Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hot Summer

Hot Summer

Titel: Hot Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
Vom Netzwerk:
und mich nach Hause mitnehmen.“
    „Dann kann Claire euch beide fahren.“ Die Salzstange schmeckte schal. Ich biss das Ende ab.
    „Ich denke, Claire wird in den nächsten Tagen hierbleiben“, sagte meine Mutter. „Sie wird Patricia mit den Kindern helfen.“
    „Dann werden eben Mary oder James euch fahren. Oder ich“, sagte ich fest. „Aber du steigst nicht mit Dad in einen Wagen.“
    „Anne“, erwiderte meine Mutter scharf, „ich denke, das kann ich für mich selbst entscheiden.“
    „Nicht wenn du dich in dieser Sache so dumm verhältst!“, sagte ich. „Du kannst von Glück sagen, dass er bisher weder euch noch irgendeinen Fremden getötet hat!“
    „Achte darauf, was du sagst.“
    „Ich bin erwachsen, Mutter“, erklärte ich. „Und du weißt, dass ich recht habe.“
    Sie sagte erst nichts, sondern schaute nur auf ihre Kaffeetasse. „Dein Vater ist okay.“
    „Sieh mal, es kümmert mich nicht, was er zu Hause macht oder in einer Bar. Aber sich hinter ein Lenkrad zu setzen, nachdem er getrunken hat, ist nicht nur dumm, es ist selbstsüchtig und unverantwortlich. Wenn er seinen Körper mit dem Alkohol ruinieren will, ist das allein seine Sache. Aber wenn er andere Leute in Gefahr bringt, werde ich mich nicht mehr einfach zurücklehnen und schweigend zusehen. Er ist sorglos, wenn er getrunken hat. Und er geht Risiken ein. Das Schlimmste ist aber, dass er nie zugibt, wenn er zu viel gehabt hat. Er kann meinetwegen so besoffen sein, wie er will, aber er sollte verdammt noch mal die Eier haben, das auch mal zuzugeben!“
    Das Gesicht meiner Mutter verhärtete sich. „Dein Vater …“
    Ich hob eine Hand, denn ich war es satt, zu hören, wie sie seine Trunksucht leugnete. „Mom. Erspar mir diese beschissenen Geschichten, klar? Wenn du nicht zugeben willst, dass das, was ich gesagt habe, stimmt, ist das deine Sache. Ich habe aber keine Lust, mir das anzuhören. Mir reicht es. Ich habe oft genug nachts davon geträumt, zu ertrinken.“
    „Zu ertrinken? Was bedeutet das?“
    Ich seufzte schwer. Und wie ich auch James alles erzählt hatte, berichtete ich meiner Mutter von dem Tag draußen auf dem Wasser. Sie hörte zu, und während sie zuhörte, krampften sich ihre Hände um die Kaffeetasse.
    „Das wusste ich nicht“, sagte sie schließlich. „Ich habe nie gewusst, dass es so …“
    „Schlimm ist?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Doch, es war schlimm.“
    „Du hast mir nie davon erzählt.“
    „Weil du zwei Tage später fortgegangen bist. Und als du zurückkamst, nun, danach ging es ihm erst mal besser, oder nicht? Abgesehen vom Trinken und seinen Anfällen von Depression und den Zeiten, wenn er einfach nicht bei Tanzabenden oder Geburtstagspartys auftauchte. Die Zeiten, als wir auf ihn zählten und er einfach nicht da war. Oh ja, es wurde viel besser, nicht wahr?“
    „Ach, Annie“, sagte meine Mutter.
    Ich wusste, wie verbittert ich klang, aber ich gab nicht nach, als die Schuld mich mit ihren knochigen Fingern niederdrücken wollte.
    „Ich hoffe, das war es wert, Mom.“
    „Anne, du weißt doch nicht …“
    „Claire hat mir erzählt, dass du in jenem Sommer mit einem anderen Mann zusammen warst. Stimmt das?“
    Sie reckte ihr Kind. „Claire sollte lernen, ihren Mund zu halten.“
    „Stimmt es?“
    „Ja.“
    Ich seufzte und ließ den Kopf hängen. „Ich dachte immer, wenn ich dir damals von Dad und dem Boot erzählt hätte, dann wärst du geblieben. Aber das wärst du nicht, oder?“
    „Vielleicht“, sagte sie. „Ich wäre vielleicht …“
    Sie verstummte. Ich blickte sie an und sah mich selbst in zwanzig Jahren. Ich hoffte, ich würde dann nicht so traurig aussehen.
    „Ich liebte einen anderen Mann“, erklärte sie. „Ich muss mich dir nicht erklären, aber ich tue es trotzdem. Es war immer schwer, mit deinem Vater zusammenzuleben. Er war ein guter Ernährer, aber zugleich war er diesen Stimmungsschwankungen unterworfen. Immer ging es auf und ab. Außerdem war er besitzergreifend und eifersüchtig. Er war überzeugt, dass ich während unserer Flitterwochen bereits eine Affäre hatte.“
    Ich fragte sie nicht, ob es stimmte.
    „Also entschied ich mich, ihm das Gegenteil zu beweisen. Ich wollte einfach, dass er damit aufhörte, mich permanent für etwas zu beschimpfen, was ich nicht tat. Dann lernte ich Barry auf der Bowlingbahn kennen. Er begann, mir Unterricht zu geben. Er war ein Freund deines Vaters, und interessanterweise der einzige Mann, bei dem dein Vater mich nie

Weitere Kostenlose Bücher