Hot Pink: Erotischer Roman (German Edition)
sein.«
Sie strahlten, als sie ging. Auf dem Weg zum Aufzug schwirrten ihr bereits zahlreiche Ideen durch den Kopf, und während sie gedankenverloren in ihrer Aktentasche nach dem Autoschlüssel kramte, stieß sie mit jemandem zusammen.
»Entschuldigung«, sagte sie automatisch, aber ihr Lächeln gefror, als sie aufblickte. »Ich wollte nicht … ich meine …« Ihr versagte die Stimme. Sie hatte Rocco noch nie im Anzug gesehen; er sah großartig aus, dunkelblauer Nadelstreifen, weißes Hemd, eine hellblaue Krawatte mit Windsorknoten, und dann natürlich sein markantes Gesicht – das jetzt allerdings einen schockierten, misstrauischen Ausdruck zeigte.
»Wenn du glaubst, ich verfolge dich, dann irrst du dich«, sagte sie rasch.
»Ich habe gar nichts gesagt.«
»Du hast aber so ausgesehen.«
»Wie ausgesehen?« Er blickte sie ausdruckslos an.
»Ich hatte gerade eine Besprechung mit Bill Martell. Er hat mich gestern wegen eines eiligen Auftrags angerufen. Sonst wäre ich nicht hier.«
»Bill hat gar nichts erwähnt.«
»Die Besprechung ist gut gelaufen«, sprudelte sie hervor, wünschte aber sofort, sie hätte nichts gesagt.
»Gut.«
Chloe fühlte sich plötzlich unbeholfen und völlig fehl am Platz angesichts des eleganten Managers, der nichts mit dem Mann zu tun hatte, den sie kannte. Sie hob grüßend die Hand. »Na ja – es war nett, dich zu treffen.«
»Ja, klar.«
Er rührte sich nicht von der Stelle; es war eine peinliche Situation.
»Bis dann.« Sie wäre am liebsten im Boden versunken. Aber kaum war sie zwei Schritte gegangen, da fiel ihr der Geldscheinclip ein. Rasch drehte sie sich noch einmal um und sagte: »Du hast bei mir zu Hause deine Geldscheinklammer vergessen.«
»Ja, ist schon in Ordnung.«
»Es ist ziemlich viel Geld. Soll ich es dir schicken?«
Er antwortete erst nach einer längeren Pause. »Nein. Vergiss es.«
Na, so war sie ja noch nie abgebürstet worden. Er ließ einfach sechshundert Dollar sausen, weil er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. »Okay.« Auch sie konnte blasiert sein. Hocherhobenen Hauptes marschierte sie davon.
Wenn sie sich umgeschaut hätte, hätte sie gesehen, dass er ihr nachblickte.
Aber sie drehte sich nicht um, sondern ging leise fluchend zum Aufzug.
Rocco wartete, bis sich die Aufzugtüren hinter Chloe geschlossen hatten, als ob er diese stählerne Barriere brauchte, um der Versuchung nicht zu erliegen. Er hätte nicht so steif sein dürfen. Er hätte sagen sollen: »Ja, klar, schick mir das Geld«, so als ob es keine Rolle spielte. Aber die letzten beiden Tage waren so quälend gewesen, dass er sich nicht getraut hatte, auch nur den geringsten Kontakt zu ihr herzustellen.
Seit Montagmorgen hatte er ununterbrochen an Chloe gedacht. Hundert Mal hatte er zum Hörer gegriffen, um sie anzurufen. Die Erinnerungen an das Wochenende und seine Sehnsucht nach ihr hatten ihn so abgelenkt, dass seine Sekretärin ihn wiederholt gefragt hatte, ob es ihm nicht gut ginge. Er hatte behauptet, unter dem Wetter zu leiden. Was hätte er denn sonst sagen sollen? Dass er in eine Frau verliebt war, die er erst vor vier Tagen kennen gelernt hatte? Dass er an nichts anderes denken konnte als daran, mit einer Frau zu schlafen, die Sex genauso locker nahm wie er? Diesen Gedanken hasste er am meisten, weil er sich ständig fragte, mit wem sie wohl jetzt zusammen war. Oder mit wem sie morgen zusammen sein würde. Die Eifersucht nagte an ihm, und er konnte nichts dagegen tun.
Anthony und Mary Beth verließen sich auf ihn. Er konnte ihre und auch seine riesige finanzielle Verpflichtung nicht wegen Sex mit einer Frau, die er erst seit letztem Freitag kannte, aufs Spiel setzen.
So dumm war er nicht.
Und so verzweifelt auch nicht.
Er besaß genügend Selbstbeherrschung, um sich von Chloe fernzuhalten.
Denn selbst wenn es Liebe war – und etwas so Bizarres wollte er sich nun wirklich nicht eingestehen -, dann war es trotzdem nicht der richtige Zeitpunkt, um dem Gefühl nachzugeben.
Kapitel 11
Donnerstag war einer dieser Tage.
Zuerst einmal musste sie den Wettbewerb auf Bills Website mehr oder weniger fertig machen, weil er ihn am Freitag brauchte. Und wenn sie Donnerstagabend mit Rosie ausging, dann wollte sie am Freitag bestimmt nicht im Morgengrauen aufstehen, um die letzten Korrekturen daran vorzunehmen.
Also hatte sie heute im Morgengrauen aufstehen müssen.
Jetzt war es drei Uhr nachmittags, und Tess hatte schon zwanzigtausend Mal angerufen, um sich mit
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