Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
Saals zu ergattern, wo John Sie nicht sehen würde. Um sicherzugehen, nicht erkannt zu werden, hatte sie sich ein einfaches Kleid angezogen und trug ein altes, zerschlissenes Kopftuch.
Der Richter eröffnete die Verhandlung, indem er zunächst die Anklageschrift vortragen ließ. Sarah verstand nicht alles von dem, was der Advokat, der die Interessen des Königreichs vertrat, zu sagen hatte. Die juristischen Begriffe und Paragrafen waren ihr fremd und sie hatte Mühe, den Worten des Mannes zu folgen.
Nachdem der Anwalt endlich zum Ende gekommen war, ließ der oberste Richter die Anwesenden wissen, dass er gedenke, diese "leidige Angelegenheit" wie er es nannte, in nur drei Verhandlungstagen zu einem Ende zu bringen.
Sarah ließ ihren Blick zu Simon wandern, der in einem bedauernswerten Zustand zu sein schien. Die tiefen Augenringe, die Sarah trotz der Entfernung deutlich sehen konnte, zeugten von vielen schlaflosen Nächten und sie wäre am liebsten aufgesprungen, um den Angeklagten zu trösten.
Ohne Zweifel hatte Simon große Angst, denn er hielt den Kopf gesenkt und sprach leise und stockend, wenn er dazu aufgefordert wurde, eine Frage zu beantworten. Das kam jedoch eher selten vor, es war vor allem Johns klare, ruhige Stimme, die den großen Raum erfüllte.
Der Richter gab sich kaum Mühe zu verbergen, für wie abstoßend und verachtenswert er Simon und seine vermeintliche Neigung befand und für Sarah gab es keinen Zweifel, dass dieser Mann sein Urteil bereits gefällt hatte, bevor die Verhandlung begann.
Trotzdem versuchte John alles, um dem Gericht glaubhaft zu versichern, dass Simon keinen Kontakt zu männlichen Prostituierten hatte. Dann wurden jedoch einige Zeugen aufgerufen, darunter auch Francis. Hämisch grinsend ließ er sich auf den Stuhl fallen, der für die Zeugen vorgesehen war.
„Ich bin mir absolut sicher, dass es dieser Mann ist, der in Begleitung mit Oscar Wilde diesen Männerpuff aufgesucht hat, Euer Ehren."
Der Richter verzog angewidert das Gesicht und donnerte:
„Sie werden sich in diesem Gerichtssaal nicht derart vulgär ausdrücken, Mr. Green, sonst sorge ich dafür, dass Sie ein stattliches Bußgeld zahlen werden. Habe ich mich klar ausgedrückt?"
Francis senkte scheinbar demütig den Kopf und murmelte:
„Natürlich."
„Schön, dann kommen wir zurück zum Tatbestand. Haben Sie beobachtet, wie der Angeklagte das betreffende Etablissement betreten hat?"
„Ja, Euer Ehren. Und dann bin ich ihm gefolgt. Ich kann Ihnen versichern, Sodom und Gomorrha müssen im Vergleich zu dieser Lasterhöhle Orte des keuschen Lebenswandels gewesen sein."
„Was Sie nicht sagen."
Der Richter schien Francis nicht sonderlich ernst zu nehmen- eine Tatsache, die seine Glaubwürdigkeit in Frage stellte.
Nachdem Francis aus dem Zeugenstand entlassen worden war, hörte der Richter jedoch noch weitere Zeugen an, die Simons Besuch in dem Bordell bezeugen konnten. Dazu gehörte auch einer der Männer, die dort ihre Dienste angeboten hatten. Der Mann wirkte eingeschüchtert und konnte weder Simon noch dem Richter in die Augen sehen, er schien jedoch die Wahrheit zu sagen. Vermutlich hatte man ihm eine Strafminderung versprochen, wenn er gegen seine Kunden aussagte.
Nachdem noch einige weitere Zeugen verhört worden waren, erklärte der Richter die Verhandlung für beendet. Der nächste Prozesstag war für die kommende Woche angesetzt und man musste kein Jurist sein um festzustellen, dass es nicht gut aussah für Simon. Vielleicht war es besser, wenn er sich zu seinem Fehltritt bekannte? Er konnte doch behaupten, dass er überredet worden war und er eigentlich mit Sodomie nichts zu schaffen hatte.
Sarah warf kurz einen Blick in Johns Richtung. Gut, er schien ihre Anwesenheit im Gerichtssaal nicht bemerkt zu haben.
Während sie zu Fuß den Rückweg antrat, nahm Sarah sich vor, später mit John darüber zu sprechen. Vermutlich würde der ihr gar nicht zuhören und sie daran erinnern, dass sie als ungebildete Frau keine Ahnung von juristischen Strategien hatte, aber einen Versuch war es wert, es ging schließlich um Simons Zukunft. Dafür würde sie auch John Millers Spott in Kauf nehmen. Einerseits passte es Sarah nicht, dass dieser Mann sie herumkommandierte und belehrte, andererseits fand sie es tröstlich, nicht ständig alleine in Toms großer Stadtvilla auszuharren. Warum der Anwalt plötzlich der Auffassung war, sich um sie kümmern zu müssen, war Sarah ein Rätsel. Überhaupt wusste sie bei ihm
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