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Hot Summer

Hot Summer

Titel: Hot Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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nur einen von einem Geländer umschlossenen Treppenabsatz, von dem die drei Schlafzimmer und das Badezimmer abgingen. Wie immer waren alle Türen offen, um die sommerliche Brise durch die Räume ziehen zu lassen.
    Mary verbrachte den Sommer daheim, bevor sie zum nächsten Semester an die Law School in Pennsylvania zurückkehren würde. Sie hatte das Zimmer übernommen, das früher Patricias und meins war. Claire hatte jetzt das Zimmer, das sie mit Mary geteilt hatte, für sich allein. Sie teilten immer noch das kleine Badezimmer, aber zu zweit war das bestimmt leichter als der Kampf, den wir früher zu viert um die Dusche geführt hatten.
    Die Tür zum Schlafzimmer meiner Eltern war geschlossen. Es war die einzige Tür im Haus, die immer verschlossen blieb. Verschlossen, um die kühlere Luft von der schattigen Seite des Hauses und der kleinen Klimaanlage im Schlafzimmer zu halten. Verschlossen, um uns auszuschließen, als wir Kinder waren. Wenn unser Dad „Kopfschmerzen“ hatte und seine „Ruhe“ brauchte. Eine verschlossene Tür, die uns ausschloss, aber nicht verhindern konnte, dass wir das nächtliche Schreien und Brüllen hörten.
    „Anne?“ Das gerötete Gesicht meiner Mutter tauchte vor mir auf. Sie trug ihre Locken kürzer als ich. Ihr Haar war so geschnitten, dass es das helle Blau ihrer Augen betonte. Sie hatte aufgehört, sich das Haar zu färben, und jetzt lagen zwei weiße Strähnen inmitten des vollen Kastanienbrauns. Ich brauchte keine Zeitmaschine, um zu wissen, wie ich im Alter aussehen würde. Ich brauchte nur meine Mutter anzusehen.
    Die Welt verschwamm vor meinen Augen und ich schluckte erneut. Schwindel erfasste mich und ich schnappte nach Luft, die sich jetzt nicht mehr angenehm kühl anfühlte.
    „Setz dich.“ Sie hatte vielleicht versucht, meinen Besuch bei ihr in die Länge zu ziehen, indem sie die Entscheidung, welche Bilder sie mir mitgeben wollte, hinauszögerte. Aber jetzt zögerte sie nicht. In einem Haus, in dem eine Horde blasser Rotschöpfe aufgewachsen war, war eine Ohnmacht eine vertraute Erscheinung gewesen. „Leg deinen Kopf zwischen die Knie.“
    Ich tat, was sie sagte. Schließlich kannte auch ich nur zu gut die Warnsignale, die das Summen in den Ohren und tanzende Punkte vor meinen Augen bedeuten konnten. Ich atmete in tiefen Atemzügen durch die Nase ein und durch den Mund aus. Meine Mutter brachte mir einen kalten, feuchten Waschlappen und legte ihn auf meinen Nacken. Es dauerte nicht lange, und das Gefühl der Balustrade, die in meinen Rücken drückte, wurde schlimmer als der Schwindel. Meine Mutter brachte mir einen Plastikbecher mit Ginger Ale ohne Eis, das dennoch angenehm kühl war. Ich trank in langsamen Schlucken.
    „Sollte ich dich fragen, ob es etwas gibt, das du mir erzählen willst?“, fragte sie, und als ich zu ihr aufblickte, zwinkerte sie mir verschwörerisch zu.
    Ich schüttelte nur vorsichtig den Kopf, weil ich nicht wollte, dass eine zu hastige Bewegung mich wieder einer Ohnmacht nahe brachte. „Es ist die Hitze, Mom. Das ist alles. Und ich hatte heute noch kein Frühstück.“
    „Gut, wenn du das sagst.“
    Meine Mutter war in diesen Dingen nicht so beharrlich wie Mrs. Kinney. Sie liebte ihre Enkelkinder. Patricias Sohn Tristan und ihre Tochter Callie waren gerne bei ihr, aber sie war nicht die Art von Großmutter, die Fotos ihrer Enkel auf ihre Einkaufstaschen aufbügelte oder Sweatshirts trug, auf denen „Omis Rasselbande“ stand und kleine Strichmännchen aufgestickt waren, die ihre Enkelkinder darstellten. Meine Mutter liebte ihre Enkel und war glücklich, wenn sie mit ihnen Zeit verbringen durfte. Aber sie war ebenso glücklich, wenn sie danach die Kinder wieder heimschicken konnte.
    Ich trank mehr Ginger Ale und fühlte mich langsam besser. „Mom, ich bin nicht schwanger.“
    „Es sind schon merkwürdigere Dinge passiert, Anne.“
    Das stimmte, und sie waren mir passiert, aber sie hatte das damals nicht mitbekommen. Weder die morgendliche Übelkeit noch die Ohnmachtsanfälle, die plötzlichen hysterischen Ausbrüche oder die langen Phasen vielsagenden Schweigens. Und wenn sie doch etwas gemerkt hatte, so hatte sie geschwiegen.
    „Ich bin nicht schwanger. Es ist nur die Hitze.“ Mein Magen knurrte. „Und ich bin hungrig.“
    „Komm mit nach unten. Wir machen uns ein spätes Mittagessen. Es ist bald vier Uhr. Wann musst du zu Hause sein?“
    Ich musste nicht zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein. Alex war heute früh aus dem Haus

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