Hot Pink: Erotischer Roman (German Edition)
Jim wies auf einen Sessel. »Möchtest du etwas trinken? Einen guten Single Malt?«
»Nein, danke.« Rocco setzte sich verkrampft. Er hatte einiges zu verlieren.
»Erzähl mir von den Bestellungen. Ich habe gehört, du hast fantastische Arbeit geleistet.«
Rocco räusperte sich wiederholt, ehe er endlich seine Stimme wiederfand. »Zuerst muss ich Sie um etwas bitten«, sagte er schließlich.
»Nur zu. Wir sind ja Freunde.« Jim lächelte. Er merkte Rocco sein Unbehagen an. »Rocco, ich kenne dich doch schon dein ganzes Leben lang. Du kannst über alles mit mir reden.«
Beinahe hätte Rocco noch seine Meinung geändert. Er dachte an Mary Beth, und dass sie ein Baby haben wollte, an Anthony und seine Familie, und fragte sich, ob er vielleicht egoistisch handelte. Aber andererseits wollte er auch nicht das Opferlamm in der Geschichte sein.
Manchmal musste ein Mann eben tun, was er tun musste.
Er holte tief Luft. »Es geht um Amy.«
»Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
»Das kommt darauf an.«
»Rocco, irgendetwas ist doch. Du machst ein Gesicht wie damals, als Steve und du als Kinder meinen Truck genommen und ihn auf der Farm in den Graben gesetzt habt.« Er lächelte. »Erzähl es mir einfach. Wir kommen schon klar.«
Rocco versuchte, das Lächeln zu erwidern, aber es gelang ihm nicht. Er war sich nicht sicher, ob er das Richtige tat. »Okay«, sagte er und stürzte sich ins kalte Wasser. »Ich weiß nicht, was Amy Ihnen erzählt hat, aber wir sind nicht verlobt. Tatsächlich bin ich seit über einem Jahr nicht mehr mit ihr zusammen, und wir sind nur wenige Male miteinander ausgegangen. Ich will nicht, dass sie wütend auf mich ist, und ich will auch nicht, dass Marcy und Sie wütend auf mich sind, aber …« Rocco hob die Hände, »… ich möchte jemand anderen heiraten. Und das ist so seltsam, dass ich es mir nicht einmal selber erklären kann.«
»Hast du schon mit Amy darüber geredet?«
»Ich habe es versucht, aber sie hört mir nicht zu. Ich habe keine Ahnung, wie sie auf die Idee kommt, wir seien verlobt, aber für den Fall, dass ich etwas übersehen habe und sie zu unserem Geschäft dazugehört« – er holte tief Luft -, »dann ist es eben so.«
»Du meinst, dann würdest du sie heiraten?«
Rocco umklammerte die Seitenlehnen des Sessels, jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an. Aber er floh nicht, sondern sagte leise: »Wir können es uns nicht leisten, die Finanzierung zu verlieren. Anthony bekäme einen Herzinfarkt, wenn er wüsste, dass ich mit Ihnen darüber spreche. Er hat Angst, sein Haus zu verlieren, wegen seiner Familie. Sylvie ist wieder schwanger – es ist alles ziemlich riskant … obwohl ich glaube, dass wir Ihnen das Geld früher zurückzahlen könnten, wenn ich die nächsten sechs Monate herumreise und verkaufe – sagen wir ein Drittel von dem, was wir Ihnen schulden, in sechs Monaten, und den Rest in Abständen von jeweils einem halben Jahr.«
Jim saß unbeweglich da und hörte ihm zu. Man sah ihm nicht an, was er dachte. »Lass mich mal rekapitulieren. Amy sagt, ihr seid verlobt. Du sagst, das seid ihr nicht. Aber wenn ich mein Geld aus dem Unternehmen herausziehen will, willst du sie heiraten?«
Rocco umklammerte die Armlehnen so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Ich weiß nicht. Ich dachte, ich könnte es.« Er blickte aus dem Fenster, als ob dort die Lösung vorbeifliegen würde. Aber der Himmel war leer. »Als ich hierherkam, hielt ich es für eine annehmbare Lösung«, sagte er. »Aber jetzt …« Er schüttelte den Kopf. »Nein … ich kann es nicht.«
»Es freut mich, das zu hören«, sagte Jim.
»Wirklich?« Rocco kam sich vor wie in einem dieser alten Schwarzweißfilme, in denen der Todeskandidat, der bereits auf dem elektrischen Stuhl festgeschnallt ist, im letzten Augenblick vom Gouverneur begnadigt wird. Aber seine Erleichterung wich sofort neuem Misstrauen. »Und was ist mit der Finanzierung?«, fragte er.
»Sieh mal«, brummte Jim. »Ich habe doch nicht einfach nur so zum Vergnügen mein Geld in euer Unternehmen gesteckt. Ich erwarte natürlich, dass sich meine Investitionen auszahlen. Hierbei geht es doch nicht um Amy. Aber dass wir uns nicht missverstehen, sie wird natürlich enttäuscht sein, ebenso wie Marcy und ich.« Jim lächelte ein wenig. »Ich hätte dich gerne als Schwiegersohn gehabt. Aber hier geht es ums Geschäft, Rocco.« Sein Tonfall wurde hart. »Ich stecke mein Geld nicht aus einer Laune heraus in neugegründete
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