hot directions (German Edition)
passiert was, Du Schwuchtel!« Ein zweiter tritt näher und hält mich am anderen Arm fest.
»Was geht Dich das eigentlich an?« Kollegin Werthmann reißt die Augen auf und läuft auf uns zu.
»Hände weg«, brüllt sie und schubst den Beamten zu meiner Linken beiseite. Der andere ist so verdutzt, dass er mich loslässt. Ich greife in meinen Hosenbund und ziehe das Mäppchen mit meinem Dienstausweis aus der Tasche, die ich mir in meine D&G-Jeans eingenäht habe. Außer der und einem hautengen, goldenen Lycra-Shirt trage ich nämlich meistens nichts, wenn ich in der Szene unterwegs bin, deshalb ist es gut, ein geheimes Fach am Mann zu haben. Und da ich seit gestern nicht mehr zu Hause war und demzufolge nicht zum Umziehen kam, habe ich halt noch die Szeneklamotten an. Als ich den Ausweis präsentiere, reißen die beiden Polizeimeister die Augen auf und werden deutlich etwas blasser.
»Ich bin Olaf Bauer, Kriminaloberkommissar Olaf Bauer, Ermittlungsgruppenleiter beim K 64, Morddezernat« säusele ich in zuckersüßem Ton. Und in einem etwas weniger zuckersüßen Ton füge ich hinzu:
»Und jeder, der kein Disziplinarverfahren und die größten Probleme seines Lebens haben will, nimmt die Finger von mir und hält mindestens einen halben Meter Sicherheitsabstand - verstanden?« Die beiden stammeln eine Entschuldigung und versuchen, den Rekord im Schnell-Abstandnehmen zu brechen. Genau in dem Moment passiert allerdings etwas wirklich Dummes, denn Martin, der Geschäftsführer vom Luckys, den ich aus verschiedenen Szenekneipen als Gast kenne, steht hinter mir. Sieht aus. als wäre ich soeben als Bulle geoutet. Shit, das hätte jetzt nicht sein müssen.
Martin runzelt die Stirn.
»Ach, die Bauer’sche. Toller Trick, vor fünfzehn Uhr reinzukommen, ne?« Ich rolle mit den Augen, Kollege Brüller grinst wie ein Honigkuchenpferd. Dann aber lässt Martin uns rein, und meine Kollegen durchsuchen das Luckys. Leer, keine Menschenseele. Nicht auf den Toiletten, nicht in der Lounge, nicht im Lager. Das Internet-Terminal, von dem aus die Profile gelöscht wurden, ist abgeschaltet. Einen anderen PC gibt es nicht. Verdammt... wie kann das sein? Inzwischen ist der Computerexperte vom K 12 eingetroffen, der das Internet-Terminal untersucht. Nach einer Weile schüttelt er den Kopf. Von diesem Computer, so sagt er, ist definitiv in den letzten 12 Stunden keine Internetverbindung aufgebaut worden. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Die Daten von Gayroyal stimmen aber genauso definitiv, sagt der Experte. Ich schüttele den Kopf und lasse die beiden alleine. Draußen treffe ich die Kollegin Werthmann.
»Was gefunden?« fragt sie mich. Ich schüttele den Kopf.
»Nichts. Kein Mensch. Der Computerfuzzi sagt, von dem Terminal sei nix gelaufen. Die Daten stimmen aber, sagt er. Ich verstehs nicht. Aber ich fahr jetzt ins Präsidium, bevor ich noch mal verwechselt oder von noch mehr Leuten erkannt werde. Also, bis später, tschüß.« Mit diesen Worten schwinge ich mich in den Dienst-Opel und düse ab.
Kapitel 6
Ich starre eine Weile in die Schwärze des Kaffees. Was wohl Timo jetzt macht? Vermutlich sitzt er in der neonlichterhellten Teeküche der Pathologie und schreibt den Obduktionsbericht Butters oder macht Pause. Oder so. Vielleicht sollte ich ihn mal anrufen und fragen, ob es was Neues gibt. Vielleicht sollte ich aber auch nicht den Eindruck erwecken, dass ich ihm hinterherlaufe. Schließlich hat er mir ja erst gestern gesagt, dass er das so gar nicht leiden kann. Da käme es bestimmt nicht so gut, wenn ich jetzt einen Vorwand suchen würde, um ihn anzurufen... oder es den Anschein erwecken würde. Andererseits wüsste ich wirklich gerne seine Meinung zu der Sache. Okay, er ist kein Polizeibeamter, sondern Pathologe, noch dazu in Ausbildung, und demzufolge dürfte ich ihm sowieso keine Ermittlungsergebnisse verraten. Aber er könnte mir wirklich helfen... zum Beispiel, wenn es darum geht, in der Szene zu ermitteln, oder so. Da wärs toll, ihn an meiner Seite zu wissen. Da ich eigentlich keine Lust mehr habe, Dienst zu schieben, beschließe ich, jetzt Feierabend zu machen und stattdessen zur Pathologie zu fahren - diesmal mit dem Opel Omega, der meiner Ermittlungsgruppe rund um die Uhr zur Verfügung steht. Ich möchte lieber mobil sein, ohne auf Taxis angewiesen zu sein, ich hab nämlich das dumme Gefühl, dass die nächsten Tage noch was passiert.
Butter und Meyer sind tot, es gibt einen Mörder, und ich habe sogar schon mit
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