Hot Pink: Erotischer Roman (German Edition)
dich.«
»Ich glaube, das wusste ich auch nicht – jedenfalls nicht wirklich.« Obwohl er ihr ständig gesagt hatte, wie sehr er sie liebte. Eigentlich hätte sie es wissen müssen. Schließlich hatte sie sich so vorsichtig wie möglich von Sebastian getrennt, in der Hoffnung, ihn nicht allzu sehr zu verletzen. Zwei Monate später hatte er seine Sekretärin geheiratet, und demnächst bekamen sie das zweite Kind. Kein Wunder, dass man den Liebesbeteuerungen von Männern mit einem gewissen Zynismus begegnete. »Und Sebastian hat auch seinen Teil dazu beigetragen, dass ich mehr an Sex als an Liebesschwüren interessiert bin. Kann ich nicht Sebastian die Schuld geben?«, fügte sie grinsend hinzu.
»Nein.« Aber Tess lächelte. »Sei nicht zu traurig wegen diesem Rocco. Er kommt schon wieder angekrochen.«
Chloe grinste. »Na, das ist ja ein passendes Bild. Er ist sehr gut auf den Knien.«
Tess zischte: »Psst!«, und blickte sich um, ob auch niemand von ihren Kollegen im Lokal wäre. Sie war viel konservativer als Chloe.
Als Chloe etwas gegessen und Tess’ Bericht über ihr Wochenende gelauscht hatte, ging es ihr besser. Sie hätte um nichts in der Welt einen Tag mit Dave im Bett verbringen wollen, aber so war das Leben. Jeder Mensch war eben anders. Und worüber beklagte sie sich eigentlich? Sie hatte viel zu tun, sogar so viel, dass sie ohnehin einmal ernsthaft überlegen sollte, ob sie nicht wenigstens einen Monat lang völlig auf Sex verzichtete.
Um sich auf andere Gedanken zu bringen, ging sie nach dem Essen in ihr Büro, ordnete ihre Projekte nach Priorität und begann mit dem dringlichsten. Bei der Arbeit fühlte sie sich manchmal in eine andere Welt versetzt, in der ihre Kreativität sie so erfüllte, dass sie oft sogar das Telefon überhörte. Und es war nicht ungewöhnlich für sie, in einem solchen Zustand zwanzig Stunden ohne Pause durchzuarbeiten.
Nach ihrem sexuell erfüllenden Wochenende jedoch arbeitete sie am Montag nur bis Mitternacht. Aber bis dahin verschwendete sie keine Gedanken an Rocco.
Oben in ihrer Wohnung jedoch stieß sie überall auf Zeichen seiner Anwesenheit, und erneut überfiel sie mit Macht die Sehnsucht. Die Sonntagszeitung lag noch auf dem Couchtisch im Wohnzimmer, wo sie auf der Couch gelegen, Zeitung gelesen und sich geliebt und geküsst hatten. Seine Kaffeetasse stand auf dem Boden neben dem Bett, wo er sie abgestellt hatte, als er sie in die Arme genommen hatte. Das Kissen lag noch mitten auf der Veranda, wo sie es nach dem Liebesspiel hatten liegen lassen, die Schüssel mit Schlagsahne stand leer in der Ecke. Und im Badezimmer lagen überall feuchte Handtücher herum. Rasch sammelte sie sie ein, warf sie in ihre kleine Wäschekammer und machte die Tür zu.
Das Kissen brachte sie wieder dorthin, wohin es gehörte, die Sahneschüssel und die Kaffeetasse räumte sie in die Spülmaschine. Die Sonntagszeitung wanderte in den Papiermüll. Ups. Auf der Küchentheke lag sein Geldclip. Er hatte die Lieferungen bezahlt und ihn anscheinend vergessen. Was jetzt? Sollte sie ihn anrufen? Wollte sie ihn überhaupt anrufen? Sie legte den Clip in eine Schublade und beschloss, das jetzt nicht entscheiden zu können.
Und so behandelte sie die gesamte Angelegenheit. Sie verdrängte sie einfach.
Am nächsten Morgen riss das Klingeln des Telefons Chloe aus dem Schlaf. Einen Moment lang wünschte und hoffte sie – aber tief in ihrem Herzen wusste sie bereits, als sie den Hörer abnahm, dass es nicht Rocco war.
»Das ist ein Warnanruf«, sagte Tess eilig. »Rosie ist in Tränen aufgelöst, und sie will dich anrufen. Ich muss jetzt zur Arbeit, aber ich habe ihr gesagt, dass du heute Zeit hast.«
Chloe blickte auf den Wecker. Viertel vor sechs. Wer, zum Teufel, war gestorben?
Natürlich war niemand gestorben, aber Rosie benahm sich so. Sie schluchzte so heftig, als sie eine Sekunde später anrief, dass Chloe nur sagen konnte: »Hol tief Luft, Rosie, zähl bis drei, und dann erzählst du mir, was passiert ist.«
»Der Bastard«, schluchzte Rosie.
Offensichtlich Markie Mark, dachte Chloe. Die Beschreibung passte schon mal.
»Ich wollte ihn heute früh überraschen, bevor er zur Arbeit geht, und da habe ich ihn …«
Den Rest konnte Chloe sich schon denken. »Er lag mit einer anderen im Bett«, ergänzte sie.
»Der verdammte Scheißkerl.« Das klang schon besser. Jetzt überwog die Wut. »Willst du vorbeikommen?«, schlug Chloe vor. »Ich hole uns Kaffee bei dem Coffeeshop auf
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