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Hot Summer

Hot Summer

Titel: Hot Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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ist schon dabei, wenn sie als Kinder ein paarmal in Schwierigkeiten geraten sind? Sie haben doch niemanden umgebracht. Oder?“
    „Na ja … nein. Ich denke nicht.“ Sie klang so, als würde es sie nicht überraschen, wenn zumindest Alex einen Mord begangen hätte.
    Ich wusste, dass sie nie so etwas über James denken würde, das geliebte Baby der Familie. Genau wie ich wusste, dass, egal wie sehr James an den Streichen beteiligt gewesen war, es in ihren Augen immer Alex’ Schuld sein würde, niemals seine. Meiner Meinung nach hatten die Kinneys ihrem Sohn und Bruder keinen Gefallen damit getan, als sie ihn auf einen so hohen Sockel hoben. James hatte ein gesundes Selbstvertrauen, und das war gut. Er konnte hingegen schlecht Fehler zugeben, und das war weniger gut.
    „Dann erzähl mir, was sie so Schlimmes angestellt haben.“
    Molly hielt ein Schwammtuch unter den Wasserhahn und wrang es dann aus, ehe sie begann, die Kücheninsel abzuwischen, obwohl ich das bereits getan hatte. Das ärgerte mich bei ihr weit weniger als bei ihrer Mutter. Bei der wäre es aber auch völlige Absicht gewesen, während Molly einfach darauf konditioniert war, alles ordentlich zu machen. Sie hatte es nicht anders gelernt – und sie machte es auch, wenn etwas nicht unordentlich war.
    „Alex kommt nicht gerade aus einer guten Familie.“
    Darauf sagte ich nichts. Wenn du wissen willst, was jemand wirklich fühlt und denkt, musst du meist nicht groß nachfragen. Molly wischte mit ihrem Schwammtuch über unsichtbare Flecken.
    „Sie sind weißer Abschaum, wenn ich ehrlich bin. Seine Schwestern waren Schlampen. Eine oder sogar zwei von ihnen wurden während der Highschoolzeit schwanger. Seine Mutter und sein Vater sind Trinker. Unterschicht eben.“
    Ich denke nicht, dass ich das Gesicht verzog, während sie über Alex’ Familie urteilte. Sie redete schließlich nicht über meine Schwestern und meine Eltern. Und auch nicht über mich.
    Ich wollte ihr sagen, dass sie sich glücklich schätzen konnte, wenn niemand sie nach dem beurteilte, wie ihre Eltern sich verhielten, aber auch diese Meinung behielt ich lieber für mich. „Irgendwas an ihm muss für James ja gut gewesen sein, sonst wären sie nicht Freunde geworden, Molly. Und wir sind nicht immer das, was unsere Eltern sind.“
    Sie zuckte mit den Schultern. Da war noch mehr, und sie wollte es mir erzählen. Ich konnte es in ihren Augen sehen. „Er hat geraucht und getrunken, und er hat mehr als nur Zigaretten geraucht, wenn du verstehst, was ich meine.“
    „Das tun viele Jugendliche, Molly. Auch die sogenannten Guten.“
    „Er trug Eyeliner.“
    Meine Augenbrauen hoben sich beide gleichzeitig. Das war es also. Das war das Schlimmste. Schlimmer anscheinend als das Trinken und das Rauchen von Haschisch. Vermutlich auch schlimmer als die Tatsache, dass seine Familie weißer Abschaum war. Das war der wahre Grund, warum sie Alex Kennedy damals nicht gemocht hatten und ihn heute nicht mochten.
    „Eyeliner.“ Ich konnte nicht anders, es hörte sich einfach lächerlich an, denn … nun, es war lächerlich.
    „Ja“, zischte sie und blickte erneut auf die Terrasse. „Schwarzen Eyeliner. Und manchmal …“
    Ich wartete, während sie darum kämpfte, ob sie es tatsächlich wagen sollte, noch mehr zu sagen.
    „Lipgloss“, fügte sie hinzu. „Und er färbte sich die Haare schwarz und trug sie zu allen Seiten abstehend, wie Stacheln, und dann trug er noch diese Hemden mit hohem Kragen und einer Nadel am Hals, und dazu diese Anzugsjacken …“
    Ich konnte ihn mir lebhaft vorstellen, ein Möchtegern-Robert-Smith, der sich fühlen wollte wie der Sänger von The Cure. Oder wie Ducky aus dem Film Pretty in Pink . „Ach, Molly. Das haben damals viele Leute gemacht. Das waren die Achtziger.“
    Sie zuckte erneut mit den Schultern. Nichts, was ich sagen konnte, würde ihre Meinung über Alex ändern. „James hat das nicht gemacht. Nicht, bis er anfing, mit Alex herumzuhängen.“
    Ich hatte Bilder von James gesehen, die aus dieser Zeit stammten. Er war damals dürr und schlaksig, eine Mischung aus Streifen und Schottenkaros und ausgetretenen Converse-Turnschuhen. Ich hatte nie etwas von Eyeliner oder Gloss gesehen, aber ich konnte mir gut vorstellen, wie er aussah, wenn er welchen trug. Es hätte seine lebhaften blauen Augen recht hübsch betont, dachte ich.
    „Wie auch immer“, sagte Molly. „Er scheint sich ja nicht sehr verändert zu haben.“
    „Ich werde meine Kosmetiktasche im

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