Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
jetzt wirkte sie entgegen ihrem Naturell völlig aufgelöst und nicht zum ersten Mal fragte John sich, was für eine Art Beziehung sie eigentlich mit ihrem Ehemann und dessen Liebhaber führte. Da sie ein Kind erwartete, musste sie mit einem der beiden das Bett geteilt haben- eine Vorstellung, die John überhaupt nicht behagte. Seit der Hochzeitsfeier im letzten Jahr musste er ständig an Sarah denken, auch wenn er sich noch so sehr anstrengte, sie sich aus dem Kopf zu schlagen. Bereits mehrmals hatte er seinen eigenen Hochzeitstermin mit Emily unter einem Vorwand verschoben und sein Schwiegervater in spe war kurz davor, die Geduld zu verlieren.
Dieser Fall bot John eine willkommene Gelegenheit, Mr. Highgove erneut zu vertrösten. Er würde in den kommenden Wochen keine Zeit haben, sich um die Vorbereitung seiner Hochzeit zu kümmern. Wenn es ihm tatsächlich gelingen sollte, vor Gericht zu gewinnen und Simon Westville das Zuchthaus zu ersparen, würde er sich in den nächsten Monaten vor neuen Klienten kaum retten können.
Er musste sich jedoch eingestehen, dass er den Fall nicht nur aus Prestigegründen übernehmen wollte. Er hatte das Gefühl, Sarah gegenüber etwas gut machen zu müssen und er konnte es kaum ertragen, sie derart verzweifelt zu sehen.
Leider waren seine Erfolgsaussichten vor Gericht gering, die Beweise sprachen eindeutig gegen Mr. Westville. Er hielt es jedoch für besser mit dieser Einschätzung zu warten, bis er sie Lord Lancaster persönlich mitteilen konnte. John hatte ihm bereits ein Telegramm geschickt, es würde hoffentlich nicht lange dauern, bis Sir Thomas wieder in London war.
Tom war fassungslos gewesen, als ihn das Telegramm von John Miller erreicht hatte. Nun saß er im Zug und hätte am alles dafür gegeben, irgendetwas tun zu können, um den Stahlkoloss schneller fahren zu lassen.
Er war noch darauf vorbereitet gewesen, dass so etwas passieren könnte. Sicher, seine Liebe zu Männern galt als widernatürlich, unmoralisch, vielleicht sogar abartig und doch wäre er nie auf die Idee gekommen, deswegen gesetzlich belangt zu werden.
Er machte sich bittere Vorwürfe, dass er vor seiner Abreise nicht zuerst versucht hatte, mit Simon zu sprechen. Zum ersten Mal wurde ihm in diesem Augenblick bewusst, dass er Simon liebte. Ihn und niemanden sonst. Es hatte in den letzten Jahren immer wieder andere Männer gegeben, vor allem, wenn er eine seiner ausgiebigen Reisen unternommen hatte, auf die Simon ihn nicht begleiten konnte, weil er sein Studium beenden musste. Doch diese Affären hatten ihm nichts bedeutet, sie waren nichts als eine Art angenehmer Zeitvertreib für ihn gewesen.
Simon nahm jedoch einen ganz besonderen Platz in Toms Herzen ein, den ihm niemand streitig machen konnte und er bereute zutiefst, dass er nicht den Mut gehabt hatte, es laut auszusprechen.
Natürlich würde er alles nur Erdenkliche tun, um Simon das Zuchthaus zu ersparen, aber es war durchaus möglich, dass die Justiz an Simon ein Exempel statuieren wollte. Sexuelle Freizügigkeit war den viktorianischen Sittenwächtern schon lange ein Dorn im Auge.
Endlich erreichte der Zug London und Tom sprang auf den Bahnsteig, noch bevor die Maschine zum Stillstand gekommen war. John Miller war gekommen, um ihn abzuholen, das hatte er in seinem Telegramm bereits angekündigt.
Die beiden Männer gaben sich die Hand, hielten sich aber nicht länger mit Höflichkeiten auf. Sofort bestiegen sie die bereitstehende Kutsche.
„Wann wird die Gerichtsverhandlung eröffnet?" Tom hoffte, dass er noch genügend Zeit hatte, höhere Summen für Bestechungsgelder bereitzustellen, doch Johns Antwort machte seine Hoffnungen zunichte.
„Bereits nächste Woche. Und falls Sie mich jetzt fragen, ob es sich lohnt, an den richtigen Stellen Gelder fließen zu lassen, so kann ich Ihnen nur eindringlich davon abraten, Bestechungsversuche zu unternehmen. Die ganze Stadt ist bereits über den Fall informiert, das öffentliche Interesse ist groß und die Presse bereits involviert. Die heutige Schlagzeile des "London Inside" lautet: „Regierung nimmt Kampf gegen Sodomie und widernatürliche Praktiken auf". Dieser Schriftsteller, der mit Mr. Westville in diesem Etablissement aufgegriffen wurde, dieser Oscar Wilde, war in den letzten Jahren sehr erfolgreich, was viele Neider auf den Plan gerufen hat. Zudem hat es bereits in der Vergangenheit immer wieder Menschen gegeben, die Anspielungen auf Sodomie in seinen Werken gefunden haben
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