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Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)

Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)

Titel: Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia May Clarke , Aurora Estella Alvarez
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dann, dass er sein Leben als so entsetzlich langweilig empfand? Er konnte es sich nicht erklären.
    Nun, ein wenig Spannung oder zumindest einen interessanten Fall versprach der Termin mit Thomas of Lancaster, zu dem er gerade unterwegs war. Er kannte Lancaster noch nicht persönlich, der Mann gehörte zu den umstrittensten Persönlichkeiten des Hochadels. Jeder wusste, dass er praktizierender Sodomit war, denn anstatt seine widernatürlichen Neigungen zu verbergen, zeigte er sich mit seinem Lustknaben auch bei öffentlichen Veranstaltungen. Zudem lebte er auf großem Fuße, feierte ausschweifende Feste und fühlte sich anscheinend mehr als wohl in seiner Rolle als Lebemann und Paradiesvogel.
    John gehörte nicht jenen sittsamen Tugendwächtern, die in den letzten Jahren im viktorianischen England viel an Macht und Einfluss gewonnen hatten. Menschen, die sich jedoch vehement weigerten, sich an gesellschaftliche Spielregeln zu halten, waren ihm suspekt. Er schätzte traditionelle Werte und dazu gehörte auch die von Gott gewollte und gesegnete Ehe zwischen Mann und Frau. Ein Land, indem die Unzucht zum guten Ton gehörte und gesellschaftsfähig wurde, war dem Untergang geweiht, soviel stand für ihn fest.
    Andererseits glaubte John an die Macht des Geldes: Die Besitzenden durften Einfluss nehmen und diejenigen, die nichts besaßen, mussten dies wohl oder übel akzeptieren- oder auswandern. Wenn er als Jurist daher die Chance bekam, einen reichen, einflussreichen Klienten zu vertreten, befand er es als durchaus legitim, dessen Lebenswandel nicht zu kritisieren und seine moralischen Bedenken und Vorbehalte lieber für sich zu behalten.
     
    Nachdem Sarah Sir Thomas' Heiratsantrag angenommen hatte, fühlte sie sich seltsamerweise zufrieden und ausgeglichen. Der Mann mochte polarisieren, aber Sarah glaubte an ihre gute Menschenkenntnis. Tom war ihr sympathisch und er schien kein Problem damit zu haben, wenn Frauen ihre Meinung äußersten. Insofern hätte es sie eigentlich nicht besser treffen können.
    Bevor sie sich jedoch Gedanken um ihre eigene Hochzeit machen konnte, musste sie zunächst dafür sorgen, dass Sally unter die Haube kam. Der Erlös aus dem Verkauf der Halskette würde tatsächlich ausreichen, um den Vater ihrer ungeborenen Nichte oder ihres ungeborenen Neffen von einer Heirat zu überzeugen und zudem genutzt werden können, um eine kleine Feier auszurichten. Sally war so erleichtert, dass sie nicht einmal nachfragte, wo Sarah die enorme Summe aufgetrieben hatte. Auch ihre Mutter sowie Sallys zukünftige Schwiegereltern zeigten sich erfreut. Der junge Ehemann schien weniger begeistert zu sein, doch nachdem ihm sein Vater, ein angesehener Arzt, ins Gewissen geredet hatte, wurde der Termin für die Hochzeit auf den 5. August festgelegt.
    Bereits zwei Tage nach ihrem letzten Besuch bei Tom erhielt Sarah einen Brief, indem dieser sie um Erlaubnis bat, einen Ball auszurichten, auf dem die Verlobung öffentlich verkündet werden würde. Bis dahin konnten sie die wichtigsten Details ihrer Ehe vertraglich festhalten. Sarah stimmte zu, obwohl der Gedanke an eine solche Veranstaltung sie nervös machte. Sie konnte nicht besonders gut tanzen, war in gesellschaftlicher Konversation nicht geübt und wusste zudem nicht, was sie zu diesem Anlass tragen sollte. Außerdem war es langsam an der Zeit, ihre Familie in ihre Heiratspläne einzuweihen. Bei dem Gedanken, wie ihre Schwestern auf die Neuigkeiten reagieren würden, lächelte sie vor sich hin. Sie sah Sally schon vor Neid erblassen und ihre Mutter in hysterische Aufregung verfallen, die in heftigen Gelenkschmerzen und womöglich in einer Migräne gipfeln würde.
    Schließlich beschloss Sarah, ihre Familie erst nach dem Ball von ihrer Verlobung in Kenntnis zu setzen. Wahrscheinlich wäre dieser Skandal ohnehin der Aufmacher in allen einschlägigen Gazetten. Die Vorstellung, dass sich ganz London über sie und ihre Herkunft das Maul zerriss, behagte ihr ganz und gar nicht, aber damit würde sie sich wohl oder Übel abfinden müssen. Trotzdem musste sie den Tratsch nicht noch zusätzlich anheizen, indem sie ihre Mutter und ihre Schwester auf einem Ball dem Gespött der reichen Lords und Ladys aussetzte, die dort sicher zahlreich vertreten sein würden. Nein, es reichte, wenn sie selbst sich dort den abschätzenden Blicken und bissigen Kommentaren stellen musste. Sie würde sich auf jeden Fall innerlich wappnen müssen gegen Neid, Missgunst, vielleicht sogar offene

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