Hotel der Lust
Augen, das war doch alles nur Teil eines Spiels.
»Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie kämen, Ivy.«
Für einen kurzen Moment glaubte sie, so etwas wie Hoffnung in seinen Augen gesehen zu haben. Aber das konnte ja nur Einbildung sein. Dennoch machte sie sein Blick schwach. »Ich überlege es mir«, sagte sie mit einem Räuspern und behielt den Flyer. Vielleicht hatten ja Jessica oder Lena Lust hinzugehen.
»Tun Sie das. Sie werden bestimmt viel Spaà haben.«
»Hello Darling«, unterbrach eine raue Stimme ihre Unterhaltung. Eine blonde Frau, offenbar Britin, beugte sich über den Tisch zu dem Animateur vor und küsste ihn auf die Wange. Sie wurde dann immer sehr ungeschickt. Aber zumindest war ihre Aussprache noch klar.
Ivy starrte verlegen auf den Flyer und las etwas von freiem Eintritt und kostenlosem BegrüÃungssekt.
Es war sein Job, Frauen seine Aufmerksamkeit zu schenken. Und doch hatte sie ihn für einen kurzen Moment wirklich sympathisch gefunden. Jetzt beachtete er sie nicht mehr, hatte nur Augen für die hübsche Britin. Ivy wandte sich ab, ging zum Lift und fuhr in den fünften Stock. Es wäre wohl das Beste, nicht weiter darüber nachzudenken. Sie war hier, um sich zu erholen, und es gab vieles, was einen Blick wert sein würde. Ivy schüttelte den Kopf und entschied, sich für das Abendessen fertig zu machen.
Im Flur stieà sie jedoch fast mit Jessica zusammen, die in einem luftigen Sommerkleid auf zehn Zentimeter hohen Absätzen durch den Gang stakste. Ihre roten Haare waren zu einem Knoten zusammengebunden. Und sie hatte teuren Schmuck angelegt. Jessica achtete immer sehr auf ihre Garderobe. Sogar noch mehr als Lena, die in den exquisitesten Boutiquen einzukaufen pflegte. Diese Schuhe mussten jedenfalls von einem gemeinsamen Beutezug mit ihr stammen, denn Lena hatte ein auffällig ähnliches Paar heute Morgen getragen.
»Hey Ivy, da bist du ja endlich. Lena und ich wollten schon eine Vermisstenanzeige aufgeben. Was hast du denn da?« Jessica riss ihr den Flyer aus der Hand. »So ein Zufall. Wir wollten dich fragen, ob du nicht Lust hättest, mit uns heute Abend dorthin zu gehen. Das Avide ist ein heiÃer Schuppen mit vielen heiÃen Kerlen. Wird dir gefallen.«
Die heiÃen Kerle interessierten Ivy gar nicht so sehr. Sie hoffte viel mehr darauf, Alexander wiederzusehen. Irgendetwas war zwischen ihnen, und sie wollte herausfinden, ob sie sich das nur einbildete. Ihr Körper reagierte jedenfalls sehr eigenartig, wenn sie an ihn dachte.
»Okay, ich bin dabei!«, sagte sie kurz entschlossen, doch die Entscheidung hatte sie eigentlich schon längst getroffen, als Alexander ihr den Flyer gegeben und sie charmant angelächelt hatte.
»Fantastisch! Du, wir sehen uns gleich unten am Büfett, ja?«
»Ja, ich wollte nur rasch was anderes anziehen.«
»Alles klar, dann bis gleich.«
Ivy setzte sich ans Fenster, bereute es jedoch, als sich das klapprige Gefährt in Bewegung setzte und der Abstand zur Felskante gefährlich schmal wurde. Der Fahrer trat auch noch aufs Gas, und die Insassen wurden so heftig durchgeschüttelt, dass Ivy sogar ein wenig übel wurde. Als der Bus schlieÃlich an der nächsten Haltestelle hielt, war Ivy mehr als froh, endlich wieder festen Boden unter den FüÃen zu haben. Ihre Beine zitterten sogar noch, als sie Lena und Jessica durch die engen Gassen der Neustadt folgte. Der Geruch des Meeres und der salzige Geschmack der Luft vertrieben ihre Ãbelkeit dann aber ziemlich schnell. Musik drang aus den zahlreichen Cafés und Restaurants. Palmen säumten die StraÃe. Es war angenehm warm, jetzt, da die Sonne untergegangen war.
»Hier ist es.« Lena deutete auf das unauffällige Gebäude, das einzig durch die ebenfalls dezent wirkende Leuchtschrift als Avide kenntlich wurde. Von drinnen drangen die Bässe zu ihnen vor. Hämmernd. Pochend. Gerade als Lena die Tür öffnen wollte, ging diese plötzlich von selbst auf, und ein lachendes Pärchen kam heraus, um zu rauchen. Ivy fiel sofort auf, wie wenig die Frau anhatte. Kurzes Top, super knappe Shorts. Doch sie wirkte keinesfalls billig. Im Gegenteil. Die Stoffe glitzerten, und ihre Trägerin versprühte Glamour. Ivy fühlte sich underdressed, denn auch Lena und Jessica hatten sich in Schale geworfen. Jessicas schmaler Körper zierte nur ein Bikinioberteil und ein Stück
Weitere Kostenlose Bücher