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Hot Summer

Hot Summer

Titel: Hot Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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gegangen, weil er plante, ein paar Leute zu treffen und mit ihnen über Projekte zu reden, die mich nicht interessierten. Und James war zur Arbeit gefahren. Ich erwartete ihn gegen sechs zurück, aber ich musste nicht dort sein, wenn er durch die Tür kam.
    „Ich sollte bald gehen. Ich hab aber Zeit für ein Sandwich. Später gehen wir vielleicht zum Essen aus, wenn James und Alex wieder zu Hause sind.“
    Meine Mutter hatte sich im Gegensatz zu mir schon vor langer Zeit angewöhnt, immer zu Hause zu sein, wenn mein Vater heimkam. Es war der vergebliche Versuch, sein Trinken zu beschränken. Wenn sie ihn für eine Weile mit Hausarbeit und unnützen Aufgaben beschäftigen konnte, bevor er sich in seinen Polstersessel fallen ließ, trank er vielleicht weniger. Oder er trank vielleicht gar nicht. Die Sinnlosigkeit dieses Aufwands schien sie nicht davon abzuhalten, es immer wieder zu versuchen.
    Ich wollte nicht da sein, wenn mein Vater heimkam. Er würde sich sehr jovial geben und ich wäre sehr angespannt, während ich mitzählte, wie oft er das Glas mit „Eistee“ auffüllte, den er jedes Mal mit mehr Whiskey und weniger Tee mischte. Patricia und ich hatten als Kinder mal die Teebeutel versteckt. Wir hatten gedacht, wenn es keinen Tee gab, würde es auch keine spezielle Zutat geben. Es hatte nicht funktioniert.
    „Ach, James’ Freund ist noch bei euch? Wie lange wird er bleiben?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Ich folgte ihr die Treppe hinunter und in die Küche, wo der Deckenventilator die Luft so heftig bewegte, dass sie sich fast kühl anfühlte. Diese Küche hatte sich in den letzten Jahren kaum verändert. Dieselben Gänseblümchen neigten nickend ihre Köpfe auf der Tapete und dieselben gelben Gardinen hingen vor dem Fenster. Meine Mutter redete oft darüber, die Küche zu renovieren, aber ich vermutete, das ungeheure Ausmaß an Entscheidungen, die sie würde treffen müssen, schreckte sie. Neue Wandfarben, neue Fenster, neue Topflappen – das wäre zu viel für sie. Manchmal versuchten wir vier, sie zu ermutigen. Aber was kümmerte es mich, wenn meine Mutter nie die Muster ihrer Tapeten wechselte? Ich hatte in diesem Haus nicht mehr gelebt, seit ich achtzehn war, und wenn ich Glück hatte, würde ich nie wieder in die Verlegenheit kommen, hier leben zu müssen.
    „Ist er nett? Magst du ihn?“ Sie nahm Teller aus dem Schrank und stellte Brot, Aufschnitt und Senf auf den Tisch. Außerdem ein Glas mit Mixed Pickles.
    Ich griff mir eine Tüte Chips von der Anrichte. „Er ist nett, klar. Aber er ist nicht mein Freund, sondern James’ Freund.“
    „Das heißt ja nicht, dass er nicht auch dein Freund sein kann.“
    Meine Mutter war immer auch mit den Kumpels meines Vaters befreundet gewesen. Sie hielt das Haus offen für Pokerturniere und Abende, an denen die Männer gemeinsam Football schauten. Picknicks. Sie nannte die Frauen dieser Männer, die mein Vater mit heimbrachte, ihre Freundinnen, aber sie schienen sich nur dann zu treffen, wenn sie im Schlepptau ihrer Männer mitkamen. Es gab keine gemeinsamen Mittagessen oder Shoppingtouren, keine Frauenabende im Kino. Solche Dinge machte sie mit ihrer Schwester, meiner Tante Kate. Wenn sie überhaupt etwas unternahm. Den Rest der Zeit versuchte sie, meinen Vater im Haus zu halten. Wenn er zu Hause war, dann fuhr er nicht draußen herum und überfuhr womöglich den Hund eines Nachbarn. Oder ein Kind.
    „Er bleibt nur eine Weile bei uns“, erzählte ich. „Bis er sein neues Unternehmen auf den Weg gebracht hat.“
    „Was genau macht er?“ Meine Mutter blickte von dem Senf auf, den sie auf ihrem Brot verteilte.
    „Ich … er hatte ein Transportunternehmen oder so etwas in der Art. In Singapur.“ Mehr wusste ich auch nicht.
    Meine Mutter klappte das Sandwich zu und streckte die Hand nach ihrem kunstledernen Zigarettenetui aus. Die meisten Raucher sind ihrer Marke treu, aber meine Mutter kaufte meist die billigste. Heute rauchte sie Zigaretten, die in einer weißen Schachtel steckten, die aussah, als befänden sich Spielkarten darin. Ich fragte sie nicht, ob sie mit dem Rauchen warten könnte, bis ich mit dem Essen fertig war. Doch ich zog meinen Teller beiseite.
    „Singapur, ja. Das ist sehr weit weg.“ Sie nickte und zündete die Zigarette an, inhalierte den Rauch und atmete ihn langsam wieder aus. „Wie lange kennt James ihn?“
    „Seit der achten Klasse.“ Mit wahrem Heißhunger fiel ich über das Sandwich her. Zudem legte ich eine Handvoll Chips

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