Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
gehörte.
Greyville House, April 1900
Kurz vor Ostern erblickte Georginas Tochter das Licht der Welt. Die Geburt war komplikationslos verlaufen, und so konnte sie das Kindbett schnell verlassen. Richards anfängliche Freude über Georginas Schwangerschaft war in dem Augenblick verschwunden, als er das Geschlecht des Kindes erfuhr. Als Georgina ihn fragte, welchen Namen das kleine Mädchen tragen sollte, wandte er sich ungehalten ab und brummte, es sei Sache der Mutter einen Namen für weibliche Babys zu bestimmen.
Nach kurzer Bedenkzeit hatte Georgina sich entschieden: Ihre Tochter sollte Lilian Louise heißen. Louise würde sich gewiss darüber freuen, die Patenschaft zu übernehmen.
Jedes Mal, wenn sie in die großen, klaren Augen des Babys sah, erkannte sie Jamie darin. Sie konnte froh sein, dass Richard und Jamie sich optisch ähnelten. So würden zumindest vorerst keine Gerüchte aufkommen.
Lilly, wie das kleine Mädchen bald von allen gerufen wurde, was ein liebes Baby und entwickelte sich prächtig. Richard nahm nach wie vor kaum Notiz von seiner Tochter. Stattdessen zog er sich mehr und mehr zurück und verbrachte den größten Teil des Tages in seinem Schlafzimmer. Fast jeden Tag griff er inzwischen zur Whiskeyflasche und selbst Lizzie schien jeden Einfluss auf ihn verloren zu haben. Als sie kurz nach Lillys Geburt deutliche Anzeichen einer Schwangerschaft zeigte, zögerte Richard keine Minute, Lizzie mit Mr. Rowlands Sohn zu verheiraten, der einmal die Schneiderei seines Vaters im Dorf erben würde.
Georgina würde Lizzies verweintes Gesicht, als sie Greyville House verlassen musste, niemals vergessen. Sie hatte ihr zum Abschied einige der Kleider geschenkt, die sie selbst während ihrer Schwangerschaft getragen hatte.
Richards Zustand machte Georgina Angst. Nach wie vor war er nicht bereit, mit ihr über seine Schulden zu sprechen. Stattdessen verkaufte er nach und nach seine wertvollsten Zuchtpferde, sodass neben Daphne und Richards Hengst nur noch zwei Stuten und zwei Kutschponys die große Stallanlage bewohnten.
Richard weigerte sich zudem beharrlich, eine neue Haushälterin einzustellen. Megan und Claire kamen mit der Arbeit kaum nach und Georgina musste den beiden immer häufiger helfen, die zahlreichen großen Räume von Greyville House in Ordnung zu halten.
Die zweite Person, um die sich Georgina immer mehr sorgte, war Louise. Sie hatte seit ihrer Heirat mit Lord Andrews bereits zwei Fehlgeburten erlitten. Von der Letzten erholte sie sich nur sehr langsam. Seit Doktor Williams Lord Andrews eröffnet hatte, dass Louise eine weitere Schwangerschaft wohl nicht überleben würde, sprach ihr Mann kein Wort mehr mit ihr und vergnügte sich stattdessen vor Louises Augen ungeniert mit den Dienstmädchen.
„Ich glaube, er wartet nur darauf, dass ich sterbe, damit er wieder heiraten kann und endlich seinen ersehnten Erben bekommt.“
Georgina und Louise hatten sich zum Tee verabredet und saßen auf einer der großen Terrassen von Lord Grey Anwesen.
Georgina schaute ihre Freundin schockiert an.
„Louise, das kannst du doch nicht ernst meinen!“
Ihre Freundin strich sich eine Haarsträhne aus dem blassen Gesicht und ihre Stimme klang unendlich traurig, als sie erwiderte:
„Ich denke, du weißt so gut wie ich, wie er ist.“
Louise vermied es, den Namen ihres Mannes in den Mund zu nehmen. Die Angst war ihr deutlich anzusehen. Georgina nahm sich vor, mit Lord Andrews zu sprechen, so bald sich die Gelegenheit ergab. Sie machte sich keine Illusionen: Er würde wahrscheinlich nicht auf sie hören. Doch Georgina musste es wenigstens versuchen.
Einige Wochen später, Georgina saß mit Lilly gerade im Garten und gab ihr zu trinken, sah sie einen Mann auf sich zulaufen. Bei genauerem Hinschauen erkannte sie Tom, Lord Andrews Kutscher.
Atemlos keuchte er:
„Lady Grey, bitte, Sie müssen sofort kommen. Lady Andrews liegt im Sterben. Sie möchte mit Ihnen sprechen.“
Georgina sprang auf.
„Um Himmels Willen, Tom, was ist denn passiert?“
Als sie Louise das letzte Mal gesehen hatte, war sie zwar schwach und blass gewesen, aber nicht ernsthaft krank. Tom schüttelte bedauernd den Kopf.
„Ich weiß es nicht, Mylady. Man hat mich nur geschickt, um Sie sofort zu informieren.“
Georgina übergab Lilly an Claire, holte sich eilig einen Hut aus ihrem Zimmer und nahm dann in der Kutsche Platz. Ihr Herz klopfte bis zum Hals und sie machte sich bittere Vorwürfe. Wäre sie doch früher zu
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