hot directions (German Edition)
gekommen und stellt sich lachend neben mich. Die Polizeibeamtin tritt inzwischen auf den Balkon und schaut hinab.
»Was war denn hier los? Sind Sie gestört worden?« fragt sie nach unten. Die Kurden schütteln erst den Kopf, dann bricht ein Sturm der Entrüstung los.
»Wir? Gestört? Von was denn?« hallt es von unten links.
»Wer war denn das? Wir haben Euch nicht angerufen«, von gegenüber.
»Scheißbullen« irgendwo von rechts unten.
»Könnt Ihr Euch ned mal um was WICHTIGES kümmern?« brüllt der Alte von Gegenüber.
»Polizei immer machen Ungerechtigkeit!!!« Das war definitiv Herrn Özcioglus Stimme. Mein Nachbar zur Linken steckt den Kopf um die Trennscheibe und blafft die Kollegin an.
»Wir haben hier nur eine Party gefeiert. Außerdem bin ich Rechtsanwalt und werde mich über Sie beschweren. Was wollen Sie überhaupt? Grillwurst gibts in jeder Metzgerei, also kaufen Sie sich gefälligst eine eigene.« Die Buh-Rufe von überall her verwirren mich. Die Kollegin scheint auch verwirrt zu sein, denn sie fasst ans Geländer und riecht an der Flüssigkeit, die sie mit ihrem Finger aufgenommen hat.
»Und was ist das hier?«, fragt sie meinen Nachbarn aggressiv.
»Du probiere, wenn Du wolle wisse«, brüllt irgendeine weibliche Stimme von unten. Die Kollegin verzieht angewidert das Gesicht und kommt zurück. Der Rechtsanwalt von nebenan fragt die Polizisten süffisant:
»Sagen Sie mal, warum hat denn der Herr Kriminaloberkommissar Bauer jetzt plötzlich Handschellen an?« Auf diesen Kommentar hin scheint der Blutdruck der Kollegin um fünf Etagen bis ins Erdgeschoß gefallen zu sein, ebenso wie ihre Gesichtsfarbe.
»Ähm... äh...« stammelt sie. Dann wendet sie sich ihrem Kollegen zu.
»Thomas, worauf wartest Du? Nimm dem Herrn Kriminaloberkommissar die Handschellen ab.« Der schluckt, legt mir zuerst mein Handtuch um die Hüften und schließt dann die Handschellen auf.
»Okay, Herr Bauer, entschuldigen Sie bitte die Störung«, versucht sie, die Situation zu retten.
»Wir sehen ja, dass uns jemand scheinbar irrtümlich angerufen hat. Ähm, wir gehen dann wohl besser.« Sie winkt ihrem Kollegen zu. Ich grinse.
»Hey, Thomas... also, wenn Du mal frei hast und vorbei kommen willst, dann kannste das gerne tun.« Er wird rot, nickt und folgt seiner Kollegin dann aus der Tür. Timo und ich gucken uns an und brechen erst einmal fast vor Lachen zusammen. Draußen ist es still, außer dem Rauschen der Bäume ist nichts zu hören. Also gießen wir uns noch einmal ein Glas Sekt ein, gehen zusammen auf den Balkon und strecken eine Hand in die Luft, um das Victory-Zeichen zu machen. Mit der anderen Hand stoßen wir an und rufen ein schallendes »Danke, Leute«, in den Hof. Herr Özcioglu winkt grinsend zurück. Auf den Balkons rundherum scheint Normalität eingekehrt, es wird weitergegrillt, allerdings sind die Unterhaltungen scheinbar etwas humorvoller und lauter als vorher. Mein Nachbar schaut wieder um die Trennwand und grinst.
»Wollen Sie auch ein Bier?«
Kapitel 7
»Your Disco, your disco, your disco needs you«, dudelt mein Handy irgendwo neben meinem Ohr einen Song von Alcazar. Schlagartig bin ich wach und taste nach meiner Nachttischlampe. Dabei erwische ich erst einmal Timo, der halb neben, halb auf mir liegt und nun auch wach wird.
»Shit«, fluche ich. »Was ist denn jetzt los?« Vor allem, wieso liegt der jetzt auf der anderen Seite? Ich schalte das Licht an und finde mein Handy schließlich nach dem x-ten Klingeln in meiner Hosentasche.
»Es ist viertel nach drei. Wenn es keinen absolut wichtigen Grund für einen Anruf gibt, leg ich sofort wieder auf.«
»Brüller, guten Morgen, Herr Bauer.« Ich glaub, ich träume. Hat diese Flachpfeife eigentlich jede Nacht Dienst? Okay, wenn ich mit DER Frau zusammen wäre, würde ich auch freiwillig jede Nacht arbeiten.
»Das war mir klar. Sie sind wirklich der einzige, der die Frechheit hat, mich mitten in der Nacht zu stören.«
»Ich hoffe, ich habe Sie nicht von ihrem Date runtergeholt, Herr Bauer... aber ich bin schon wieder am Länderweg. Und hier liegt schon wieder eine Leiche. Alles wie gehabt. Inklusive der Dating-Card von Gayroyal. Ich dachte, das sollten Sie sich ansehen.«
»Okay, ich komme.« Timo schaut mich fragend an. Sein Blick ist verschlafen.
»Süßer, ich muss noch mal weg, im Länderweg liegt schon wieder eine Leiche. Kommst Du mit oder bleibst Du hier?« frage ich ihn. Schließlich ist es gut, einen Gerichtsmediziner dabei zu
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