Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
Andrews gegangen, um mit ihm Louise zu sprechen! Vielleicht hätte eine längere Kur ihr helfen können. Doch selbstsüchtig hatte sie nur an sich gedacht und ihr persönliches Glück mit ihrem Kind genießen wollen. Wenn Louise jetzt starb, würde sie sich das nie verzeihen – und diesem Scheusal von Andrews ebenso wenig!
Tom hatte die Kutsche kaum zum Stehen gebracht, als Georgina bereits den empört dreinblickenden Butler stehen ließ und die Treppe hinauf eilte. Doktor William, der neben Louises Bett gesessen hatte, erschrak, als Georgina die Tür aufriss. Andrews war nicht im Zimmer.
Erschrocken starrte Georgina auf das weiße Gesicht ihrer Freundin. Sie sah aus wie die Marmorstatuen, die häufig in englischen Gärten zu finden waren. Louises Augen waren geschlossen. Georginas Blick blieb an den bandagierten Unterarmen hängen.
„Doktor Williams, was ist passiert?“ Sie schrie fast.
„Bitte, Mylady, beruhigen Sie sich. Setzen Sie sich erst einmal.“
Georgina gehorchte. Doktor Williams sah sie ernst an und räusperte sich, bevor er leise sagte:
„Lady Andrews wollte ihrem Leben selbst ein Ende setzten. Sie hat sich mit einem Messer die Adern an ihren Handgelenken geöffnet. Sie hatte sich im Garten versteckt, daher dauerte es einige Zeit, bis sie gefunden wurde. Der Blutverlust ist groß.“
„Aber sie wird doch überleben, Doktor? Nicht wahr, sie können Louise retten, oder?“
Doktor Williams konnte ihr nicht in die Augen sehen, als er fortfuhr:
„Ich denke nicht. Sie ist einfach zu schwach. Wenn ein derartiger Suizidversuch rechtzeitig bemerkt und behandelt wird, kann ein kräftiger, gesunder Mensch diesen überleben. Aber Lady Andrews ist durch ihre Lungenkrankheit und die Fehlgeburten ausgezehrt. Ihr Körper kann sich nicht zur Wehr setzen.“
Das konnte nicht sein! Louise durfte nicht einfach sterben! Sie fühlte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten und Doktor Williams sanft ihre Hand streichelte.
„Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen, Lady Grey. Nur Louise allein weiß, warum sie nicht länger leben wollte. Vielleicht war ihr Heimweh zu groß.“
In diesem Moment öffnete die Sterbende ihre Augen.
„Georgina, wie schön.“
Ihre Worte waren so leise wie ein Windhauch.
„Bitte, sprich nicht, Louise. Das ist zu anstrengend.“
Doch Louise wollte ihr anscheinend etwas mitteilen, daher wandte sie sich an den Arzt.
„Können Sie uns einen Moment alleine lassen, Doktor Williams?“
Der nickte und verließ leise den Raum. Mühsam brachte Louise hervor:
„Ich möchte nicht, dass du traurig bist, Georgina. Es war meine eigene Entscheidung.“ Sie seufzte.
„Sich selbst das Leben zu nehmen ist eine große Sünde, denn Gott allein entscheidet über Leben und Tod. Aber ich war einfach zu schwach für diese Welt. Ich bin nicht so mutig wie du, Georgina. Ich habe keinen Wert für die Menschheit, denn ich bin nicht einmal in der Lage ein Kind zu gebären. Daher hoffe ich, dass Gott mir vergibt und mir die Qualen der Hölle erspart.“
Ihre Stimme wurde leiser und Georgina konnte Louises Worte kaum noch verstehen.
„Sprich … mit Lillys Vater.“
Was meinte sie damit?
„Ich soll mit Richard sprechen? Louise, ich weiß nicht...“
„Nicht...Richard. Lillys Vater... .“
Dann erstarben ihre Worte und Louise schloss langsam die Augen.
„Nein! Louise bitte, du darfst nicht sterben! Verlass mich nicht!“
Hysterisch schluchzend umarmte sie den sterbenden Körper ihrer Freundin und versuchte, ihn zu schütteln, so als könne sie Louise damit wachrütteln. Dann spürte sie Doktor Williams Hand auf ihrem Arm.
„Ruhig, Lady Grey. Bitte beruhigen Sie sich. Ich muss Lord Andrews über den Tod seiner Frau informieren.“
Georgina sprang auf wie eine Furie.
„Nein! Das werde ich tun.“
Mit einem Satz war sie aus dem Zimmer gelaufen und stürmte in den Salon. Richard saß in einem Sessel, trank Whiskey und starrte aus dem Fenster.
„Louise ist tot.“
„Ist sie das?“
Andrews Augen sahen trüb und gläsern aus. Er machte keine Anstalten, sich aus seinem Sessel zu erheben. Georgina glaubte, vor Wut und Traurigkeit explodieren zu müssen. Warum ließ Gott es zu, dass Louise sterben musste und Menschen wie Samuel John Andrews unbehelligt weiter lebten? Warum traf das Schicksal diejenigen so hart, die es absolut nicht verdient hatten?
„Ja, Andrews, Sie haben Ihre Frau auf dem Gewissen.“
Sie schleuderte ihm ihre Worte ins Gesicht und baute sich vor seinem Sessel auf.
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