Hot Pink: Erotischer Roman (German Edition)
Wunder.
Rocco seufzte. »Du hast Recht. Es spielt keine Rolle. Sie geht mit jedem aus.«
»Das ist das Problem.«
»Unser Problem. Nicht ihres.«
»Ich bin nicht in der Stimmung, um vernünftig zu sein.«
Rocco überlegte einen Moment. »Ich auch nicht.«
»Sollen wir Armdrücken machen?«
»Ich bin nicht sicher, ob sie den Sieger auch nimmt.«
»Soll das heißen, du willst nicht?«
»Nein, das sage ich gar nicht.«
»Was sagst du denn?«
Rocco zog sein Jackett aus, krempelte seine Hemdsärmel hoch, setzte den Ellbogen auf den Tisch und blickte Colin auffordernd an. »Der Verlierer zieht sich zurück.«
Manche Dinge ändern sich nie – jemandem den Fehdehandschuh hinzuwerfen ist seit Menschengedenken das männliche Äquivalent zum Problemlösen gewesen.
Colin schob die Biergläser beiseite und machte sich bereit. Sie packten die Hand des anderen und setzten sich in Positur.
»Jemand muss das Startsignal geben«, murmelte Colin.
»Hey, Louie«, rief Rocco. »Komm her und mach den Schiedsrichter.«
Louie war dünn und drahtig; er sah nicht so aus, als ob er sein Bier trinken oder sein fettiges Essen zu sich nehmen würde. Er lächelte selten, redete noch seltener, aber seine Getränke waren die besten und preiswertesten in der Stadt, deshalb verdiente er ganz gut, auch wenn es ihm an persönlicher Ausstrahlung fehlte.
Er trat an den Tisch. »Fertig?«
Beide Männer nickten.
Louie hob die Hand, zählte bis drei und ließ sie sinken. Dann ging er zurück zur Theke.
Beide Männer waren stark und muskulös, aber Rocco war eindeutig erfahrener.
Colin biss die Zähne zusammen und keuchte schon nach fünfzehn Sekunden, während er versuchte, seine Position zu halten.
Rocco drückte beständig dagegen, aber auch ihm brach der Schweiß aus.
Zwanzig Sekunden.
Noch hatte sich keiner der Männer bewegt.
Rocco atmete schwer.
Colin grunzte.
Dreißig Sekunden.
Und dann gab ein Muskel für den Bruchteil einer Sekunde nach.
Rocco drückte sofort dagegen, und Colins Arm krachte auf den Tisch.
»Bleiben noch zwei Versuche«, grollte Colin.
»Ja, und der Verlierer zieht sich zurück.«
»Ja, ja.« Colin verzog das Gesicht. »Komm, mach weiter.« Er setzte sich wieder in die Ausgangsposition.
»Dieses Mal gibst du das Startsignal. Louie ist anscheinend nicht so gesellig.« Auch Rocco machte sich bereit.
Sie ergriffen die Hand des anderen, Colin sagte: »Los«, und Rocco knallte Colins Arm auf den Tisch.
Er hatte keine Lust herumzualbern – oder gegen Colin zu verlieren. Und vor allem hatte er keine Lust, noch mehr Zeit zu verlieren, weil ihm gerade eingefallen war, wie er herausbekommen konnte, wohin Chloe gefahren sein könnte. Noch bevor Colin zu Ende geflucht hatte, war er schon aufgestanden.
Und zwei Sekunden später hatte er das Lokal verlassen und rannte los.
Kapitel 27
Rocco hätte gerne gewusst, was zwischen Chloes Bitte, er solle zu ihr kommen, und ihrem Verschwinden passiert war, aber zuerst einmal musste er sie finden.
Heutzutage gibt es längst nicht mehr überall Telefonbücher, aber schließlich trieb Rocco eines an einer Tankstelle auf. Er entdeckte, dass es zweiundzwanzig Chisholms in der Stadt gab; vier davon hatten Adressen, die Chloes Eltern sein konnten. Es wäre hilfreich gewesen, wenn er die Vornamen ihrer Eltern gewusst hätte, aber das war nicht der Fall.
Und es wäre sicher auch nützlich gewesen, wenn es sich nicht um einen Wochentag gehandelt hätte, an dem kaum jemand zu Hause war. Bei Anruf eins und zwei erreichte er niemanden. Drei weitere Personen legten einfach auf, bevor er weiterreden konnte, deshalb stellte er sich beim vierten Anruf als Freund aus dem College vor.
Chloes Mutter ging erst nach dem fünften Klingeln ans Telefon, weil sie gerade vom Einkaufen nach Hause gekommen war.
Rocco hätte fast schon aufgelegt.
Höflich lauschte sie seiner Geschichte. Als Sozialarbeiterin hatte sie sogar schon einmal mit einem Serienkiller zu tun gehabt, deshalb hatte sie auch nicht solche Angst davor wie die meisten Leute. Aber als er mit der Erklärung begann, warum er Chloe suchte, sagte Lizzie: »Sind Sie der Rocco, der verlobt ist?«
Das war kein guter Anfang, aber er war so verzweifelt, dass er antwortete: »Ja und nein, lassen Sie es mich bitte erklären.«
Vielleicht lag es ja daran, dass Lizzie sich schon seit Jahren mit den Problemen anderer Menschen herumschlug. Vielleicht lag es ja auch daran, dass der junge Mann so verzweifelt klang. Vielleicht neigte ja
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