Hot Summer
wenn die Leute davon wussten.
Ich drückte ihre Hand. „Niemand muss davon erfahren. Im Übrigen kannst du mir nicht erzählen, dass keiner von denen bis zum Hals in Schulden steckt.“
Es war vielleicht ein schwacher Trost, aber ich versuchte es wenigstens. Patricia erwiderte meine Geste und nickte. „Du hast recht. Es ist nur … nicht dasselbe.“
Das wusste ich. Wir alle wussten es. Das war genau wie der Unterschied zwischen den paar geselligen Bieren, die die Väter unserer Freunde tranken, wenn sie Burger im Garten brieten, und der Art, wie unser Vater trank. Es war vielleicht von außen betrachtet dasselbe. Aber nicht unter der Oberfläche, wo es wirklich zählte.
„Sexspielzeug“, schlug Claire vor. Wir blickten sie an. „Du solltest Sexspielzeug und Dessous verkaufen. Also, damit würdest du einen riesigen Haufen Geld machen.“
„Wie viel ist denn bitte schön ein riesiger Haufen?“, fragte Mary trocken.
Patricia seufzte. „Ich bin sicher, es werden nicht zwanzigtausend Dollar sein.“
„Nein. Aber es wäre etwas, bei dem ich dir als Demonstrationsobjekt helfen könnte.“ Erneut wackelte Claire mit den Augenbrauen. „Und nun, meine Damen, präsentiere ich Ihnen dieses kleine Gerät, das man den Mordskerl nennt. Sie können ihn an den Zigarettenanzünder anschließen oder einfach an die Steckdose, und er wird nie ausfallen und Ihnen stundenlang Vergnügen bereiten!“
Das erste Kichern entwich Patricias Lippen wie bei einem Teenager, der sich nach Mitternacht heimlich ins Haus schleicht und kein Geräusch machen darf. Das Nächste folgte einen Moment später. Als Mary lachte, fiel Claire mit ein, und schon bald brachen wir in erleichtertes Gelächter aus.
„Es kommt alles wieder in Ordnung, Pats.“ Ich wollte einfach, dass sie daran glaubte.
„Auf die eine oder andere Art, ja.“ Sie nickte. „Ich weiß. Ich kann nur nicht glauben, was er getan hat. Ich kann nicht … ich kann einfach nicht glauben, dass ich einen Mann geheiratet habe, der sich selbst nicht unter Kontrolle hat.“
Als sie es ausgesprochen hatte, wurden wir schlagartig still. Es war kein unbehagliches Schweigen. Nicht so richtig. Es fühlte sich mehr so an, als stünden wir alle vor einer verschlossenen Tür und lauschten, während wir warteten, dass die Tür sich öffnete.
Patricia blickte uns nacheinander an. „Ich habe mir geschworen, nie einen Mann zu heiraten, der sich nicht unter Kontrolle hat. Ich konnte nie verstehen, wie eine Frau es schafft, bei einem Mann zu bleiben, der nicht weiß, wann er aufhören muss. Wie eine Mutter ihren Kindern das antun kann, versteht ihr? Die Kinder immer und immer wieder zu enttäuschen? Aber hier bin ich. Und ein Teil von mir möchte ihm jetzt einfach nur die Scheidungspapiere vor den Latz knallen und aus seinem Leben verschwinden. Aber dann sehe ich ihn wieder mit den Kindern. Er ist ein guter Vater. Er hört ihnen zu und er liebt sie. Nie habe ich erlebt, dass er sie beiseiteschiebt. Aber jetzt warte ich darauf, dass er damit anfängt. Dass er einen Geburtstag vergisst, weil er unbedingt zur Rennbahn gehen will. Oder vergisst, Tristan zu den Pfadfindern zu bringen.“
„Hat er bisher irgendwas vergessen?“, fragte ich sanft.
„Nein. Bis jetzt noch nicht. Aber ich warte darauf, dass es passiert. Ich lauere förmlich darauf, dass er uns enttäuscht.“
Ich wusste, was sie damit sagen wollte, und meinen anderen Schwestern ging es ähnlich. Wir alle wussten, was es hieß, enttäuscht zu werden. Wieder und wieder, bis man erwartete, enttäuscht zu werden, und es nicht mehr eine Ausnahme war.
„Trenn dich von dem Arschloch.“ Claires sachlicher Vorschlag ließ Patricia den Kopf schütteln.
Mary warf Claire einen knappen Blick zu, bevor sie sich wieder auf Patricia konzentrierte. „Sie liebt ihn aber, Claire.“
„Ich weiß nicht. Ich denke nur, ein Typ, der mir zwanzig Riesen Schulden aufhäuft und mich anlügt, den würde ich schon ziemlich bald nicht mehr lieben können.“
Ihr sarkastischer Tonfall war nicht ungewöhnlich, aber dennoch irritierte er mich in diesem Moment. „Und wir alle wissen doch, wie viel Erfahrung du mit der Liebe hast. Ach, entschuldige. Ich sollte besser sagen, wie viel mehr Erfahrung du mit Sex hast. Aber das ist ein verdammt großer Unterschied, Claire.“
Ich wollte sie ein bisschen piesacken – aus Sympathie mit Patricia, die Claires direkte Verurteilung ihrer Ehe gerade nicht gebrauchen konnte. Claire verzog jedoch keine Miene,
Weitere Kostenlose Bücher