Ich merkte, dass es Nathalie allmählich zu viel wurde, denn sie verzog ihren hübschen Mund. »Da du es heute ganz besonders genau wissen willst: Die Kursgebühr für dich wurde schon vor der ersten Sitzung überwiesen.«
Ich war seinerzeit spontan mitgekommen, um Ralph nicht im Stich zu lassen, wie also konnte bereits vorher auf ihrem Konto die Einzahlung eingegangen sein? Das passte doch hinten und vorn nicht, da haute etwas mit der Reihenfolge nicht hin. Sie musste sich irren. »Wie das denn?«, erkundigte ich mich. »Das kann nicht sein.«
Nathalie grinste mich an. Sie wusste etwas, wovon ich keinen blassen Schimmer hatte, und das schien ihr ziemlich viel Vergnügen zu bereiten. »Tja, mein Lieber. Stell dir vor, du hast drei wirklich gute Freunde. Und jedem von ihnen warst du genau hundert Euro wert.«
KAPITEL 14
»Markus, Hermann und Ralph haben für mich bezahlt?« Ich konnte es noch immer nicht glauben. Aufgeregt gestikulierend lief ich neben Nathalie auf dem Bürgersteig her. »Warum das denn?«
»Weil sie wollten, dass du eine Therapie machst.«
Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte. Mir wäre lieber gewesen, dass meine Kumpels so beeindruckt waren von meinem Freundschaftsdienst für Ralph, dass sie vor lauter Ergriffenheit die Rechnung beglichen hatten. Oder dass sie es für Ralph taten, um ihn endlich aus seinem unfreiwilligen Zölibat zu befreien. Aber der Mönch hing ja in dieser miesen Verschwörung mit drin.
»Ich sollte eine Therapie machen? Wie sind die denn auf das schmale Brett gekommen?«, fragte ich verärgert.
»Na, wegen deiner Beziehungsunfähigkeit«, rechtfertigte Nathalie ihr Verhalten auch noch.
»Bloß weil ich eine Zeitlang mal ein bisschen in der Gegend rumgevögelt habe, bin ich noch lange nicht unfähig, eine Beziehung zu führen«, verteidigte ich mich.
»Doch«, sagte sie eisern.
»Mit meinem Pensum gilt man hierzulande bereits als therapiebedürftig?«, ereiferte ich mich. »Wer erlässtdenn solche Gesetze? Linksfeministische Terrornetzwerke?«
»Jetzt hör aber mal auf«, regte sie sich auf. »Das war meine Einschätzung als Therapeutin.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wie ist das mit meinen Kumpels gelaufen?«, fragte ich.
»Vor einer Weile sind die drei zu mir in die Praxis gekommen und haben mir von ihrem Freund erzählt – dem Besitzer eines Dessousgeschäfts, dessen Laden eine Art Schlaraffenland voller halb nackter Frauen sei, weshalb er eine Affäre nach der anderen habe. Und sich auf keine Frau wirklich einlassen könne, sie dafür aber mit seinen endlosen Bettgeschichten in den Wahnsinn treibe.«
»Das ist ja wohl die Höhe!«, ereiferte ich
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