hot directions (German Edition)

konstatiert Horst Brüller.
    »Wenn er schon wieder Witze machen kann, ist er fast gesund.«
    »Also, er hat ne Gehirnerschütterung, die Platzwunde am Auge mußte mit acht Stichen genäht werden, von den sonstigen, unzählbaren Blessuren überhaupt nicht zu reden, und ich bin dafür, daß wir ihn noch bis zum Wochenende zur Kontrolle hierbehalten, schon alleine wegen der Ohnmacht.« Das war der Typ im Kittel, ich nehme also an, daß das wirklich ein Arzt ist.
    »Was ist denn eigentlich passiert?«, frage ich matt. Einer von den Typen, die ich nicht kenne, grinst.

    »Also, wir sind da hingefahren und hatten eigentlich nur noch die Reste aufzulesen, die Ihr uns übrig gelassen habt«, erklärt er, während Siegmar bestätigend nickt.
    »Nachdem man uns zuerst für Verstärkung von diesem Brunner gehalten hat, konnten wir das Mißverständnis dann aber rasch aufklären und die Flüchtenden festnehmen. Ich bin übrigens Wolfgang Hagedorn, Leiter des Sondereinsatzkommandos II in Koblenz.«
    »Die schwarzen Männer waren vom SEK«, kommentiert Siegmar das soeben Gesagte.
    »Ah... und Brunner?«, frage ich. Der andere, ein Hüne von Mann, den ich ebenfalls nicht kenne, grinst verschmitzt.
    »Ich bin übrigens Walter Isar, Staatsanwalt am Landgericht Frankfurt... wenn Herr Scott schon zu unhöflich ist, mich vorzustellen, mache ich das eben selbst«, sagt er lächelnd. Steven selbst sitzt grinsend auf seinem Platz auf der Fensterbank.
    »Ihr Herr Brunner sitzt. Und er wird da auch so schnell nicht wieder herauskommen, seine rumänischen Erntehelfer haben nämlich umfassend ausgesagt. Im Moment ist er allerdings noch im Krankenhaus, zwei Zimmer weiter, und wird wegen einer Blasenentzündung, diverser Schnitt- und Schürfwunden und einer Verbrennung zweiten Grades am Hals stationär behandelt. Ich denke, es spricht nichts dagegen, wenn Sie ihm anschließend noch ‚Guten Tag‘ sagen wollen«, schlägt dieser Isar vor.
    »Ich begleite Euch vier auch gerne«, fügt er noch hinzu.
    »Woher hat er denn die Blasenentzündung?«, fällt mir ein.
    »Na, er mußte dringend austreten, und das Wasser konnte nicht ablaufen. Wohin denn auch?«, beantwortet Siegmar meine Frage. Diese Antwort bringt mir nicht wirklich viel, deshalb schaue ich ihn blöde an.
    »Er saß in seinem SLK, als der Betonmischer diese zwei Tonnen Fertigbeton darauf und darüber kippte. Letztendlich guckte er mit Schultern und Hals daraus hervor, als die Feuerwehr ihn befreien wollte, haben sie ihn leider auch noch fast abgefackelt, weswegen er nun auch noch eine böse Verbrennung am Hals hat«, klärt Timo meine Verwirrung auf.
    »Ich hab dem Michel noch gesagt, nehmt nicht die Flex, das ist Beton«, mischt Siegmar sich entschuldigend ein.
    »Dadurch hat es fast zwei Stunden gedauert, bis Brunner aus dem Auto befreit war. Scheiße war nur, daß es schnellhärtender Beton war, der bekanntlicherweise nach einer halben Stunde anfängt, hart zu werden. Daher hat die Feinarbeit dann noch etwas länger gedauert, aber Brunner konnte zumindest mit ein paar Betonklötzen an den Füßen in unserem Streifenwagen Platz nehmen«, erklärt Isar.

    »Ihr hättet ihn besser im Bach versenkt«, mischt Alex sich von hinten ein.
    »Na, na, na, wir wollen doch keine Straftaten begehen«, schmunzelt Isar.
    »Im Bericht steht allerdings, daß Brunner an vier Stellen Eure Zufahrtsstraße sowie die Brücke irreparabel beschädigt hat. Seine Haftpflichtversicherung wird sicher sehr glücklich über diese unerwartete Zahlung sein«, fügt mein Chef hinzu.
    »Wenn Du wieder gesund bist, wär es übrigens klasse, wenn Du wieder im Dienst erscheinen würdest. Frau Kollegin Werthmann hatte gestern einen Nervenzusammenbruch und befindet sich im Elisabethenstift in Darmstadt zur stationären Therapie bei Frau Dr. Witzbirsky.«
    »Warum denn das?« Ich bin sprachlos. Horst Brüller lacht leise auf.
»Weil wir ihr bei der Nachbesprechung der ‚SoKo Länderweg‘ klar gemacht haben, daß sie die SoKo besser in ‚SoKo Holzweg‘ umbenennen würde, weil sie vollständig auf selbigem war. Du hattest nämlich recht, und wir können Brunner sämtliche Morde am Länderweg beweisen. Einer seiner Rumänen hat ein Geständnis abgelegt und dabei diesen Viktor vollständig belastet. Leider beschaut der sich jetzt die Radieschen von unten... oder sagen wir vielmehr... bald, wenn ihn die Pathologie endlich freigibt«, merkt Brüller an.

    Bitte? Viktor ist tot? Wie denn das? Ich verstehe langsam gar nichts