Hot Pink: Erotischer Roman (German Edition)
auch die Tatsache, dass Gracie sie über Chloes erste große Liebe aufgeklärt hatte, die Waagschale zu Roccos Gunsten. »Sie erzählt mir nie etwas, aber wenn ich raten müsste, wohin sie gefahren ist, würde ich sagen, an die Nordküste. Sie mag die Hütten dort draußen direkt am Strand. Mir ist klar, dass Ihnen das kaum etwas nützt, aber mehr kann ich Ihnen auch nicht anbieten.« Kurz überlegte sie, ob sie sagen sollte: Vielleicht lösen Sie erst mal Ihre Verlobung , aber eigentlich ging es sie nichts an. Aber wenn Chloe wieder zurückkam, würde sie ihren Einfluss als Mutter geltend machen und ihr sagen, dass verlobte oder halb verlobte Männer sich nicht als Freund eigneten.
Rocco dankte ihr überschwänglich, machte eine kryptische Bemerkung darüber, dass er sie bald kennen lernen würde, und legte auf.
Lizzie rief sofort Grace an, die trotz ihrer unterschiedlichen Auffassungen über Männer und Lebensstil Chloe genauso liebte wie sie. »Er hat angerufen«, sagte sie zu ihr.
Grace brauchte nicht zu fragen, wer, und die beiden Damen erörterten das Gespräch mit Rocco bis ins kleinste Detail.
Zufällig war Chloe jedoch nicht an der Nordküste. Sie war über die 94 nach Alexandria gefahren und hatte beschlossen, dort eine alte Freundin aus dem College zu besuchen, die einen gemeinsamen Freund geheiratet und sich in ihrer Heimatstadt niedergelassen hatte. Chloe hatte ein wenig den Kontakt zu ihnen verloren, weil sie in der Kleinstadt lebten, drei Kinder hatten und nicht mehr besonders viel unternahmen. Barry war in die Rechtsanwaltskanzlei seines Vaters eingetreten, Lia war nur noch Hausfrau und Mutter, und als Chloe die Ausfahrt herunterfuhr, fragte sie sich, warum sie hier überhaupt anhielt.
Aber eigentlich wusste sie es. Sie verspürte auf einmal das dringende Bedürfnis, Lias Kinder zu sehen, nachdem sie jahrelang zu kleinen Kindern eher auf Distanz gegangen war.
Und daran war natürlich nur Rocco schuld, wie an allem, was sich in ihrem Leben geändert hatte. Und jetzt wollte sie also Babys sehen und im Arm halten, und am Ende vielleicht sogar selbst ein Baby bekommen – vor allem mit einer Person, deren Namen sie jetzt lieber nicht erwähnte. Noch nicht einmal die böse Amy hatte ihrem mütterlichen Instinkt etwas anhaben können.
Sie holte tief Luft, weil bei dem Gedanken an ein so gewagtes Unterfangen ihr Puls zu rasen begann. Sie musste am Straßenrand halten und redete einen Moment lang ernst auf sich ein, bevor sie weiterfuhr. Kurz vor ihrem Ziel hielt sie noch einmal, rief über Handy die Auskunft an und ließ sich mit Lias Nummer verbinden.
Lia hörte sich ein wenig panisch an, als sie ans Telefon kam. Ihr »Oh, du bist in der Stadt?« klang leicht schockiert, und so war Chloe etwas angespannt, als sie vor dem Haus hielt. Auf dem Rasen lagen mehrere bunte Kinderfahrzeuge aus Plastik herum, und Chloe blieb noch einen Moment unschlüssig im Auto sitzen. Auf einmal war sie sich nicht mehr sicher, ob sie tatsächlich aussteigen wollte.
Aber genau in diesem Moment öffnete sich die Haustür, und Lia winkte ihr zu; auf dem Arm hielt sie ein dickes, haarloses Baby. Ein Kleinkind von unbestimmtem Geschlecht umklammerte ihr Bein, und auf der anderen Seite stand ein kleines Mädchen mit Zöpfen, das am Daumen lutschte und sie finster musterte. Mein Gott, war es schon so lange her, dass sie Lia zuletzt gesehen hatte? Das kleine Mädchen sah so aus, als käme es demnächst in die Schule.
Jetzt musste sie natürlich aussteigen. Man hatte sie entdeckt.
Fast hätte sie sich auf dem Absatz wieder umgedreht und wäre davongerannt, als das finster dreinblickende kleine Mädchen ihr seine Puppe entgegenschleuderte. Lia sagte etwas Tadelndes zu dem Kind und fügte dann in freundlicherem Tonfall hinzu: »Du weißt ja, wie Kinder sind. Komm doch herein, Chloe. Wir haben uns ja seit einer Ewigkeit nicht gesehen.«
Das Baby gab glucksende Laute von sich und streckte Chloe die molligen Ärmchen entgegen. Sie hätte schon ein Herz aus Stein haben müssen, um zu widerstehen, und so zuckte Chloe auch nur kurz zusammen, als sie das Baby ergriff und spürte, wie ihr der Sabber über die Bluse tröpfelte.
Lia freute sich aufrichtig, sie zu sehen, was Chloe den Verlust ihrer Lieblingsseidenbluse von Marc Jacobs erleichterte, die sie erst im Ausverkauf nach der dritten Preisreduzierung erstanden hatte.
Sie tranken Kaffee und schwelgten in Erinnerungen an ihre Collegezeit, während das Baby – ein Mädchen, wie
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